Paderborn. Der US-amerikanische Technologiekonzern Cemtrex wird zum 1. Juni die Periscope GmbH aus Paderborn übernehmen. Der Kauf des Paderborner Unternehmens, das am Heinz-Nixdorf-Ring 1 elektronische Baugruppen, Module und Geräte für Großkunden aus den Bereichen Telekommunikation und Automobilindustrie fertigt, wird im Rahmen eines "Asset Deals" vorgenommen, über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Bei einem Asset Deal gehen alle Wirtschaftsgüter wie Grundstücke, Gebäude, Maschinen oder auch Arbeitsverhältnisse einzeln in neuen Besitz über.
Damit ist der EMS-Dienstleister (Electronics Manufacturing Services), der Ende 2015 einen Insolvenzantrag stellte, zwar gerettet, allerdings verlieren 190 der 330 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz. Der Käufer hat angekündigt, 140 Mitarbeiter zu übernehmen. Das Unternehmen wird nun unter dem Namen Rob Cemtrex Automotive GmbH für den EMS-Bereich und unter ROB Cemtrex Logistics GmbH für den Logistikbereich auftreten, wie das Unternehmen in einer Pressemitteilung erläutert. Mit Cemtrex habe Periscope einen Investor gefunden, der seit Jahren auch in der Elektronik-Entwicklung und -Fertigung zu Hause sei. Saagar Govil, Vorstandsvorsitzender der Cemtrex: "Der Kauf von Periscope ist ein wichtiger strategischer Meilenstein, um unsere Position im europäischen EMS-Markt zu festigen und in den exponentiell wachsenden Automobilzulieferermarkt vorzudringen. Die deutschen Automobilhersteller sind Vorreiter bei Innovationen und wir wollen diesen Markt mit unseren Produkten zukünftig erschließen."
Cemtrex plant im nächsten Jahr mit Periscope einen Umsatz von rund 30 Millionen Euro. "Wir freuen uns besonders für die Mitarbeiter und Kunden über den Verkauf, jetzt kann ein nachhaltiger Neuanfang für das Unternehmen beginnen. Dies konnte nur gelingen, weil die Mitarbeiter erhebliche Einschnitte akzeptiert haben. Hierfür sind wir ihnen sehr dankbar", erklärt Geschäftsführer Heinrich Ollendiek. Von den 330 Mitarbeitern wechseln 190 in eine Transfergesellschaft. Sie hat die Aufgabe, diese so schnell wie möglich in neue Beschäftigung zu vermitteln. Nach einem ersten Gespräch schließen sich für die Mitarbeiter individuelle Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen an.
"Die Sanierung der Periscope ist kein Selbstläufer gewesen und die nun entschiedenen Personalmaßnahmen sind uns nicht leichtgefallen. Sie sind jedoch erforderlich, damit wir langfristig und wettbewerbsfähig am Markt agieren können", erklärt Geschäftsführer Jasper Stahlschmidt. Der Insolvenzexperte kommt von der Kanzlei Buchalik Brömmekamp, die das Unternehmen im Rahmen des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung begleitet. Mit dem Kauf wird Stahlschmidt aus der Geschäftsführung ausscheiden. Wesentlich für den Asset Deal sei gewesen, dass die Geschäftsführung in Abstimmung und mit Unterstützung der Sachwalterin Rechtsanwältin Sandra Bitter (Bitter Ehrhardt Rechtsanwälte) Restrukturierungsmaßnahmen im Personalbereich durchgeführt habe, die nur durch freiwillige Beiträge der Mitarbeiter erfolgen konnten. "Die Eigenverwaltung war der beste Weg für das Unternehmen, um den nun erlangten Verkauf zu ermöglichen. Ich möchte allen Beteiligten für ihr großes Engagement danken. Insbesondere den Mitarbeitern, dem Gläubigerausschuss und dem Gericht, die diesen Weg mitgegangen sind", so Sandra Bitter.