
Paderborn. Wenn am Samstag die Glocken rauschen und das Liborifest im wahrsten Sinne einläuten, dann ist das auch für Gereon Krahforst eine (sehr passende) Art Startschuss. Denn zu Libori hat der Domorganist Hochzeit. "Ich zähle die Stunden nicht", schmunzelt er, überschlägt dann doch kurz und kommt auf rund 45 Stunden reine Spielzeit in der Festwoche. Für den 35-Jährigen ist das aber alles andere als ein Strapaze.
"Es ist eine gewaltige Herausforderung", sagt Gereon Krahforst, "aber eine von der guten Art." Rund 1.500 Menschen im Dom beim Singen des Libori-Lieds zu begleiten, "das ist besonders erhebend", strahlt er, "mehr als an einer berühmten Orgel in einer großen Kathedrale ein Konzert zu geben." Kein Wunder, denn der Domorganist, der heuer sein sechstes Liborifest erlebt, sieht es als seine erste Aufgabe an, die Gemeinde zu begleiten. Dass er dabei in der Festwoche etwa 45 bis 50 Mal das Libori-Lied spielt, ist für ihn kein Problem, wie er lächelnd versichert. "Jeder möchte das Lied in seinem Programm haben", weiß er von den Geistlichen, die in dieser Zeit viele Messen und Andachten feiern.
Klar, dass sich Krahforst nicht nur auf den Part der Begleitung vorbereitet hat, auch über die Einzugsprozession und den Schluss der Messen sowie Andachten hat er sich viele Gedanken gemacht. Dann werde er anspruchsvolle Stücke spielen oder improvisieren, berichtet der Musiker und erzählt begeistert schon ein bisschen vom Liborimontag, den er traditionell musikalisch den Gästen aus Le Mans widmet, die es sich natürlich nicht nehmen lassen, mit den Paderbornern ihren altehrwürdigen Bischof und Heiligen Liborius zu feiern. In diesem Jahr bringt Krahforst ihnen zu Ehren französische Orgelmusik von César Franck zu Gehör.
Traumhaft sei seine Arbeitsstelle, findet Gereon Krahforst, der seit September 2003 in Paderborn als Domorganist tätig ist. Daran hat sicher auch das Liborifest seinen Anteil. "Ich habe es 2004 sofort lieben gelernt, vor allem, weil ich immer begeistert von internationalen Veranstaltungen bin." Und so hat er während der 5. Paderborner Jahreszeit schon viele Freundschaften zu Kollegen in aller Welt geknüpft. Wie zum Beispiel zu Philipp Kloeckner aus Houston. Der amerikanische Professor habe ihn 2004 nach einer Libori-Messe noch an der Orgel lange nach seiner Arbeit und dem Improvisieren geradezu ausgefragt. "2007 hatte ich die Begegnung fast vergessen, da kam plötzlich eine Einladung an die Rice University, um zu unterrichten und zu spielen", erzählt Krahforst.
Doch nicht nur Professoren haben den Organisten schon in der Liborizeit an der Orgel besucht. "Es kommen oft Leute", sagt er - durchaus mit einem weinenden Auge. Denn so mancher schaut während der Liturgie vorbei. "Und das stört bei der Konzentration", sagt der Organist und wünscht sich, dass die Musikfreunde das Ende der Messe oder der Andacht abwarten. "Ich löse mich ja nicht in Luft auf", beteuert er und verspricht, nach getaner Arbeit gern auch auf viele Fragen zu antworten.
Eins allerdings mag der 35-Jährige überhaupt nicht: Dass zur Liborizeit von vielen Dombesuchern aller Respekt abfällt und sie telefonierend, essend oder in Hunde-Begleitung womöglich sogar während des Gottesdienstes durch die Kathedrale schlendern. "Ich habe sogar mal jemanden, der eine Zigarre rauchte, aus dem Dom werfen müssen", sagt er. "So etwas kommt sonst nie vor."