
Paderborn. Zum 1. April 1987 eingeführt ist das Ende nun nah: Der Personalausweis in seiner heutigen, in Plastik eingeschweißten Form, scharfkantiger Inhalt von Millionen Geldbörsen und Brieftaschen, wird ab 1. November nach und nach aus dem täglichen Leben verschwinden. Eine Scheckkkarte mit elektronischem Chip löst ihn ab.
Auch für das Paderborner Einwohnermeldeamt ein Zeitenwechsel. 19.000 Personalausweise werden hier im Schnitt pro Jahr ausgestellt. "Bisher war das weder für uns noch für die Bürger ein Problem. Die Prozedur dauerte im Einzelfall vielleicht fünf Minuten, Fragen gab es eigentlich keine," sagt Helmut Wegener, stellvertretender Leiter der Paderborner Behörde. "Jetzt wird der Informations- und Bearbeitungsbedarf ungleich größer sein," meint Wegener. Von der Bearbeitung her werde die Prozedur der für den neuen, vor drei Jahren eingeführten Reisepass ähneln. Auch der beinhaltet einen Chip, dessen Daten genau mit dem Bürgern abgeglichen werden müssen.
Auf dem Passbild ist lachen verboten
Doch der neue Personalausweis – auch für ihn ist ein biometrisches Passbild nötig – bietet wesentlich mehr Möglichkeiten als der Reisepass. Sie machen ihn nicht nur – laut amtlichen Datenschützern – sicher, sondern auch fit fürs Internet–Zeitalter. Mit ihm soll man sich nämlich nicht nur gegenüber Polizei und Behörden im richtigen Leben ausweisen können, sondern auch gegenüber Geschäftspartnern im digitalen. Auch Verträge, für die bisher noch reale Unterschriften unter echte Schriftstücke nötig sind, sollen mit dem neuen Ausweis möglich sein. Mancher Behördengang könnte entfallen.
Helmut Wegener: "Voraussetzung dafür ist aber außerdem, dass die Bürger sich privat auch ein spezielles Lesegerät für ihren Computer zu Hause anschaffen. Und dass die Unternehmen, die ihre Dienstleistungen im Internet anbieten, ein Berechtigungszertifikat dafür haben." Wer all den digitalen Zusatz-Nutzen jedoch gar nicht möchte, muss aber auch nicht: Die elektronische Identitätsfunktion kann bei Bedarf vom Amt deaktiviert werden, und auch die Speicherung der Fingerabdrücke erfolgt nur auf Wunsch.
Das spezielle Zeichen für berechtigte Internet-Dienstleister wird ein grün-blauer unterbrochener Kreis sein. Dieses "Qualitätssiegel" soll sich in Zukunft auch auf Automaten befinden, an denen sich die Bürger dann mit ihrem Personalausweis ausweisen können. "Zum Beispiel an Fahrkarten- oder Zigarettenautomaten," sagt Simone Balke, Mitarbeiterin im Paderborner Einwohnermeldeamt.
Mit ihrer Kollegin Ulrike Freitag macht sich Simone Balke derzeit fit für den neuen Ausweis. Einen Schulungstag beim Rechenzentrum der Stadt Paderborn, der Infokom in Gütersloh, haben die beiden bereits hinter sich. Ein weiterer folgt im September. Dann sollen sie ihre 14 Kolleginnen und -kollegen schulen. Wegener: "Hauptsache, die benötigte Software kommt dann auch rechtzeitig vorher zu uns, aber davon gehen wir mal aus." Derzeit werde die Software in 20 deutschen Städten, darunter in Kassel getestet.