Paderborn. Erstens: man muss kreativ sein. Zweitens: man muss mit dieser Kreativität sein Geld verdienen wollen. Und drittens: man muss einen klaren Bezug zu Paderborn haben. Wer diese Voraussetzungen erfüllt und dann auch noch ins Team passt, darf mitmachen bei den "Paderborner Kreaturen" – dem ersten Netzwerk dieser Art in der Region, das sich darüber hinaus für die Integration von Menschen mit Handicap einsetzt.
In großen Medienstädten wie Köln oder Berlin gibt es das häufiger: Junge, kreative Medienspezialisten wie Fotografen oder Designer tun sich zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen, um nicht alleine im großen Haifischbecken der Branche ums Überleben kämpfen zu müssen. Frei nach dem Motto: Gemeinsam sind wir stark! Und genau so ein Netzwerk gibt es seit ein paar Monaten auch in Paderborn – in Form der "Kreaturen".
"Wir wollten für die vielen Einzelkämpfer am Markt eine Plattform schaffen, mit deren Hilfe sie Kontakte zu anderen Medienspezialisten in der Gegend knüpfen können, um bei Bedarf deren Kompetenzen zu nutzen", erklärt Bartholomäus Rymek. Zusammen mit Jan Bargfrede und Kamil Hertwig hat er das Netzwerk ins Leben gerufen, das in der Praxis wie folgt funktioniert: Ein Grafik-Designer bekommt zum Beispiel den Auftrag, eine Internetseite zu entwickeln. Das Design dieser Seite ist für ihn kein Problem, die Programmierung aber schon. Deshalb sucht er sich bei seinen Kollegen von den "Paderborner Kreaturen" jemanden, der das übernehmen kann. Also kann er den Auftrag trotz seiner Komplexität professionell bearbeiten und Geld damit verdienen.
Hierarchien oder enge Strukturen gibt es bei den "Kreaturen" übrigens nicht. Jedes der zehn Mitglieder ist sein eigener Chef, hat sein eigenes Equipment und einen eigenen Arbeitsplatz. Ein bis zwei Mal im Monat treffen sich alle zur großen Besprechung, dazwischen gibt es kleine Meetings der jeweils aktuellen Arbeitsgruppen. Und neue Mitglieder werden nur dann aufgenommen, wenn alle finden, dass er oder sie ins Team passt.
Hinzu kommt ein besonderes Engagement für Menschen mit Handicap. "Wir arbeiten eng mit der Sozialpsychiatrischen Initiative Paderborn zusammen und bieten praktische Trainingsplätze an, wenn jemand mit einer Beeinträchtigung im Medienbereich Fuß fassen möchte. Das ist nämlich gar nicht so einfach", sagt Rymek. Die "Kreaturen" zeigen den Betroffenen dann, wie die Branche funktioniert und vermitteln wichtiges Handwerkszeug. Einige schaffen auf diese Weise sogar den Sprung ins Netzwerk. "Ein Drittel unserer Mitglieder hat eine Behinderung, ein weiteres Drittel Migrationshintergrund", erzählt Jan Bargfrede. Und Kamil Hertwig ergänzt: "Das ist uns sehr wichtig. Wir grenzen niemanden aus, sondern sind offen für alle und alles."
Mit diesem Konzept konnten die "Kreaturen" schon einige große Aufträge an Land ziehen. Unter anderem haben sie den webmoebel Baskets-Bus designed, der regelmäßig auf Linienfahrten in der Stadt unterwegs ist. Und auch der Internetauftritt und die Flyer des Paderkletterparks stammen von den Netzwerkmitgliedern.