Borchen-Kirchborchen. Da sage noch einer, niemand mehr wolle eine Grundschule leiten. Ruth Waßmuth startete gestern von 0 auf 100. Ein Kaltstart war es keineswegs. Rund 140 Schüler, die Kolleg(inn)en und etliche Gäste bereiteten ihrer jungen Chefin in der Sporthalle einen warmherzigen Empfang.
Okey, die Mutter von mittlerweile zwei kleinen Kindern kennen zumindest die meisten Pädagogen vor Ort schon seit Jahren. Waßmuth, am Niederrhein geboren, war 2006 nach Borchen gezogen. In der Folge gebar die heute 37-Jährige erst Sohn Johann (heute 3), wurde nach dem Abschied von Rektor Heinrich Pasel kommissarisch Konrektorin und verabschiedete sich für die Geburt ihrer Tochter Thea (1) in die Elternzeit. "Ich habe sie aber zwischenzeitlich in der Schule gesehen", sagte Schulrätin Marlies Böke und bedankte sich bei den beiden Kolleginnen, die in dieser Zeit die Verantwortung getragen hatten.
In einer Erzählrunde im Vorfeld hatten Kinder der Moderatorin dieser Feier die Aufgaben einer Schulleitung beschrieben. An die Beliebtheitsspitze katapultierte sich das Anführen der Polonaise bei der bevorstehenden Karnevalsfeier - wie es Pasel gepflegt hatte. Es folgten "viel telefonieren", Reden halten und "die Feuerwehr rufen, wenn es brennt". Nacheinander traten Sprecher der einzelnen Klassen vor Waßmuth, überreichten eine Papierrolle sowie eine Rose und äußerten handfeste (Glück-)Wünsche. Einer lautete aus Jungen-Mund: "Wir wollen, dass Du unser Boss wirst."
Dafür ließ die neue Schulleiterin entsprechende Bereitschaft erkennen. Neben dem Schulleben reizt Waßmuth auch der Kontakt mit den weiteren Grundschulen in der Gemeinde, und vor dem Organisatorischen hat die Lehrerin mit den Fächern Mathematik, Deutsch und Religion, dazu Englisch und Musik, keine bange. Ihre größte Aufgabe in den nächsten Monaten wird die weitere Zusammenführung der beiden Grundschulen mit dem wünschenswerten Erhalt des Standortes Etteln sein. "Kommst Du uns bitte besuchen?" wünschten gestern die Mädchen und Jungen von dort. Daran hat Ruth Waßmuth keine Zweifel gelassen. Den jugendlichen Schwung dafür hat sie schon erkennen lassen.