Gegenseitig ausgebremst

Streit über Entlohnung und Arbeitszeit bei Fahrzeugtechnik-Hersteller

BPW-Geschäftsführer Franz Janka zeigt eine Ideenkarte für Mitarbeiter. Im Hintergrund ist eine Ideentafel und ein Aktionsplan zu sehen, um Abläufe zu optimieren. | © FOTO: ANDREAS GÖTTE

30.07.2009 | 30.07.2009, 00:00

Paderborn-Sennelager. Uneinigkeit über das Entlohnungssystem, Arbeitsgerichtsverfahren, Flugblätter der Gewerkschaft und ein abgebauter Getränkeautomat - bei der BPW Fahrzeugtechnik GmbH in Sennelager herrscht seit einiger Zeit eine ziemliche Unruhe.

Zwischen der Geschäftsführung und dem Betriebsratsvorsitzenden scheint die Kommunikation gestört. Geschäftsführer Franz Janka (51) will den heimischen Hersteller für Achsen und Bremsen für Anhänger vom bisher zweiten Platz an die Weltspitze führen. Die zehn Jahre alte Betriebsvereinbarung über das bestehende Prämiensystem hat Janka Ende des vergangenen Jahres gekündigt.

Angesichts eines Umsatzeinbruchs von geschätzten 35 Prozent in diesem Jahr benötige man effiziente Prozesse und noch mehr Wettbewerbsfähigkeit, so der gebürtig e Ingelheimer gegenüber der NW. Janka setzt auf eigenverantwortliche Mitarbeiter, um das zur BPW-Gruppe gehörende Unternehmen in die Zukunft zu bringen.

Gegen den Wegfall des Akkordprämiensystems nach Stückzahlen hat der Betriebsrat eine einstweilige Verfügung eingereicht, die vom Gericht abgewiesen wurde. Das Hauptverfahren dazu läuft jedoch parallel weiter.

"Die Geschäftsleitung möchte ein neues System installieren und auf den Grundlohn runterfahren", sagt Betriebsratsvorsitzender Hans-Georg Liekmeier. Für den 49-jährigen Montagemitarbeiter und gelernten Koch ist immer noch der Akkord die gerechteste Entlohnung. Bis zu einer Vereinbarung wird es bei BPW weiterhin Prämien geben.

Auch der Abbau eines Getränkeautomaten durch die Geschäftsleitung schlägt Wellen. Sechs Prozent aus den Umsätzen flossen als Provision in die Betriebsratskasse. In einem Schreiben an Liekmeier zeigen sich rund ein Dutzend Mitarbeiter davon überrascht und fragen sich, warum das Geld nur an bestimmte Mitarbeiter verteilt wurde.

Auch Franz Janka stellt sich diese Frage. "Das Geld bekommen nur Mitarbeiter, die mindestens ein Jahr im Unternehmen tätig sind, stellt Hans-Georg Liekmeier klar. Darüber gebe es ein entsprechendes Schreiben. Im übrigen seien Gelder erst bei einer 25-jährigen Betriebszugehörigkeit und ab dem 50. Geburtstag ausgeschüttet worden. "Jeder Anbieter hätte uns ein Provision angeboten", ist er sich sicher. Der Vertrag sei noch bis zum Jahr 2010 gültig gewesen.

Die Geschäftsführung sieht das anders. Janka hat mittlerweile dem bisherigen Getränkelieferanten gekündigt. Andere Lieferanten hätten generell günstigere Abgabepreise, heißt es in einer Bekanntmachung an die Mitarbeiter. Je nach Bedarf hätten sie im Monat zwischen 10 und 15 Euro einsparen können. Bis zu einer Vereinbarung wird seit Juli kostenlos Mineralwasser an die Mitarbeiter verteilt.

Ein weiterer Brennpunkt ist die so genannte Vertrauensarbeitszeit. Sie war von der Geschäftsführung an Stelle der Gleitzeit eingeführt worden. Ende des vergangenen Jahres hat der Betriebsrat die Betriebsvereinbarung gekündigt. Wegen der Kurzarbeit seit der dritten Januar-Woche hat die Agentur für Arbeit nach Angaben von Janka die Vertrauensarbeitszeit untersagt. "Sie funktioniert einfach nicht. Einige waren mit den Aufgaben überfordert", sagt Liekmeier. Mit der Gleitzeit sei jeder zufrieden gewesen. Man werde sich diesbezüglich noch mit Spezialisten an einen Tisch setzen.