Paderborns Fassaden werden durch Kunst lebendig: Anwohnerin ist begeistert

Paderborn. Gabriele Zeidler hat es hübsch auf ihrem Balkon. Pflanzen stehen um die Sitzgruppe mit Tisch; und obwohl sie zentral in Paderborn wohnt, ist es ruhig. Nur eins hat sie bislang gestört: die große, weiße Wand, auf die sie vom Balkon blickte. &bdquo;Wenn die Sonne schien, hat die Wand geblendet“, erzählt die Paderbornerin. Doch die Zeiten der kahlen Mauer des Nachbargebäudes sind vorbei. Dank des Fassadenfestivals Secret City. Zeidlers Nachbarhaus, in dem Ein-Zimmer-Apartments untergebracht sind, ist Teil der vierten Festival-Auflage. Zehn Paderborner Orte werden noch bis Ende August bunter. Das Fassaden-Graffiti von Künstlerin Lackschnute an der Fürstenbergstraße, wo Gabriele Zeidler wohnt, ist beinahe vollendet. Zeidler zeigt sich begeistert von dem neuen Ausblick: &bdquo;Ich kann immer noch nicht fassen, dass es funktioniert hat.“ Die 66-Jährige hatte den Anstoß gegeben. Sie fragte den Eigentümer des Nachbargebäudes, ob er nicht Interesse an dem Fassadenfestival habe. Er hatte. Zwar liegt die Außenwand an der Fürstenbergstraße 37 nicht so öffentlich wie die anderen Orten, aber auch das Kulturamt war von Zeidlers Idee angetan. Und so rückte Künstlerin Lackschnute Anfang des Monats mit Farbrolle und Spraydosen an. Das Wandgraffiti sollte eine Naturthematik aufgreifen, erzählt Zeidler. Es zeigt nun eine Frau umgeben von Blumen. Stromkasten an der Paderborner Stadtbibliothek wird verschönert Gute zehn Gehminuten entfernt findet sich ein fertiges Secret-City-Objekt. Künstler Toon hat eine Seite des Graffitisterns an den Paderwiesen neu gestaltet. Ebenfalls citynah: der aktuelle Arbeitsort der Paderborner Künstlerin Claudia Cremer-Robelski. Gemeinsam mit Praktikantin Lilith Burkamp wertet sie den bisher trostlosen Stromkasten an der Stadtbibliothek auf. Bestenfalls soll der Kasten optisch verschwinden und sich in die Umgebung einfügen, erklärt Cremer-Robelski. Für dieses Ziel greifen sie und Burkamp unter anderem die Oberfläche der benachbarten Pader-Steinmauer auf – inklusive Moos. Auch eine Hasen-Familie und ein Mädchen, das an einer Blume riecht, sind fortan auf dem Stromkasten zu sehen. An zentraler Lage gelegen, haben die beiden Frauen Zuschauer. &bdquo;Die Leute sitzen auf den Banken und schielen rüber. Man wird angesprochen und kriegt direkt Resonanz, was auch guttut“, sagt Cremer-Robelski. Die Künstlerin, die sich der freien und Auftragsmalerei widmet, hat beim Fassadenfestival vor zwei Jahren bereits ein Stromhäuschen am Neuhäuser Schloss gestaltet. Auf das Highlight des Fassadenfestivals müssen die Paderborner warten In Schloß Neuhaus erhalten auch in diesem Jahr Fassaden einen neuen Anstrich. Rund 20 Künstlerinnen und Künstler sind dabei, berichtet Stefan Hermanns vom Paderborner Kulturamt. Er koordiniert das Festival, das &bdquo;im Stadtbild Spuren hinterlassen“ soll, wie er sagt. Lesen Sie auch: Internationale und heimische Graffitikünstler verschönern Fassaden in Paderborn 50.000 Euro aus dem städtischen Haushalt stehen dieses Jahr für Honorare, Materialien und Künstler-Unterbringung zur Verfügung. Bevor wegen der allgemeinen Haushaltssituation auch beim Fassadenfestival der Rotstift angesetzt wurde, waren 70.000 Euro im Budget vorgesehen. Der Sparmaßnahme fiel ein Projekt am Atlaswerk zum Opfer. &bdquo;Das wäre unser Highlight gewesen“, sagt Hermanns. Die beiden von Weitem sichtbaren Türme des Zementwerks von Heidelberg Materials sollten eigentlich einen bunten Anstrich erhalten. &bdquo;Wir schieben das nun zwei Jahre nach hinten“, erklärt Stefan Hermanns. Denn ebenfalls wegen des Spardrucks ist die fünfte Secret-City-Auflage erst für 2026 vorgesehen. Dass auch dann wieder Fassaden zur Verfügung steht, davon geht der Kulturamtsmitarbeiter aus: &bdquo;Wir sind noch lange nicht fertig. Es gibt genügend Wände und Interessanten.“ .responsive23-OlwkI5b57QfCd7Ks-map-240816-secretcity { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-OlwkI5b57QfCd7Ks-map-240816-secretcity { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-OlwkI5b57QfCd7Ks-map-240816-secretcity { padding-top: 142.86%; } } Eine bemalte Fassade sei ein Eyecatcher Einer der Gebäudeeigentümer ist Heinz-Werner Gaßmüller. Mit vier Fassaden – darunter im vergangenen Jahr das Hochhaus an der Bielefelder Straße in Schloß Neuhaus – sei er vertreten. Die Bielefelder Straße ist auch dieses Jahr dabei, ebenso wie die Wand seines Unternehmens Philos Spiel- und Geschenkartikel. &bdquo;Wenn eine Fassade bemalt wird, ist das ein Eyecatcher und für Gesamt-Paderborn gut“, meint Geschäftsführer Gaßmüller. &bdquo;Das wird sehr gut angenommen.“ Auf der Philos-Fassade an der Friedrich-List-Straße werde demnächst ein politisches Statement zu sehen sein: ein Eisbär inmitten eines von Müll verunreinigten Polarmeeres. &bdquo;Das soll ein Weckruf sein, dass wir Verantwortung tragen für unseren Lebensraum, für den Planeten, den wir uns mit allen anderen teilen“, sagt Graffiti-Künstler Snyder. Am Freitagnachmittag hat er die Wand vorbereitet und erste Markierungen zur Orientierung angebracht. Wer ins Gewerbegebiet Benhauser Feld fährt, kann ihm in den kommenden Tagen beim Sprayen zuschauen. Zuschauer werden an diesem Wochenende wahrscheinlich die &bdquo;local heroes“ an der Rathenaustraße haben. Die acht Künstlerinnen und Künstler lassen eine &bdquo;Über-Wasser-Unter-Wasser-Welt“ entstehen. Ihre Leinwand: die Rückseite von 16 Garagen. Nach der Grundierung mit der Farbrolle am Freitag greifen sie am Wochenende zur Spraydose. Mit Blick auf die benachbarte Haltestelle Jahnstraße sagt Künstler Ka$h: &bdquo;Das ist dann ganz witzig für die Busfahrer, da sie bei jeder neuen Runde, die sie fahren, was Neues sehen werden.“

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