BAD WÜNNENBERG-BLEIWÄSCHE

Betrieb soll weitergehen

Zwangsversteigerung: Zwei Interessenten für Landhotel Waldwinkel

Hinter der Fensterfront des Haupthauses s befindet sich ein großzügiger Aufenthaltsbereich. Die 34 Gästezimmer weisen einen Vier-Sterne-Standard auf. Das Landhaus verfägt über weitere 31 Zimmer. | © FOTO: MARC KÖPPELMANN

04.01.2012 | 04.01.2012, 13:00

Bad Wünnenberg-Bleiwäsche. Das Landhotel Waldwinkel in Bleiwäsche wird zwangsversteigert. Trotzdem glaubt Hoteldirektor Gerhard Pohle an eine Zukunft für das renommierte Haus.

Die besten Zeiten hat das Hotel hinter sich. Bis zu Beginn der 90er Jahre florierte das Geschäft. Die Besitzer, das Ehepaar Egert, verkauften ihr Lebenswerk 1993 allerdings aus Altersgründen. Fortan wechselten die Besitzer, das Hotel büßte seinen Reiz ein. 2004 meldete der Inhaber Insolvenz an.

Und seit Bekanntwerden der Versteigerung am 1. März im Paderborner Amtsgericht stornieren viele Gäste ihre Buchung. Das sei dramatisch und nicht notwendig, meint Gerhard Pohle und verspricht: "Auch Gutscheine werden weiterhin eingelöst, sie behalten drei Jahre ihre Gültigkeit." Seine Zuversicht wird durch zwei potenzielle Käufer gespeist, die angeblich konkretes Interesse an dem Immobilienkomplex bekundet haben. Einer soll laut Informationen der NW der ehemalige Gesellschafter Frank Weißgärber sein.

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Arbeitsverträge bleiben gültig

Der Inhaber, die Landhotel Waldwinkel GmbH, ist seit 2004 insolvent. Der Hotelbetrieb läuft seitdem weiter. Im Fall einer erfolgreichen Versteigerung wird die Betreibergesellschaft, die Landhotel Waldwinkel Hotel-Betriebs- und Verwaltungs-GmbH, ihre Arbeit möglicherweise fortführen. Die aktuell zehn Mitarbeiter und sechs Auszubildenden haben zunächst keine Nachteile zu erwarten: Die Arbeitsverträge laufen weiter, sagt Hoteldirektor Gerhard Pohle. "Wer das Hotel ersteigert, ersteigert auch die Mitarbeiter". Er selbst wird das Haus bei einem Besitzerwechsel nach einem Dreivierteljahr wohl verlassen. Der Gesamtwert des Haupt- und Landhauses mit der angrenzenden Wald- und Wiesenfläche wird im Gutachten auf 1,26 Millionen Euro beziffert und als Komplettpaket versteigert.

Bleiwäsches Ortsvorsteher Stefan Stachowiak hofft ebenfalls auf eine Fortführung des Hotelbetriebes und stellt die gesellschaftliche Bedeutung für den Ort heraus: "Die Hubertusstube ist mittlerweile die einzige Gaststätte. Dort finden auch Geburtstage und Beerdigungen statt." Ein gut geführtes Hotel habe auch in Bleiwäsche eine Chance. Allerdings hält er Renovierungen für dringend notwendig: "Es wirkt ein bisschen runtergekommen."

Den Eindruck vermittelt auch das Gutachten der Sachverständigen Martina Carduck. Während das 1980 bis 1982 erbaute Vier-Sterne-Haupthaus noch mit einem blauen Auge davonkommt, zeichnet die Betriebswirtin für das angrenzende Zwei-Sterne-Landhaus (ab 1965 in vier Etappen bis 1977 erbaut) ein negatives Bild. In beiden Häusern macht die Gutachterin einen Modernisierungsstau aus - mit Feuchtigkeitsschäden und einer irreparablen Aufzugssteuerung im Haupthaus. Die Renovierungs- und Brandschutzmängel im Landhaus ließen sich nur durch großen Investitionsaufwand oder gar nicht beseitigen. Ihr Urteil: "Die Hoteldependance (das Landhaus, Anm. der Red.) ist nur eingeschränkt marktfähig (. . . ) und längerfristig kaum mehr vermarktbar."

Doch genau dort befindet sich das Konferenzzentrum bestehend aus fünf Räumen. "Die Konferenzräume entsprechen in keiner Weise den heutigen Anforderungen", schreibt Carduck. Die Ausrichtung als Tagungshotel war jedoch bereits vor dem Gutachten bedroht. Denn die Konkurrenz in Paderborn ist gewachsen. "Wenn die Qualität stimmt, dann haben aber auch Hotels auf dem Land eine Chance", sagt Herbert Hoffmann, Geschäftsführer der Touristikzentrale Paderborner Land. Für den Standort Bleiwäsche hält er Klausurtagungen für reizvoll. Aber auch die Spezialisierung auf Kurz- und Aktivurlauber wie Wanderer und Radfahrer.

Genau die hat Hoteldirektor Pohle jetzt schon im Blick. Dazu Angebote wie Ferien mit dem Hund. Ein neuer Schwerpunkt wird der Bereich Wellness/Beauty werden. "Wir müssen an unserem Auftritt etwas verändern", sagt er.AZ: 14K16/2011