Wechseljahre: Patientinnen im Kreis Paderborn laut Frauenärzten gut versorgt

Hövelhof/Kreis Paderborn. Irgendwann treffen sie jede Frau: Die Wechseljahre. Das kann sich aber ganz unterschiedlich auswirken, weiß auch die Hövelhofer Frauenärztin Annette Rodenkirchen. Sie ist Sprecherin des Paderborner Gynäkologischen Qualitätszirkels, in dem circa 30 Frauenärztinnen und Frauenärzte organisiert sind. Statistisch verteilt sich das Erleben von Wechseljahresbeschwerden relativ gleichmäßig: Etwa jede dritte Frau fühlt sich während der Wechseljahre nicht anders als zuvor. Ein weiteres Drittel aller Frauen erlebt lästige, aber nicht starke Beschwerden. Von wirklich belastenden Symptomen berichtet ebenfalls jede dritte Frau, schreibt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) auf ihrem Frauengesundheitsportal. Mit den Beschwerden gehen Frauen dann oft zuerst zu ihrem Gynäkologen, andere besuchen ihren Hausarzt. Wie berichtet, ist der Beratungsbedarf für Frauen in den Wechseljahren auch im Kreis Paderborn hoch. Es wurde auch Kritik laut, dass es an Beratungsangeboten fehlt. Versorgungsgrad von 120 Prozent im Kreis Paderborn Der Qualitätszirkel Gynäkologie Paderborn betont hingegen, dass die ärztliche Versorgung im Kreis Paderborn sehr gut ist. &bdquo;Die frauenärztliche Versorgung ist mit einem Versorgungsgrad von 120 Prozent gewährleistet“, heißt es in einer Stellungnahme. Bedeutet: Die Sitze der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) für Frauenärzte sind im Kreis Paderborn alle besetzt. Dahinter liegt eine Bedarfsplanung. Diese legt fest, wie viele Ärztinnen und Ärzte für eine Stadt, einen Kreis oder eine Region benötigt werden. &bdquo;Wir haben im Kreis Paderborn zum Glück kein Nachwuchsproblem“, sagt Annette Rodenkirchen. Anders als bei Hausärzten würden Gynäkologen oft Nachfolger für ihren Kassensitz finden. Kritik an der Rimkus-Methode Auch die Versorgung von Patientinnen mit menopausalen Beschwerden werde durch die Krankenkassen &bdquo;ausreichend getragen“. Die Vergütungssituation bei dem großen Beratungsbedarf sei zwar häufig nicht kostendeckend, doch sie &bdquo;wird von uns Fachärztinnen und Fachärzten mit großer Motivation erbracht“, so Rodenkirchen. &bdquo;Fragwürdige und unseriöse Selbstzahlerleistungen für in der Regel unnötige Hormonbestimmungen sind nicht notwendig.“ Kritisch sieht der Qualitätszirkel Gynäkologie Paderborn beispielsweise die Rimkus-Methode. Dabei handelt es sich um ein Behandlungskonzept, das der Frauenarzt Volker Rimkus entwickelt hat. Es werden keine synthetisch hergestellten, sondern natürliche Hormone verwendet, deren molekulare Struktur denen der körpereigenen Hormone entspricht – sie sind also bioidentisch. Lesen Sie auch: Wechseljahre, Kinderwunsch, Inkontinenz: Was Frauengesundheit so besonders macht Dazu schreibt der Qualitätszirkel Gynäkologie Paderborn: &bdquo;Die Promotion der Rimkus-Methode als ’natürliche’ oder ’risikofreie’ Alternative zu herkömmlichen Hormontherapien ist irreführend, insbesondere da diese Behauptungen nicht durch solide wissenschaftliche Daten gestützt werden.“ Annette Rodenkirchen ergänzt: &bdquo;Die Kosten der Methode werden im Gegensatz zur schulmedizinisch etablierten Hormonersatztherapie, die ebenfalls mit bioidentischen Hormonen arbeitet, von keiner gesetzlichen Krankenkasse übernommen.“ Von den 30 Frauenärztinnen und Frauenärzten im Paderborner Qualitätszirkel würde keiner eine Hormonersatztherapie nach der Rimkus-Methode verschreiben. Wechseljahresbeschwerden ist nachgefragtes Thema Wechseljahresbeschwerden seien bei ihren Patientinnen eines der meist nachgefragten Themen – genau wie Brustkrebsvorsorge oder Schwangerschaftsbetreuung. In der Prämenopause, die statistisch gesehen häufig schon ab 40 Jahren einsetzt, klagen viele Frauen über Gereiztheit, Einschlafstörungen sowie stärkere und häufigere Regelblutungen. Für diese Phase fehlt Rodenkirchens Ansicht nach noch ein Bewusstsein in der Gesellschaft. In der Postmenopause, also die Zeit nach der letzten Regelblutung, erleben viele Frauen Hitzewallungen, Durchschlafstörungen und Gewichtszunahme. Beschwerden können stark belasten Gleichzeitig betont Annette Rodenkirchen: &bdquo;Depressive Verstimmungen oder verminderte Leistungsfähigkeiten sind nicht immer hormonell bedingt.“ Die hormonelle Umstellung der Wechseljahre ist – genau wie die Pubertät – ein normaler Entwicklungsprozess. Beschwerden sind nicht immer krankhaft, können aber sehr belasten. Die Therapie von Beschwerden wird laut Annette Rodenkirchen zunächst mit Lebensstilveränderungen und pflanzlichen Mitteln behandelt. Hilft das nicht weiter, kann auch die moderne Hormonersatztherapie sinnvoll sein. Von ihren Patientinnen mit starken Wechseljahresbeschwerden entscheiden sich rund 30 Prozent für diese Hormonersatztherapie. Grund dafür sei auch, dass viele Vorurteile hätten: &bdquo;Man denkt schnell an frühere Hormonersatztherapien, die beispielsweise das Risiko für Brustkrebs, Thrombosen und Herzerkrankungen erhöhen konnten. Mittlerweile ist das aber anders, da auch hier fast nur bioidentische Hormone verwendet werden“, erklärt Rodenkirchen. Wichtig sei vor allem, dass die Wechseljahre aus der Tabuzone gezogen werden.

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