
Paderborn-Elsen. Rund fünf Minuten flitzt das elektroangetriebene Powerboot über den Nesthauser See. Dann macht der Akku schlapp. Für den Fahrer auf dem Steg ist das kein Problem. Er hat zumeist ein paar Ersatz-Akkus dabei, damit das rasante Vergnügen auf der Wasseroberfläche möglichst ohne Pause weitergehen kann.
50 Fahrer aus ganz Deutschland tummelten sich am Samstag beim Powerboot-Treffen des Allgemeinen Modellbau-Clubs (AMC) Paderborn am Nesthauser See, um ihre Originalnachbauten mal wieder richtig auszufahren. In der Spitze erreichen die Flitzer ein Tempo von bis zu 160 Kilometern in der Stunde.
Eine kurze Anreise hatte Dennis Prior aus Paderborn. Bisher ist der 15-Jährige eher kleine Boote gefahren. Am Samstag wagte er sich an einen Kiton heran, einem großen Scale-Nachbau. "Große Boote haben mehr Leistung, sehen besser aus und man hat mehr Platz zum Arbeiten", sagt der junge Modellbau-Fan.
Ein echter Hingucker war der große Hydroplane von Christian Seidel aus Nienburg in Sachsen-Anhalt. Der Nachbau einer amerikanischen Rennserie ist ganz exklusiv mit den Unterschriften von Fahrern und Eigentümern versehen.
Was da so am Samstag über den See raste und teilweise eine bis zu sechs Meter lange Wasserfontäne auslöste, hat mitunter seinen Preis. Die Spannbreite reicht nach Angaben vom AMC-Vorsitzenden Jürgen Overrödder (56) von 2.000 bis 5.000 Euro, je nachdem was alles ein- und umgebaut wird. Manche habe eine Leistung bis zu 8.800 Watt. Viele der Fahrer leisten sich zwischen vier und fünf Boote. "Elektro-Motoren sind umweltfreundlich und sind im Vergleich zu Verbrennermotoren deutlich schneller, es sei denn, es werden Abgasturbinen eingesetzt", erklärt der zweite Vorsitzende Jörg Sentker. Seine Affinität zu Wasser in Kombination mit Tempo ziehe ihn immer wieder zu den Powerbooten, so der Bielefelder. Deutschland sei Vorreiter und auf einem technisch sehr hohen Niveau. Die Chinesen holten, gerade was Elektronik und Steuerungstechnik betreffe, jedoch mächtig auf, erklärt der Modellbauer aus Bielefeld.
Ab und zu gab es beim Powerboot-Treffen auch mal eine Schrecksekunde, wenn ein Boot plötzlich durch die Luft wirbelte, um wenig später unsanft auf das Wasser zu klatschen. Dann kam zur Bergung eine zweiköpfige Bootsbesatzung zum Einsatz.
"Die Boote fahren am Limit. Eine falsche Windböe und das Boot macht einen Abflug", weiß Jürgen Overrödder und genießt die Atmosphäre am Nesthauser See. Das sei wie ein Mini-Urlaub, sagt er. Manche Fahrer hätten sich das ganze Jahr nicht gesehen und könnten sich mal wieder ausgiebig über ihr Hobby austauschen, so der Paderborner.
AMC Paderborn
Der Allgemeine Modellbau-Club (AMC) Paderborn wurde 1985 gegründet.
Die 63 Mitglieder kommen aus ganz Deutschland. ´Schwerpunkt ist der Raum Paderborn, Bielefeld und Lippe.
Auch historischen Schiffe, Segelschiffe, Arbeitsschiffe und Kutter und zum Teil auch Autos gehören zur Bandbreite des Vereins.
Im Oktober 2013 wird der Nesthauser See in Elsen Schauplatz des Finales der Lipo-Masters, einer Rennserie mit Rennbooten. (ag)