Paderborn. Die Mastbruchschule ist vielleicht nicht nur Vorreiter in Sachen 60-Minuten-Unterrichtstakt: Am Standort der Hauptschule im beschaulichen Wohngebiet Mastbruch (Schloß Neuhaus) könnte zum Schuljahr 2014/15 Paderborns erste Sekundarschule entstehen. Schulleiter Eduard Rammert, sein 44-köpfiges Kollegium und die Schulpflegschaft plädieren einhellig für diese Schulform.
Während die beiden Hauptschulen Kilian und Niesenteich bereits auslaufen und die Georgschule im letzten Sommer nicht genug Anmeldungen für eine einzige 5. Klasse verbuchte, spürt inzwischen auch die Mastbruchschule (468 Schüler + 128 im Bonifatius-Förderzentrum) das magere Interesse an Hauptschulen: Meist fällt die Entscheidung für Real- oder Gesamtschule.
"Eine Sekundarschule wäre eine gute Möglichkeit, unser komplexes Programm samt vieler Fördermaßnahmen und Betriebskooperationen weiterhin vielen Schülern anbieten zu können", sagt Eduard Rammert. An einer Sekundarschule (5.-10. Klasse) lernen alle Kinder wie in der Grundschule im 5. und 6. Schuljahr zunächst gemeinsam – ab der 7. Klasse wird dann nach Leistungsfähigkeit getrennt unterrichtet. Und für die Oberstufe gibt es eine Kooperation mit einer anderen Schule. Am liebsten würde Rammert für ein wohnortnahes Schulangebot die Realschule Schloß Neuhaus mit ins Boot holen: "Das wäre eine sehr schöne Sache, gemeinsam könnten wir den sich verändernden Schülerzahlen gut begegnen", ist der Pädagoge überzeugt. Doch an der Realschule, wo sich das Kollegium auch nicht zur 60-Minuten-Schulstunde durchringen konnte, sind viele Lehrer davon nicht angetan. "Drei Viertel des Kollegiums haben sich in einem ersten Stimmungsbild dagegen ausgesprochen", bestätigt Schulleiter Ferdinand Brüggemann-Sina auf NW-Nachfrage. Angesichts des "Hü und Hott" in der Schulpolitik sei die zögerliche Haltung verständlich. Das Thema sei aber nicht vom Tisch, betont der Schulleiter: "Entscheidende Faktoren sind Elternwille und Schulträger".
Stadt startet Eltern-Befragung
Noch vor den Sommerferien will die Stadt Eltern aus dem gesamten Stadtgebiet bei einer Veranstaltung über die Struktur von Sekundarschulen informieren. "Eine Befragung von Eltern der jetzigen Zweit- und Drittklässlern über das Interesse an dieser Schulform soll sich möglichst schnell anschließen, ebenfalls noch vor den Sommerferien", erklärte Schulamtsleiterin Christel Rhode auf Nachfrage der NW. Im Kreisgebiet startete in diesem Schuljahr die Sekundarschule Borchen (Ex-Altenauschule) und in Bad Wünnenberg löst im kommenden Sommer eine Sekundarschule die Haupt- und Realschule ab. In Büren ist der Start für 2014 geplant, in Delbrück wird gegenwärtig noch diskutiert. (au)
Das sehen einige Politiker ähnlich. "Es muss grundsätzlich überlegt werden, wie sich Haupt- und Realschulen künftig aufstellen sollten", erklärte SPD-Ratsherr Manfred Krugmann im Schulausschuss. In der Schulentwicklung eine Richtung vorzugeben sei Aufgabe der Politik, plädierte der Grüne Uli Graben (Vize-Leiter der Neuhäuser Realschule) für "Gestalten statt Abwarten." Die CDU will grundsätzlich keinerlei Vorgaben machen, unterstrich Fraktionschef Markus Mertens seine Position deutlich: "Wir können Schulen nichts überstülpen". Allerdings: Der Elternwille sei zu berücksichtigen.
"Gegen Schulen werden wir keine Schulentwicklung machen", will der Beigeordnete Wolfgang Walter stattdessen lieber Initiativen wie die in Mastbruch aufgreifen und kündigt eine stadtweite Eltern-Befragung für eine dortige Sekundarschule an. Für deren Gründung wären 75 Anmeldungen nötig. "Ist der Bedarf vorhanden, ist das auch ein deutliches Signal an Realschulen", sagt Walter.