Freifunk Hochstift kündigt Veränderungen an: Bleibt das kostenlose Wlan-Netz in Paderborn stabil?

Paderborn. Nachrichten schreiben, Fotos und Videos an Freunde senden: Wie sehr Nutzer von einem freien und kostenlosen Wlan gerade in der Innenstadt Paderborns profitieren, zeigt die Libori-Festwoche: Zig Tausend Besucher wählen sich nach Angaben des Vereins Freifunk Hochstift dann regelmäßig ein. Hierfür ist ein stabiles und schnelles Netz nötig. Ob Libori oder im Alltag: In Zukunft kann der Verein aber eine entsprechende Geschwindigkeit und Netzstabilität nicht mehr garantieren. Das sagt Helge Jung (38), Gründungsmitglied und für die Finanzen im Verein zuständig. Der Grund hängt mit dem Auslaufen des Förderzeitraums durch die Stadt im Juli 2025 sowie in der Folge mit einer technischen Änderung und einem niedrigeren Netzstandard zusammen. Zudem werden den Verein engagierte Mitglieder verlassen. Und ohne sie ist eine permanente Begleitung des Angebots – wie es kommerzielle Netzanbieter machen – nicht möglich. Das Kernteam besteht aus fünf Mitgliedern. Deshalb sieht Jung (38) die Initiative Freifunk vor &bdquo;großen Herausforderungen“. Die Idee des Freifunk Hochstift Die Idee hinter dem 2015 gegründeten Verein ist einfach: Die Besitzer von Wlan-Geräten schließen sich mit ihren Routern dem Projekt an. Über möglichst viele solcher Internetknoten entsteht ein offenes Funknetzwerk. Stand Dienstag, 23. Juli, gibt es laut der Karte auf der Vereinsseite (https://hochstift.freifunk.net/) 612 Knoten im Bereich des Hochstifts – also Besitzer von Routern, die dem Netz angeschlossen sind und Wlan bereitstellen. Zusätzlich nutzt der Verein zwei sogenannte Uplinks. Vereinfacht beschrieben, erhöhen sie die Kapazität bei der Datenübertragung. Diese kostenpflichtigen Einspeisepunkte befinden sich bei der Firma Vega Systems in Mönkeloh und am Wasserwerk. Stadt Paderborn zahlt Förderung Die Grundlage für die Zusammenarbeit zwischen dem Verein Freifunk und der Stadt ist folgende: 2019 startete das Projekt &bdquo;City WLAN“, nach einem Ratsbeschluss im Juli des Jahres. Dafür stellte die Stadt dem Verein 180.000 Euro zur Verfügung. Im Gegenzug sollte der Freifunk-Verein das Wlan in Paderborn ausbauen. Lesen Sie auch: Ehrenamtliche sorgen für Internet in der Zeltstadt für Geflüchtete Neben dem bestehenden, freien städtischen Wlan wurde später beispielsweise eine Richtfunkstrecke zwischen dem Kreishaus und dem Modehaus Klingenthal eingerichtet, Access-Points zum Empfangen und Senden von Daten installiert, Glasfasernetze eingebunden. Allerdings gab es später Kritik von Teilen der Politik aufgrund eines aus ihrer Sicht schleppenden Ausbaus und Funklöchern – nach der Corona-Pandemie und technischen Problemen. Im April 2022 war der Zeitraum des Projekts durch den Digitalisierungsausschuss verlängert worden – um weitere drei Jahre bis Juli 2025. Aus für den Freifunk? Über den aktuellen Stand haben Jung und Dominique Flemming-Schmidt aus dem Vereinsvorstand in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Digitalisierung und E-Government Mitte Juni berichtet. Nun befürchtet die Fraktion Die Linke ein generelles &bdquo;Aus für den Freifunk in Paderborn“. Als Sachkundiger Bürger der Linken und Ausschussmitglied hat Dustin Siebert deshalb eine klare Forderung an die Stadt, die sich als Leitkommune im Bereich der Modellregion Digitalisierung sehe. &bdquo;Die Stadt muss gewährleisten, dass die bestehende Infrastruktur erhalten bleibt“, sagt Siebert. Dass aus seiner Sicht ein freies Wlan generell wichtig ist, begründet Siebert, auch mit Blick auf den 5G-Mobilfunkstandard, so: &bdquo;Nicht alle haben eine Flatrate.“ Freifunk Hochstift: 20.000 Euro bleiben übrig Im &bdquo;NW“-Gespräch betont Jung den sorgsamen Umgang mit den Fördermitteln. Von den 180.000 Euro werden bis Ende Juli 2025 etwa 160.000 Euro in den Ausbau geflossen sein. 20.000 Euro würden übrigbleiben. Nicht nur das: &bdquo;Wir haben im Team eine Entscheidung getroffen, keine weitere Förderung zu beantragen“, sagt Jung. Damit wolle der Verein bewusst auf die angespannte Haushaltslage reagieren. Schließlich, so Jung, gehe es um Steuermittel. In der Folge will der Verein auch auf die Nutzung der beiden Uplinks in Mönkeloh und am Wasserwerk verzichten. Das spart Kosten. Seit Beginn des Förderzeitraums hat alleine die Nutzung des Uplinks in Mönkeloh etwa 91.000 Euro gekostet. Diese Zahl nennt André Springer, Vorsitzender des Digitalisierungsausschusses, mit Blick auf die jüngste Präsentation des Vereins zum aktuellen Stand. Der Verzicht auf die beiden Uplinks hätte aber direkte Auswirkungen auf das Freifunknetz. &bdquo;Wir verlassen dann den Premiumbereich. Wir können nicht garantieren, dass wir Ausfälle vermeiden“, macht Jung deutlich. Würde dagegen alles so bleiben, wie es – Stand jetzt – technisch eingerichtet ist, lägen die jährlichen Betriebskosten für die nächsten Jahre grob bei etwa 42.000 Euro. So lautet eine Schätzung des Freifunk-Vereins. Verein berät über Zukunft Auch zur Zukunft des Freifunk-Vereins äußert sich Jung, allerdings unter Vorbehalt. &bdquo;Wir werden weitermachen, Stand jetzt.“ Denn noch stehe ein Votum des Vereins über diese Frage aus. Im September wollen sich die verbliebenen Mitglieder austauschen.

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