Kreis Paderborn. Zähneknirschend ist Flughafen-Geschäftsführer Elmar Kleinert bereit, den Nachtflugbetrieb weiter einzuschränken und in der Zeit von 0 bis 5 Uhr ein Nachtflugverbot festzuschreiben. Das sagte er im Bau- und Planungsausschuss Salzkotten am Mittwochabend auf Anfrage der Freien-Bürger-Initiative (FBI).
Die Einschränkung des Nachtflugbetriebs hat die Bezirksregierung in Münster als zuständige Luftfahrtbehörde dem Flughafen im Zuge des Planfeststellungsverfahrens ins Stammbuch geschrieben, um die verlängerte Start- und Landebahn in Betrieb nehmen zu können. Zudem sollen in der Zeit zwischen 22 und 0 Uhr und 5 bis 6 Uhr ausschließlich extrem leise Flugzeuge zum Einsatz kommen. Warum immer wieder Flugzeuge nach 0 Uhr landen würden, erklärte der Flughafenchef mit Maschinen, die andernorts nicht landen konnten, mit verspäteten touristischen Maschinen oder Flügen für eine Organspende.
"Auch wenn diese Einschränkungen uns kommerziell treffen werden, würden wir sie akzeptieren", machte Kleinert deutlich. Leider hätten zwei Tudorfer mit ihrer Klage das Verfahren gestoppt. "Solange wir nicht wissen, wie es weitergeht, werden wir die verlängerte Bahn nicht in Betrieb nehmen", so Kleinert weiter. Das Oberverwaltungsgericht werde frühestens in der ersten Jahreshälfte 2012 entscheiden. Die Fluglärm-Gegner fordern ein generelles Flugverbot von 22 bis 6 Uhr. Doch das will Kleinert kampflos nicht akzeptieren. Es seien "sofort über hundert Arbeitsplätze am Flughafen weg", sagte er. Man werde dann auf die Rechte im Planfeststellungsbeschluss verzichten.
Technischer Fortschritt mindere nicht den Lärm
FBI-Mitglied Rudolf Herzog sprach dagegen von einer Schutzbehauptung. Es sei nicht der Planfeststellungsbeschluss, sondern nur der Nachtflug beklagt worden. Er ist sich zudem sicher, dass der technische Fortschritt bei den Maschinen sich nicht in einer Lärmminderung bemerkbar machen werde. "An der Überflughöhe wird sich nichts ändern", stellte Herzog fest. Kritisch sehen die Fluglärm-Gegner auch die Empfehlung des Flughafens nach einer Eintragung ins Grundbuch. Vor allem die Dienstbarkeit, also Baubeschränkungen und verschiedene Rechte, sind ihnen ein Dorn im Auge. Das konnten Elmar Kleinert und Fachbereichsleiter Ludwig Bewermeier nicht nachvollziehen. So eine Grundbucheintragung sei nur fair für Bauwillige, meinten sie.
Für Heiterkeit sorgte Kleinert bei seiner Einlassung auf die Frage, ob für die Anlieger des Flughafens Lärmschutz erforderlich sei. "Im gesetzlichen Sinn gibt es hier keine Betroffenheit, die ein Fluglärmschutzprogramm auslöst", so der Flughafen-Geschäftsführer.
Dass die Daten für die Neufestsetzung der Lärmschutzzonen nicht mit dem Realflugbetrieb der vergangenen zehn Jahre übereinstimmten, bezeichnete Elmar Kleinert als falsch. "Die Lärmschutzzonen sind von den zuständigen Behörden komplett neu ermittelt worden und werden von allen Behörden regelmäßig nachgeprüft."
Deutliche Verbesserung
Bei der Ausweisung von Baugebieten durch die Stadt Salzkotten innerhalb der Einflugschneise setzt der Flughafen auf eine offene Kommunikation. So sollen Bauinteressenten darauf hingewiesen werden, dass Fluglärm zu erwarten sei.
Misstrauen hegt Rudolf Herzog auch gegenüber möglicher Platzrunden der Flugzeuge. Hier gebe es keine Festlegung, bemängelte er. Zudem wundere er sich, dass ab einer Höhe von 900 Metern die Flieger auf dem Radar nicht mehr zu sehen seien. Das zweifelte Elmar Kleinert an. "Ein Großflugzeug kann dann keinen Schlenker mehr machen", beruhigte er.
Zumindest Ludwig Bewermeier machte als Vertreter der Stadt zum Schluss der Fragestunde ein zufriedenes Gesicht. "Diese Planfeststellung bedeutet eine deutliche Verbesserung für die Anwohner gegenüber dem jetzigen Betrieb." Der Rat war in seiner Resolution vor über zwei Jahren noch weiter gegangen und hatte – wie berichtet – ein Verbot aller planmäßigen Nachtflüge von 22 bis 6 Uhr gefordert.