Salzkotten-Scharmede (my). Eine gemischte Bilanz zogen gestern Polizei, Stadt, Kreis und die Scharmeder Karnevalisten. Zwar gelang es nach einer wochenlangen Kampagne und verschärften Zugangskontrollen, den Alkoholkonsum Jugendlicher einzudämmen, doch bei den älteren, den Heranwachsenden und jungen Erwachsenen, verhallte die Botschaft offenbar weitgehend ungehört.
Wurden im vergangenen Jahr 24 Personen, häufig unter Alkoholeinfluss, rund um den Scharmeder Karneval ins Krankenhaus eingeliefert, so waren es diesmal nur noch neun, vier davon waren direkte Alkoholfälle, teilte die Kreisverwaltung mit. Außerdem meldete die Polizei 19 Körperverletzungen und einen Diebstahl im Weichbild des Scharmeder Sonntagszuges.
Für Landrat Manfred Müller steht fest, dass auch in den kommenden Jahren eine ähnlich intensive Begleitung des Scharmeder Sonntagszuges nötig sein wird. "Wir müssen auf absehbare Zeit dicke Bretter bohren", ist sich Müller sicher. Auch die unterstützende Kampagne "Zu blau macht unsexy" muss nach Ansicht Müllers fortgesetzt werden. Allerdings sieht der Landrat auch Grenzen einer Kontrolle: "Sind die betreffenden über 18 Jahre alt, können wir mit dem Jugendschutzgesetz nichts mehr ausrichten."
Außer Zweifel steht, dass die Scharmeder Karnevalisten im Vorfeld des Veranstaltung alles getan haben, um den in Verruf geratenen Zug wieder in ein ruhiges Fahrwasser in Richtung Familienkarneval zu bringen. "Unsere Bemühungen, den Alkoholkonsum einzuschränken, haben Früchte getragen", sagte Raimund Schlüter, Präsident des Karnevalvereins Blau-Weiß Scharmede. "Trotz des guten Besuchs ist es relativ ruhig geblieben." Wörtlich fügte er hinzu: "Wir wollten ein Zeichen setzen und werden den eingeschlagenen Weg fortsetzen."
Die Mitarbeiter der Jugend- und Ordnungsämter der Städte und des Kreises Paderborn sahen sich bereits in den Mittagsstunden am Sonntag einem Massenansturm von Jugendlichen und Heranwachsenden ausgesetzt. Zu Hunderten strömten sie aus Richtung Elsen, Bentfeld und Widey in Richtung Festzug. Allein in Elsen setzten sich nach einem Zechgelage an der Dionysius-Grundschule gleichzeitig rund 500 Jugendliche in Bewegung. Die Polizei musste sich darauf beschränken, die Wege der Jugendlichen, die auf dem Schulhof ein Schlachtfeld an Schmutz und Scherben hinterlassen hatten, zu sichern. Später wurde der Schulhof mit einer Kehrmaschine gereinigt.
Mitarbeiter des Paderborner Büros für Ordnung, Schutz und Sicherheit (BOSS) kontrollierten etwa 200 Ausweise und vernichteten rund 70 Faschen Schnaps. Auch an den eingerichteten Kontrollstellen wurden erhebliche Mengen mitgebrachter Alkoholika konfisziert und vernichtet. "Was wir auf dem Weg nach Scharmede konfisziert und vernichtet haben, ist gesamten vergangenen Jahr bei Kontrollen auf Paderborner Großveranstaltungen und einschlägig bekannten Jugendveranstaltungen nicht zusammengekommen", resümiert Marco de Luca vom Jugendamt der Stadt Paderborn.
Ganz clevere Trinker hatten bereits im Vorfeld des Karnevalszuges Alkohol-Depots in Scharmede angelegt. Selbst in Grabhügeln auf dem Friedhof wurden Wodkaflaschen entdeckt. Wiederholt kam es auch zu Sachbeschädigungen. Unter anderem wurden traten Unbekannte Außenspiegel ab und liefen über abgestellte Personenwagen. Gegen 13.20 Uhr fuhr ein Autofahrer auf der Straße Widey einer 19-jährigen Frau über den Fuß. Der blaue VW-Golf mit SO-Kennzeichen fuhr ohne anzuhalten in Richtung Scharmede. Hinweise nimmt die Polizei unter Tel. (0 52 51) 30 60 entgegen.
Alfons Bunte, Leiter der Salzkottener Feuerwehr, sprach von einem "deutlich entspannteren Ablauf" der Großveranstaltung. Die zentralisierte Zusammenarbeit aller Beteiligten in den Bereichen Hilfe und Sicherheit habe sich positiv bewährt. Unmut kam bei verschiedenen Besuchern durch Rückstau an den Parkplatzzufahrten auf. "Da sind wir des öfteren ganz schön angepflaumt worden", so Bunte.