Paderborn. Wild laufen die Akteure auf der Bühne des Jugendkulturzentrums "Multicult" durcheinander. Als die eingespielte Musik endet, formen sie spontan ein Standbild, das von geballter Niedergeschlagenheit zeugt – geschauspielerter Niedergeschlagenheit. Denn nach den ersten vier Wochen sind die jungen Langzeitarbeitslosen begeistert von ihrem gemeinsamen Ziel: Ein Theaterstück zur Aufführung bringen und so eine Jobperspektive zu finden.
"Schon beim Casting bekamen wir durch ein Video einen kleinen Vorgeschmack, was uns erwartet", sagt Nicolas Dinkel, kurz nach dem Ende der Performance noch etwas außer Atem. "Wirklich dabei zu sein, ist aber noch viel besser." Der 20-jährige Paderborner ist einer von 20 Teilnehmern des Theater-Gemeinschaftsprojekts "Jobact". Finanziert wird es von der Arbeitsgemeinschaft für Arbeit (Arge), Träger ist der Paderborner Verein für katholische Mädchensozialarbeit In Via .
Das Gemeinschaftserlebnis und die Entwicklung der persönlichen Teamfähigkeit sind zwei der Ziele, die aus den Teilnehmern selbstsicher auftretende Ausbildungsplatz-Bewerber machen sollen. "Früher war ich total schüchtern", sagt Liane Drews, deren Ziel eine Stelle als angehende medizinischen Fachangestellte ist. "Deshalb habe ich mich auch total gefreut, das ich diese Chance bekommen habe und als eine von 58 Bewerbern genommen wurde."
Dieselbe Freude herrscht auch bei den anderen Hobby-Darstellern, die geradezu euphorisch von den täglichen Übungen berichten. "Das ist schon Wahnsinn, wie sehr wir innerhalb von vier Wochen zu einem richtigen Team geworden sind", sagt Dinkel in großer Runde und erntet zustimmendes Nicken. Als jemand dazwischenruft: "Die Flitterwochen sind aber vorbei", beginnt die Gruppe zu lachen. "Na klar gibt es mal Spannungen", erklärt Dinkel. "Schließlich arbeiten wir hier sechs Stunden am Tag intensiv miteinander."
Das ist auch nötig. Als Premierentermin ist der 23. Februar angedacht, die Kulturwerkstatt hat bereits Kapazitäten zugesagt. Bis dahin ist jedoch noch viel zu tun. In den kommenden Monaten entwickeln die 20 Projektteilnehmer ihre Figuren, das Stück, ein Bühnenbild und kümmern sich neben den Proben um Licht- und Tonanlage sowie Öffentlichkeitsarbeit. Mindestens 20 Premierenzuschauer sind ihnen schon sicher. "In der Regel laden die Teilnehmer ihre zukünftigen Chefs ein", sagt der Theaterpädagoge Wulf Dominicus, der bereits drei vergleichbare Projekte in Detmold durchführte. "Die lernen ihre Praktikanten so viel besser kennen als in einem Bewerbungsgespräch."