Erwin Grosche begeistert mit Pipifax und Wortakrobatik in Paderborn

Paderborn. Für ein Geburtstagsspecial seines Programms &bdquo;Pipifax - Vom Nutzen der Nebengeräusche“ gastierte Erwin Grosche im Amalthea-Theater. Am 25. November ist der Ausnahme-Kleinkünstler 70 alt geworden. Pipifax steht für &bdquo;törichtes Zeug und Unsinn“. Damit begeistert der Paderborner Kabarettist, Schauspieler, Autor und Filmemacher seit 50 Jahren sein Publikum. Am Freitagabend fühlte sich der Kulturpreisträger der Stadt Paderborn, der unter anderem mit dem &bdquo;Deutschen Kleinkunstpreis“ ausgezeichnet wurde, in seiner guten Stube sichtlich wohl. Sofort versetzt Grosche die 55 Gäste in seinen Gute-Laune-Modus. Sie rufen ihm spontan Glückwunsch-Rufe zu. Gebannt hängen sie an den Lippen des Sprachkünstlers, der sie mit seiner Wortakrobatik und seinem kuriosen Gesang beschenkt. Nach dem langen Applaus und einem lauthals intonierten Geburtstagsständchen gibt es Geschenke für ihn. Der Gründer des kleinsten Theaters in Westfalen, Georg Enzinger, überreicht ihm zum zehnten Mal die Paderbörnsche Ziege, den immerwährenden Amalthea-Dauerpreis. Grosche spielt den Überraschten und bemerkt verschmitzt: &bdquo;Ich danke meinen Eltern.“ Der Leiter der Paderborner Unicef-Gruppe, Antonius Schröder, ist mit seiner Frau Eva in die Vorstellung gekommen. Vor der Zuschauerkulisse gratuliert er dem Schirmherren Erwin Grosche und beglückt ihn mit Vanillekipferln und einer Amaryllis-Pflanze. Glückwünsche und Lob von berühmten Künstlerkollegen Auch berühmte Kabarettisten zollen dem Weltenlauscher Respekt. &bdquo;Wohl der Stadt, die einen Künstler wie Erwin Grosche ihren Sohn nennen darf“, lautet ein Zitat von Wilfried Schmickler. Auf die Frage, wer einmal seine Nachfolge antreten könnte, antwortete Hanns Dieter Hüsch prompt: Erwin Grosche. Ungeachtet dessen kommt der bekannte Botschafter Paderborns auf der Kleinkunstbühne seiner geliebten Stadt total sympathisch rüber. Das findet Anneliese Sander, die mit ihrer Clique aus der Paderborner Südstadt den lustigen Abend genießt. &bdquo;Er kommt ohne Übergang vom Hölzchen aufs Stöckchen“, kommentiert sie in der Pause die Flut von Eindrücken. Erwin Grosche zelebriert seine Pipifax-Geschichten und das Publikum kriegt sich nicht mehr ein. Er redet, singt, trommelt, spielt sogar mit seinem Doppelkinn auf einem Mini-Akkordeon und klimpert auf einem Spielzeug-Piano. Mit seinem verdeutschten Englisch löst er regelrechte Lachsalven aus. &bdquo;Wenn viele das nicht können, merkt es doch keiner“, animiert er dazu, die Refrains mitzusingen. Er ist frivol, aber nicht anzüglich. In seine langen Nummern, die vor Lebendigkeit strotzen und teilweise skurril gereimt sind, packt er eine unglaubliche Ansammlung von scheinbar alltäglichem Kleinkram, dem er eine besondere Bedeutung zuschiebt. &bdquo;Irgendwas muss dazwischen gewesen sein“, philosophiert er über das Leben. Er sei in Paderborn von Gleis 3 nach Hannover gefahren und auf Gleis 8 angekommen. Das sei ja, wie mit Susi auf die Party zu gehen und mit Bärbel im Bett zu landen. Die Nachbarn hätten ihm ein tolles Geschenk gemacht, erzählt er. In einem Artikel in der Neuen Westfälischen habe er geschrieben, dass nicht nur bei Ärzten, sondern bei allen die Schilder “Einfahrt freihalten“ stehen müssten. Über das geschenkte Schild mit der Aufschrift &bdquo;Kleinkünstlereinfahrt immer freihalten“ habe er sich sehr gefreut. Erwin Grosches neues Buch: Querbunte Gedanken für den Alltag aus Paderborn Der Bäckersohn Erwin Grosche singt über Mohnkuchen Als Bäckerssohn präsentiert er natürlich eine Nummer über Mohnkuchen, denn &bdquo;ohne Rausch verkümmert die Welt“. &bdquo;Ich hatte das gar nicht vor, sie so zu verwöhnen. Ich mache das, weil sie in Ordnung sind“, sagt er zum Publikum und verblüfft mit einem experimentellen Lied über Kochkäse, das er an einer passenden Akkordeon-Konstruktion und auf der Mundharmonika begleitet. Ein Bekannter, der nach Sternen Ausschau hält, sei für ihn ein Placebo-Beispiel: &bdquo;Man sieht die Sterne ja nicht, obwohl sie alle da sind. Jetzt weiß ich, warum es Stern-Warte heißt.“ Melancholische Töne stimmt er bei seinem Garten-Rasen-Abfall-Song an. Die Gema hat es ihm angetan. Ein Kollege könne mit den Fingern Helene Fischers &bdquo;Atemlos“ knacken, aber das würde er wegen der Gema nicht mehr machen. Er selbst habe mit seiner Bohrmaschine &bdquo;Atemlos“ gespielt und sei jetzt arm. Mit seiner gesungenen Botschaft &bdquo;Para-dies, Para-das, ich mache Liebe und nicht Hass“ malt er sich aus, wie er bei Petrus vor der Himmelstür steht und hört, dass Hanns Dieter Hüsch schon da ist.

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