Frankreichs Superstar

Er lacht und feixt schon wieder: Mbappé trainiert solo in Paderborn

Wird er die Franzosen doch gegen die Niederlande anführen? Frankreich bangt weiter um Mbappé. Der genaue Gesundheitszustand des Superstars bleibt unklar.

Erstes Training nach dem Unfall: Kylian Mbappé (r.) scherzt in der Paderborner Home Deluxe Arena mit seinem Teamkollegen Eduardo Camavinga. | © AFP or licensors

20.06.2024 | 20.06.2024, 11:47

Paderborn (sid/dpa). Spielt Kylian Mbappé mit lädierter Nase im EM-Kracher gegen die Niederlande? Der Gesundheitszustand des französischen Superstars wird vom Verband gehütet wie ein Staatsgeheimnis – und auch Mbappé selbst lässt die besorgten Fans der Equipe Tricolore im Unklaren. „Ohne Risiken gibt es keine Siege“, schrieb der 25-Jährige kryptisch in den Sozialen Medien.

Mit einem großen Pflaster auf der gebrochenen Nase absolvierte Mbappé am Mittwochabend in Teamquartier des Topfavoriten eine individuelle Athletik-Einheit. Der Superstar wirkte gut gelaunt.

Die Zeitungen und Portale in seiner Heimat protokollierten die Übungseinheit mit dem alleine laufenden Starspieler minuziös und mit reichlich Pathos. „Es ist 18:04 Uhr, als er an diesem Mittwoch unter dem Knistern der Blitze endlich auf dem glitzernden Rasen der Home Deluxe Arena in Paderborn erscheint, der von der Sonne angestrahlt wird“, schrieb „Le Parisien“.

Der 25-Jährige betrat im Paderborner Stadion gut 20 Minuten nach seinen Teamkollegen den Rasen. Begleitet wurde er von einem Fitnesstrainer. Der Neuzugang von Real Madrid dribbelte mit dem Ball am Fuß, passte mit dem Trainer den Ball hin und her und lief im Stadion im lockeren Tempo Runden. Nach den ersten lockeren Übungen suchte der Weltmeister von 2018 das Gespräch mit Nationalcoach Didier Deschamps und dessen Co-Trainer.

Frankreichs Fußball-Verband FFF hatte für Mittwoch ein Update zum Wohlbefinden des Angreifers angekündigt – das blieb jedoch aus.

Kylian Mbappé trägt ein Pflaster auf der lädierten Nase und spricht in der Paderborner Home-Deluxe-Arena mit Trainer Didier Deschamps. - © AFP or licensors
Kylian Mbappé trägt ein Pflaster auf der lädierten Nase und spricht in der Paderborner Home-Deluxe-Arena mit Trainer Didier Deschamps. | © AFP or licensors

Hoffnung machten die Aussagen seiner Teamkollegen. „Gute Nachrichten, es ging ihm heute Morgen besser“, berichtete William Saliba, Mbappé habe sich einigen Untersuchungen unterzogen. Ob der Kapitän im zweiten Gruppenspiel gegen die Niederlande am Freitag (21 Uhr/ARD und MagentaTV) in Leipzig aber auflaufen kann, da wollte sich noch niemand festlegen.

Nach dem Nasenbeinbruch, den Mbappé sich in der Schlussphase beim Auftaktsieg gegen Österreich (1:0) zugezogen hatte, teilte der Verband im Wissen um die Brisanz einer nationalen Angelegenheit lediglich mit, dass eine Maske gefertigt werde, die es ermögliche, „nach einer gewissen Zeit der Behandlung eine Rückkehr ins Spiel zu erwägen“.

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So oder so steht Deschamps vor einem Dilemma. Schont er seinen eigentlich unverzichtbaren Weltstar gegen die knallharten niederländischen Verteidiger um Virgil van Dijk lieber für den weiteren Verlauf des Turniers, in dem Mbappé inmitten der politischen Debatten um den Rechtsruck in der Heimat der große Hoffnungsträger ist? Oder ist der Kampf um den wichtigen Gruppensieg Argument genug, um den zukünftigen Angreifer von Real Madrid als Maskenmann auflaufen zu lassen?

Kylian Mbappé absolviert in Paderborn eine Solo-Trainingseinheit. - © AFP or licensors
Kylian Mbappé absolviert in Paderborn eine Solo-Trainingseinheit. | © AFP or licensors

Fakt ist: Im topbesetzten Kader der Franzosen ist Mbappé vielleicht der einzige Akteur, der nicht gleichwertig zu ersetzen ist. Ein mögliches Fehlen gegen die Niederlande wäre daher „ein harter Schlag“, sagte Adrien Rabiot: „Er ist ein sehr wichtiger Spieler für uns, der Kapitän, ein Anführer dieser Mannschaft, das wird natürlich von Bedeutung sein“, führte der Mittelfeldspieler aus, „auch für die gegnerischen Mannschaften in ihrer Art und Weise, sich auf die Spiele vorzubereiten“. Doch der Vize-Weltmeister verfüge auch so über „eine erfahrene Mannschaft“ und habe zumindest „weitgehend die Mittel“, um Mbappé zu ersetzen, so Rabiot.

Eine Option im Sturmzentrum könnte Olivier Giroud (37) sein, immerhin Rekordtorschütze der Equipe Tricolore. „Meine Einstellung ist immer dieselbe: Ich will der Mannschaft etwas geben, wenn der Trainer mir die Chance gibt“, sagte Giroud nach dem Österreich-Spiel – und wartet wie die ganze Nation auf ein Gesundheitsupdate seines Teamkollegen.