PADERBORN

Im Riemeke malt eine Besessene

Relindis Agethen lädt ein in ihr einzigartiges Kunstmuseum

18.11.2011 | 18.11.2011, 00:00
Die Künstlerin Relindis Agethen vor ihrem neuen Triptychon "Wasser – Urelement von Leben, Tod und Wiedergeburt". - © FOTO: ANN-BRITTA DOHLE
Die Künstlerin Relindis Agethen vor ihrem neuen Triptychon "Wasser – Urelement von Leben, Tod und Wiedergeburt". | © FOTO: ANN-BRITTA DOHLE

Paderborn. Relindis Agethen ist eine außergewöhnlich engagierte Malerin – besessen von der Kunst. In Stuttgart und im Paderborner Riemekeviertel betreibt die Malerin eine Kunstakademie. Von Freitag bis Sonntag öffnet die Künstlerin ihre Atelier- und Galerieräume in der Riemekestraße. Den interessierten Besucher erwartet dort ein wohl einzigartiges Kunstmuseum.

Die aus Danzig stammende Malerin ist im Paderborner Riemekeviertel aufgewachsen. Nach ihrem Abitur folgte eine bewegte Zeit des Lernens und Reisens. In Stuttgart studierte Agethen zunächst Kunsterziehung und Kunstgeschichte, besuchte parallel fünf Semester als Gast eine Restauratorenklasse und sattelte später noch ein Theologiestudium auf. Sie erhielt Stipendien für Studienaufenthalte in Rom, Florenz, Glasgow.

Es folgten zahlreiche Reisen nach Frankreich und Spanien, bei denen sie sich in maltechnische Studien altmeisterlicher Maltechniken vertiefte. Besonders die Alhambra in Granada hat es der Künstlerin bis heute angetan. Vor 33 Jahren gründete Agethen in Stuttgart ihre erste Kunstakademie, in Paderborn folgte vor sechs Jahren die Zweigstelle im Riemeke.

Wer das Elternhaus der Paderborner Malerin Relindis Agethen betritt, wird hin und her geworfen zwischen Impressionen eines Atelierbesuchs und eines einzigartigen Museums, in denen Kunstwerke und Interieur Hand in Hand gehen. Hier hängen farbenprächtige Bilder in diversen Maltechniken, Aquarelle, Siebdrucke, Buntstift, Linolschnitt, Gouache und Acrylgemälde. Es gibt blaue und rote, gelbe und grüne Zimmer, und deutlich wird schnell: hier malt eine Besessene.

Relindis Agethen lehrt von 15 bis 22 Uhr und malt selber von Mitternacht bis 7 Uhr in der Früh. Geschlafen wird vormittags.Bei allem pendelt sie zwischen ihrer Stuttgarter und ihrer Paderborner Kunstakademie hin und her. Vielleicht möchte sie später einmal ganz nach Paderborn zurück. Aber jetzt ist sie noch viel zu beschäftigt.

Zahlreiche Siebdrucke und Aquarelle sind erst unlängst von Ausstellungen in der spanischen Kulturstadt Granada zurückgekommen.Darüber hinaus wissen Spanienurlauber ihre märchenhaften Motive auf T-Shirts zu schätzen, weiß Agethen, der ihre eigenen Bilder während eines Granada-Aufenthalts schon entgegen gelaufen kamen. Noch frische Auftragsarbeiten wie die Postkartenmotive der Alhambra-Gärten, zeigen, dass ihre Kunst weite Verbreitung findet. Über ihren Gartenansichten liegt märchenhafter Glanz. Mauern und Fresken laufen in weichen Rundbögen zusammen, mythische Figuren und Zitate wie die "Melancholia" Dürersfinden Raum.

Dabei hat RelindisAgethen ursprünglich abstrakte Malerei gelernt. "Ich wusste aber damals schon, dass das nicht meine Richtung ist", resümiert sie. Ihre Bilder heute sind gegenständlich ausgerichtet, oft auch mit theologischem Hintergrund, und voller Symbole (Granatapfel,Kugel, Totenkopf, Sanduhr, Stacheldraht, das Mädchen mit Kopftuch, stellvertretend für alle im KZ Ermordeten). Es entstanden die Bilder zu den Büchern "Rebecca", "Maria", "Petrus" für die Deutsche Bibelgesellschaft.

In ihrem Atelier hat sie soeben ein riesiges Triptychon fertiggestellt zum Thema: "Wasser: Urelement von Leben, Tod und Wiedergeburt", eine Auftragsarbeit der Dr. Hämmerle Kunststiftung Baden Württemberg. Das Bild beginnt mit einer modernen Variante der Vertreibung aus dem Paradies, zeigt den gestürzten Engel Luzifer mit gebrochenen Flügeln. Weiter geht es im zweiten Bildausschnitt mit dem neuzeitlichen Schöpfen des Wassers bis zur Molekularbestimmung des Elements. Die heutige Apokalypse zeigt dann im dritten Teil den Mensch als Narr in einem zerbrochenen Boot. Den gesamten Bildzyklus umschließt das Unterwassergemälde von "Jonas" im Maul des Wales. Die Künstlerin setzt eine unmissverständliche Botschaft: der Mensch möge sich seiner Bestimmung stellen. Relindis Agethen hat ihre Bestimmung schon gefunden: Sie malt weiter.