Paderborn

Kunstwerk mit Verspätung

Warum die Apfelbaumblüte vor dem Bahnhof noch ein Weilchen auf sich warten lässt

14.05.2013 | 14.05.2013, 00:00
Die Apfelbaum-Skulptur soll auf die beiden Stahlträger montiert werden, die auf den beiden Fundamanentblöcken im Untergrund des Bahnhofsvorplatzes ruhen. Ein Transparant am Bauzaun zeigt Modelle der Skulptur (mit dem geplanten Bahnhofsneubau) und nennt das Thema der Arbeit Christian Hasuchas. - © FOTO: MARC KÖPPELMANN
Die Apfelbaum-Skulptur soll auf die beiden Stahlträger montiert werden, die auf den beiden Fundamanentblöcken im Untergrund des Bahnhofsvorplatzes ruhen. Ein Transparant am Bauzaun zeigt Modelle der Skulptur (mit dem geplanten Bahnhofsneubau) und nennt das Thema der Arbeit Christian Hasuchas. | © FOTO: MARC KÖPPELMANN

Paderborn. Vielleicht ist der Berliner Künstler Christian Hasucha ist ein Visionär. Für seine Apfelbaumskulptur, Ergebnis eines Kunstwettbewerbs der Stiftung der Sparda-Bank West und geplantes Geschenk dieser Bank an die Stadt, ersann Hasucha im vergangenen Jahr den – klein geschriebenen – Titel "später sein wird". Der Titel der Arbeit hat sich offenbar ein wenig verselbstständigt.

Die Installation der 6,50 Meter hohen und 8 Meter breiten Stahlskulptur mit dem echten Apfelbaum, der in ihrer Mitte wachsen soll, verspätet sich immer aufs Neue. "Nein", mit dem Titel der Arbeit hat das nichts zu tun", versichert der der Künstler, dem trotz der inzwischen mehrfachen Verspätungen das Lachen noch nicht vergangen ist.

Information

Standort wurde 2011 ausgewählt

Die Stiftung der Sparda-Bank hatte für ihren Kunstpreis NRW 2012 die Stadt Paderborn ausgewählt, nachdem die Preise der Vorjahre an Düsseldorf, Dortmund, Wuppertal, Grevenbroich, Essen und Hagen gegangen waren. In einer beschränkten Ausschreibung lud die Stiftung fünf Einzelkünstler und zwei Künstlerduos ein, Entwürfe für Paderborn zu kreieren. Der Standort am Bahnhof war bei einer Besichtigung im Frühjahr 2011 ausgewählt worden. Christian Hasucha machte das Rennen. Der Berliner Künstler, Jahrgang 1955, ist durch Kunstinterventionen im öffentlichen Raum bekannt geworden. Der Kunstpreis ist mit 100.000 Euro dotiert.

Laut Wettbewerbs-Ausschreibung sollte die Skulptur eigentlich bis Ende vergangenen Jahres stehen. Doch es kam zu Verzögerungen. Vielleicht auch deshalb, weil die Planung des neuen Hauptbahnhofgebäudes, zu dem das Kunstwerk passen soll, noch auf sich warten lässt.

Dann endlich sollten Anfang April die vorbereitenden Arbeiten für das Fundament der Skulptur beginnen. Doch gleich am ersten Tag stieß der Bagger im Untergrund des Bahnhofsvorplatzes auf geheimnisvolle Leitungen, die in keinem Plan verzeichnet waren (die NW berichtete). Und der Titel des Kunstwerks hielt erneut, was er verspricht: "Später sind wird."

Inzwischen ist – im Auftrag der Stadt – das zweiteilige Fundament gegossen. Der Beton ist getrocknet, die Installation der Beleuchtung vorbereitet. Und zwei Stahlträger sind auf den beiden Fundament-Blöcken verankert. Darauf soll das Kunstwerk montiert werden.

Ein Kran war bereits für morgen, Mittwoch bestellt. Er sollte die aus Skulptur, die an Ort und Stelle zusammengeschweißt wird, zur schönsten Apfelblütenzeit an ihren Standort hieven. Ab 15 Uhr sollte es soweit sein. Aber wie heißt noch der Titel der Arbeit?

Nun sind des Probleme beim Verzinken der Stahlelemente, aus der die Skulptur zusammengefügt werden soll, die für die nächste Verspätung sorgen.

Der Metallbauer in Kamen bei Unna, der schon mehrfach Arbeiten Christian Hasuchas ausgeführt hat (dies ist die bislang größte), hat den Künstler am Wochenende wissen lassen, dass es in der Verzinkerei, mit der das Unternehmen zusammenarbeitet, zu Verzögerungen kommt. Aufgrund der Größe der Stahlelemente müssen diese, bevor sie ins Zinkbad getaucht werden können, erst mit besonderen Ösen versehen werden.

Nun soll Ende Mai/Anfang Juni auf dem Bahnhofsvorplatz ein neuer Anlauf zur Installation der Baumskulptur unternommen werden. Sie wird in drei Teilen angeliefert. Wie Hasucha gestern im Gespräch mit der NW erläuterte, folgt vor Ort noch eine Kaltverzinkung. Danach muss die Skulptur ein paar Wochen "ausdünsten", bevor sie durch einen Malerbetrieb gründlich abgewaschen und mit Eisenglimmer, einem Korrosionsschutzlack, versehen wird.

Am Tag vor der offiziellen Einweihung soll eine von Hasucha beauftragte Landschaftsarchitektin im Pflanzloch zwischen den beiden Fundament-Blöcken den rund 2,50 Meter hohen Apfelbaum pflanzen. Dieser soll im Laufe der kommenden Jahre in die Skulptur hineinwachsen.

Bezüglich des Einweihungstermins mag sich der Künstler noch nicht genau festlegen. "Vielleicht Ende Juli." Das könnte im Richtung Liborifestwoche deuten. Aber wie lautet noch der Titel der Arbeit?
Christian Hasucha lacht erneut: "Später sein wird – das Thema dieser Arbeit ist in größeren Dimensionen gedacht. Es hat damit zu tun, was wohl in 25 Jahren sein wird." Hoffentlich keine unvollendete Baustelle am Bahnhof. . .