Kreis Paderborn (NW). Sie haben klangvolle Namen wie "Seidenhemdchen", "Schöner aus Oesdorf" oder "Cadillac". Aber trotzdem führen diese Obstsorten was ihre Bekanntheit betrifft ein Schattendasein. Noch!
Denn der Gärtner Andreas Bogel sucht jetzt für den Naturschutzbund Deutschland (NABU) nach regionalen und lokalen Obstsorten im Südlichen Paderborner Land. Dabei setzt er auch auf die Mithilfe der Bürger.
Es sind die sprichwörtlichen "Kirschen in Nachbars Garten", die Bogel interessieren. "Ob im Garten, am Wegesrand oder auf Streuobstwiesen, regionale Obstsorten können überall sein.
Man muss nur genau hinsehen, um sie zu entdecken", weiß der studierte Diplom-Ingenieur für Landschaftsarchitektur und Umweltplanung. Über die Jahre sind viele der regionalen Besonderheiten in Vergessenheit geraten.
Standardsorten bildeten sich heraus. Nur einige wenige Landwirte, Dorflehrer oder -geistliche kümmerten sich weiter vor Ort um den Erhalt "ihrer Sorten". Heute dagegen hat man ihre Bedeutung wieder erkannt.
"Oft weisen die Regional- und Lokalsorten ein größeres genetisches Spektrum auf als diejenigen, die wir heute aus dem Supermarkt kennen", weiß Andreas Bogel.
Deshalb sollen die Regional- und Lokalsorten nun erforscht und durch die Kultivierung in so genannten "Mutterreisergärten" für die Zukunft gesichert werden.
Das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein Westfalen initiierte das Projekt mit dem Titel "Erhalt genetischer Ressourcen im Obstbau in NRW", das im Rheinland bereits erfolgreich durgeführt wurde.
Erste Stichproben zeigten bereits, die Recherche im Altkreis Büren wird sich bestimmt lohnen.
Ausgemacht werden konnten zum Beispiel bereits die Apfelsorten "Bad Wünnenberger Zuckerapfel", "Paderborner Seidenhemdchen" oder der "Geseker Klosterapfel". In Niederntudorf fand man die alte Birnensorte "Französischer Katzenkopf".
"Regionale Sorten erkennt man oft nicht auf den ersten Blick", berichtet Bogel. "Deshalb sind wir bei diesem Projekt besonders auf die Mithilfe und das Wissen der Bevölkerung angewiesen", fordert er all jene auf, sich bei ihm zu melden, die besonders alte Obstbäume besitzen, Bestände kennen oder meinen, eine historische Regional- oder Lokalsorte ausfindig gemacht zu haben. Und dabei geht es Bogel selbst nicht nur um die geschmackliche Sortenvielfalt: "Viele der Sorten haben auch eine spannende Kulturgeschichte, die es zu entdecken und für die Zukunft zu bewahren gilt."
Andreas Bogel ist zu erreichen unter Tel. (01 57) 32 47 56 39 (täglich ab 17 Uhr) oder per E-Mail unter a.bogel@gmx.de.