Salzkotten/Büren. Noch ist im Bürener Stadtrat keine politische Entscheidung gefallen. Und der Hauptschul-Zweckverband Niederntudorf/Wewelsburg wird ganz sicher für die Schuljahre 2012/13 und 2013/14 noch neue Fünftklässler aufnehmen. Ohne Bürener Beteiligung kann die Stadt Salzkotten die gemeinsame Hauptschule mit den Standorten Niederntudorf und Ahden dann aber wohl nur noch auslaufen lassen.
Dies ist das Resumee der Zweckverbandsversammlung am Montagabend mit den Vertretern beider Städte. In Wewelsburg wurden schon Unterschriftenlisten für einen Erhalt der Hauptschule gesammelt. Die zurzeit 273 Schüler kommen etwa je zur Hälfte aus beiden Stadtgebieten und insbesondere aus den betreffenden Dörfern.
Die Bürener Fachbereichsleiterin Antje Degener machte den Handlungsdruck für ihre Stadt deutlich. Sowohl der Schulentwicklungsexperte Dr. Garbe (auch Berater für Salzkotten) als auch die Gemeindeprüfungsanstalt haben der Kommune aufgezeigt, dass für zwei Hauptschulen in der Zukunft nicht genügend Schüler und auch kein Geld vorhanden sind.
An der Mühlenkamp-Hauptschule in der Kernstadt sind laut Degener schon "erste Kapazitäten frei".
"Ehrlich gesagt kam das für mich nicht überraschend", bekannte Salzkottens Fachbereichsleiter Franz Langehenke. Er erinnerte daran, dass die Stadt bei ihrem Beschluss zum Aufbau einer Gesamtschule seinerzeit ein Bekenntnis zum Fortbestand Tudorfs abgegeben hatte. Jüngst sei jedoch die Landesverfassung derart geändert worden, dass die Hauptschule keine Bestandsgarantie mehr genieße. In Richtung Büren gab Langehenke allerdings zu bedenken, dass die Bürener Mühlenkampschule mit ihrem gebundenen Ganztagskonzept nicht für alle Familien auf dem Lande attraktiv sei.
Gespräche zwischen beiden Städten laufen. Vor einer möglichen Auflösung des Zweckverbandes gibt es zahlreiche offene Fragen. "Kein entscheidendes Merkmal", so Degner, sei dabei die Zukunft des Ahdener Kindergartens. Der dortige Raumbedarf wird erstmal in Form von Containern abgedeckt. Bevor der Kindergarten das dortige Schulgebäude nutzen könnte, müsste zwischen den Partner Einigung erzielt sein. Einer möglichen Auflösung des Zweckverbandes müssen beide Städte und zwei Drittel der Verbandsversammlung zustimmen.
Vertreter beider Städte ließen in der Sitzung die Dimension des Problems durchscheinen. Norbert Menke (Salzkotten): "Bevor die Hauptschule in Büren geopfert wird, sucht die Stadt natürlich Alternativen. Ich bin froh, dass wir nicht in einer solchen Situation sind." Der Ausschuss-Vorsitzende Pascal Genee (Büren) bekannte für sich und seine Kollegen: "Mit uns Ratsherren möchte im Moment niemand tauschen."
Am kommenden Freitag, 25. November, um 17 Uhr hat der Bürener Bürgermeister die Eltern aus Wewelsburg und Ahden zu einer öffentlichen Informationsveranstaltung in die Dorfhalle des Burgdorfes eingeladen.
Der Ahdener Ratsherr Peter Salmen mochte beim Rückblick auf seine eigene Schullaufbahn zur Zeit der Gründung des Zweckverbandes ein Stück Dramatik aus der Situation nehmen: "Für uns hieß es damals auch, jah nicht nach Tudorf. – Das Leben ist aber nicht versaut, nur, weil man eine andere Schule besuchen muss."
KOMMENTAR
Alles Eltern-Willen
VON KARL FINKE
Wenn es nur nach dem aktuellen Willen der Eltern gehen würde, hätte die Hauptschule Niederntudorf/Wewelsburg womöglich eine Zukunft. Zuletzt ist die Zahl der Schülerinnen und Schüler an dieser kleinen, familiär und engagiert geführten zweizügigen Schule sogar gestiegen. Im Abschlussjahrgang hat das Team um Schulleiter Hartmann zur besseren Förderung sogar drei Klassen gebildet.
"In ein paar Jahren haben wir keine Hauptschule mehr", sagt dennoch Antje Degener, im Bürener Rathaus für die Schulen verantwortlich und fügt an: "Das ist Elternwille." Wohl nur wenige würden ihr widersprechen wollen. Nicht nur aufgrund des Bevölkerungsrückgangs. Weitere Argumente sind die neue Sekundarschule und – vor Ort – die Gründung der Gesamtschule in Salzkotten. Dass Büren die politische Entscheidung über Tudorf in den Januar/Februar verschoben hat, ist verständlich. Alle Beteiligten warten nun gespannt darauf, wieviele Eltern tatsächlich ihre Kinder an der Gesamtschule anmelden – anstatt in Niederntudorf/Wewelsburg.
karl.finke@ihr-kommentar.de