Fast klimaneutral – wie die Familie Brucksch aus Delbrück das schafft

Delbrück-Westenholz. Bei Libori die Pommes am Imbissstand direkt in die eigenen Behälter füllen lassen, statt sie einfach wie alle in der folierten Pappschachtel mitnehmen? Für die Bruckschs aus Delbrück-Westenholz ist das ganz normal. Auch im Alltag sind sie beim Thema Umwelt- und Ressourcenschutz sehr konsequent. Denn diese Familie macht es anders und setzt seit 20 Jahren auf Nachhaltigkeit. Dabei sind Regina und Heiner Brucksch (beide 67) sowie ihre bereits ausgezogenen Söhne Johannes (38) und Peter (35) ziemlich konsequent. Die Eltern kaufen Gemüse, Obst und Milchprodukte nur von Betrieben in der Region, unverpackt oder im Mehrwegsystem. Dorthin fahren sie mit dem E-Auto oder dem Fahrrad. Käse kaufen sie beispielsweise bei &bdquo;Feld und Farm“ in Paderborn und frieren ihn ein. Fair hergestellten Kaffee kaufen sie in der Kolping-Röstwerkstatt in Brakel. Regina Brucksch verzichtet auf Kosmetika mit Mikroplastik, ihr Ehemann nutzt ein Fairphone, bei dem er beispielsweise die Batterie austauschen kann. Auszeit mit Einsichten: Bielefelder Familie lebt drei Monate in Neuseeland Und die Liste lässt sich verlängern: Sie nutzen mittlerweile zwei Photovoltaikanlagen (PV) auf dem Dach des Eigenheims, laden so ihr E-Auto. Sie haben eine Luftwärmepumpe. Sie verzichten auf Flugreisen oder Kreuzfahrten und übernachten lieber in Jugendherbergen. Und Fleisch essen sie auch nicht. Ziel der Westenholzer Familie: Nicht missionieren &bdquo;Wir wollen nicht missionieren und sagen auch nicht anderen, dass sie es genauso machen sollen“, sagt Regina Brucksch, die seit 15 Jahren als Mitarbeiterin der &bdquo;NW“-Redaktion Paderborn tätig ist. Was sie als Familie wollen, sagt Heiner Brucksch: &bdquo;Seit mehr als 20 Jahren versuchen wir, ökologischer zu leben. Und wir finden immer noch Punkte, wie es ökologischer geht.“ Dabei ist auch klar: Nicht alle Aspekte können andere Familien ebenso umsetzen. Um PV nutzen zu können, brauchen sie in der Regel ein Eigenheim. Und ob sich PV im Einzelfall lohnt, müssen Familien vorher genau ausrechnen. Das weiß Heiner Brucksch, der auch Bekannte berät. Und so gilt: Nachhaltigkeit ist auch eine individuelle Angelegenheit, wenn man sich darauf einlässt. Mit dem Fahrrad: Delbrücker erklimmt den Mount Everest in der Schweiz Es geht auch darum, Ressourcen zu schützen. Das verdeutlicht Heiner Brucksch. Und darum, dass &bdquo;alle Menschen das gleiche Recht haben, so zu leben wie wir“. Würden das aber alle machen, würden entsprechend die CO2-Emissionen &bdquo;explodieren“. Dazu nennt der Westenholzer ein Beispiel: So sprechen Umweltverbände davon, dass ein Paar Jeans in Summe mehrere Zehntausend Kilometer beim Transport zurücklegt. Dabei geht es um das Material oder den Versand der fertigen Jeans. Da falle Heiner Brucksch der Verzicht leicht: &bdquo;Teilweise habe ich Hemden, die ich vor zehn Jahren gekauft habe, aber noch gut tragen kann.“ Söhne leben auch in Berlin und Stuttgart nachhaltig Und auch die beiden Söhne Johannes, Wirtschaftswissenschaftler in Berlin, und Peter, Wirtschaftsingenieur in Stuttgart, machen mit. Beide besitzen kein Auto. Stattdessen fahren sie mit der Bahn, nutzen Carsharing. Hin und wieder fliegen sie aber in den Urlaub. Auf Fleisch verzichten sie weitestgehend und kaufen nachhaltige Lebensmittel. Johannes Brucksch kauft viel in Bioläden, sein Bruder Peter beim Cap-Markt. Zum Konzept des Betreibers &bdquo;Genossenschaft der Werkstätten für behinderte Menschen“ gehört die Inklusion – inklusiver einer Bezahlung angelehnt am Tarif. Zudem leben Regina und Heiner Brucksch nach eigenen Angaben fast klimaneutral. Für sie ist es wichtig, dass sie Energie möglichst effizient nutzen, unnötigen Müll vermeiden und ihre Erfahrung weitergeben. Das macht Heiner Brucksch bundesweit mit dem Klimamobil der Kolpingjugend Deutschland. In Schulen oder bei Veranstaltungen hält er Vorträge wie &bdquo;Leben ohne Verpackung“ und Onlineseminare. Auch beim Kochen vegetarischer Gerichte gilt die Devise: regional und saisonal. Das gilt für Gemüse wie Sellerie, Chicorée, Steckrüben oder Blumenkohl. Wichtig ist Regina Brucksch: &bdquo;Wir bereiten das zu, was wir verbrauchen können. Wir werfen nichts weg.“ Und saisonal heißt auch, dass es im Winter eben keine Tomaten gibt. Allerdings gibt es auch kein Dogma: Ist der Käse mal nicht zu bekommen, dann kaufen sie in einem bestimmten Supermarkt an der Biotheke ein. Aus dem NW-Shop: Der nachhaltigste Blumenstrauß der Welt: Das Blühpatenschaft-Geschenkset Als Fazit sagt Heiner Brucksch: &bdquo;Wir haben nie das Gefühl, dass wir Wohlstand verlieren, sondern leben durch unsere Anpassungen wesentlich zufriedener.“ Und auch seine Ehefrau betont: &bdquo;Das macht uns Spaß.“ Hausgemeinschaft auf dem Hof: Versmolder Familie lebt ihren ungewöhnlichen Wohn-Traum

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