PADERBORN

Squash-WM erlebt ersten Höhenrausch

Paderborn als Gradmesser für Olympia / Gelungene Ouvertüre

Die versammelte Elite des Squash-Sports hält gemeinsam mit den Zuschauern im Schlossgarten Ausschau nach den Fallschirmspringern, die mit den Fahnen Deutschlands, Paderborns und des Squash-Weltverbandes hinabschweben. | © FOTO: FLORIAN PFITZNER

22.08.2011 | 22.08.2011, 00:00

Paderborn. Jean-Paul Sartre hat einst gesagt, Fußball sei ein einfaches Spiel, das durch die Anwesenheit des Gegners arg verkompliziert werde. Übertragen auf Squash ist Sartre insofern weiterzudenken, dass sich die Sache auch durch Abwesenheit eines Kontrahenten nicht einfacher darstellt - mehr auf dem Court, denn zur Turnier-Ouvertüre: Als Team Südkorea am Samstag noch in der Luft ist, feiert die Squash-Elite im Garten des Wasserschlosses zu Schloß Neuhaus eine WM-Eröffnungssause, die alle Dimensionen dieses Sports sprengt.


Heroische Hymnen hallen aus den Instrumenten des Bahn-Orchesters Altenbeken, als Nick Matthew mit wehendem Sankt-Georgs-Kreuz die Equipe des Favoriten in das festliche Rondelle führt. Der freundliche Applaus der 500 Besucher im Schlosspark ringt der Nummer eins der Squash-Welt ein stolzes Lächeln ab. Englands wohl stärkste Rivalen aus Ägypten staunen nicht minder über den festlichen Empfang. Und auch die Mannschaft von den Bermudas, freilich leger in Shorts gekleidet, hat in ihrer Sportart nie zuvor ein vergleichbares Event erlebt.

Jubelwellen branden auf, als Team Deutschland die Szene betritt. Lokalmatador Simon Rösner, Deutschlands Fahnenträger, spricht ebenfalls sichtlich beeindruckt von einer "fantastischen Veranstaltung", die im Squash "kaum zu toppen sein wird". Kurz darauf schmettert die Band Ritmo 69 mit dem Popsong "Somos Estrellas", zu Deutsch "Wir sind Sterne", den passenden Soundtrack zur WM.

"Diesen Tag haben wir lange herbeigesehnt", sagt Bürgermeister Heinz Paus auf dem Podium. Paderborn sei die Sportstadt Nummer eins in OWL - und sicher ein guter Gastgeber. "Wir freuen uns auf packende Wettkämpfe", so Paus und blickt erwartungsvoll gen Himmel: Jeden Moment sollten nun Fallschirmspringer in den Barockgarten schweben. Wohl um die Spannung zu erhöhen, lassen sie sich mehr Zeit als es das Programm vorsieht. Ehe dem Moderatorenteam die Ideen ausgehen, stürzt sich das Trio in die Tiefe - mit den flatternden Fahnen Deutschlands, Paderborns und des Squash-Weltverbands WSF.

Dessen Präsident, ein freundlicher, etwas untersetzter Inder namens Narayanaswami Ramachandran, lobt die Zeremonie derweil enthusiastisch: "Ich habe so etwas im Squash bisher noch nicht erlebt." Die Feier lasse erahnen, was die Fans in den kommenden Tagen im Ahorn-Sportpark erwarten dürften. Andreas Preising, Vorsitzender des Paderborner Squash-Clubs, schaut bereits über das Turnier in der Domstadt hinaus: "Wir arbeiten daran, Squash bis 2020 als olympische Disziplin zu etablieren." Dafür sei die Weltmeisterschaft in Paderborn wichtiger als alle anderen zuvor. Ramachandran nickt und fügt mit einem burschikosen Lächeln an: "Wir haben viele wichtige Menschen nach Paderborn eingeladen, um das Ziel zu erreichen."

Zwei Stunden vor der ersten Partie im Ahorn-Sportpark zeigt sich Deutschlands Bundestrainer Oliver Petke zuversichtlich, "dass diese WM Squash einen Schub geben wird". Die Veranstaltung, da pflichten ihm sonntagvormittags im VIP-Zelt alle bei, sei schon jetzt ein Highlight für die Sportart, die hierzulande eher ein Mauerblümchendasein fristet. "Die Organisation im Ahorn-Sportpark ist perfekt", sagt Ex-Zehnkämpfer und Squash-Fan Jens Schulz. Uwe Diedam, Chef des Paderborner Baseball-Clubs Untouchables, schlägt in dieselbe Kerbe und lobt den "grandiosen Aufbau".

Als die Mannschaften tags zuvor fast eine Stunde in der prallen Sonne des Schlossparks stehen, Team Malaysia heimlich nach Getränken sucht und die Hostessen tapfer in der Hitze ausharren, knipst Srikanth Seshadri alles, was ihm vors Objektiv kommt. Der indische Schiedsrichter ist beeindruckt, sagt er, - vom Schloss, von der Atmosphäre und von der Feier.

Und dann erscheinen sie doch noch, die Südkoreaner. Das Flugzeug der Ostasiaten habe sich verspätet, sagt Seunghoon Baik, Praktikant im Ahorn-Sportpark und als Südkoreaner stellvertretender Fahnenträger. "Jetzt geht’s endlich los."