
Paderborn. Passanten bleiben stehen. Schauen zu. Und schütteln mit dem Kopf. Normal ist das, was sie da sehen, ganz sicher nicht. Vor dem Paderborner Cineplex-Kino in der Westernstraße hocken zwei gestandene Herren in feinem Zwirn auf einem Spielzeugtraktor, tragen gelbe Gummistiefel und bedrohen einen großen rosa Plüschhasen mit Spielzeugpistolen.
Der Weg ins ganz große Showgeschäft ist lang. Einige Schritte bis zum Schlagerolymp haben Ralf (31) und Marc Höschen (33) schon hinter sich gebracht - in ihren Gummistiefeln. Die brauchen sie auch.
Vor ihrem Hof schmilzt langsam aber sicher der Schnee dahin. Große braune Pfützen bleiben zurück. Jetzt sieht es fast wieder ein wenig so aus wie damals, als die Landwirtschaft hier noch die Haupteinkommensquelle war. Aber das ist lange her. Aus den ländlichen Stallungen der Familie im Altenbekener Bergland ist eine Großdiskothek geworden. Im "Kuhrausch" geben sich seit acht Jahren die Stars und Sternchen der Schlagerbranche die Klinke in die Hand. Besonders die Mallorca-Fraktion mit Mickie Krause, Jürgen Drews oder Tim Toupet ist hier oft zu Besuch. Musik zum Mitsingen - oder Mitgröhlen. Und ein Glas Bier gehört dazu. Oder zwei.
Die Könige vom Rehberg
Seit vier Jahren mischen die Brüder Höschen selbst im Derbvokal-Schlagergeschäft mit. Zunächst haben sie sich als Textlieferanten des Duos "Die Autohändler" einen Namen gemacht und ihnen ein Stück über "Super Hupen" geschrieben. Der Song wurde populär. Und die Autohändler machten Karriere. Fortan spielten Ralf und Marc mit dem Gedanken, selbst hinters Mikrofon zu treten.
Vor vier Jahren setzten sie diese Idee in die Tat um. Der Traum von der großen Karriere im Schlagergeschäft rückte näher. Ihren Gummistiefeln blieben sie dabei treu - auch wenn sie sich fortan "The Kingz" - die Könige - nannten. Innerhalb von drei Monaten ergatterten sie einem Plattenvertrag und landeten sogar in der Hitparade. Ein Aufstieg, so steil wie der Rehberg, die bekannteste und markanteste Erhebung zwischen der Eggegemeinde und der großen weiten Welt.
Schnell wurde das Privatfernsehen auf den Erfolg der tanzenden und singenden Landwirte aufmerksam. Eine weitere Hürde bis zur Unsterblichkeit. Die Fernsehmacher nannten die Discobetreiber aus der Provinz fortan nur noch "Discobauern". Vermutlich, weils einfach besser ins Ohr geht. Und so nennen sie sich heute auch selbst. Um ihre Karriere noch ein wenig zu beschleunigen, haben sie jetzt einen Kurzfilm gedreht.
Altenbeken und St. Anton
Zur Vorbesprechung der Premiere sind sie im vollen Ornat erschienen. Dunkler Anzug, Krawatte und die bauerntypische Fußbekleidung in Zitronengelb. Der Film "Agenten in Gummistiefeln - Jagd auf den Killerhasen" ist ein etwa 15 Minuten langer, kurzweiliger Klamauk. Durch den Kakao ziehen die Höschens die Gepflogenheiten der Schlagerbranche - und James Bond-Filme. Drehorte für den 500 Euro teuren Streifen waren St. Anton in Tirol und Altenbeken im Eggegebirge.
Die Discobauern treiben dort eine Handlung voran, in deren Verlauf sie unter anderem auf Jürgen Drews, Tim Toupet, Mickie Krause, Michael Wendler und Porno-Darstellerin Vivian Schmitt treffen. Die Discobauern haben die ganz großen Namen der Branche zu Nebendarstellern degradiert. Und am Ende retten sie selbst die Schlagerbranche. Hohe Ansprüche für eine Premiere. Dort oben kann man den Schlagerolymp schon riechen.
Zur Premierenfeier am Montag um 19.30 Uhr im Cineplex werden Schlagergrößen erwartet.