Über 4.000 Menschen protestieren vor Paderborns Dom gegen Rechtsextremismus

Paderborn. Nachdem vor rund einem Monat bereits 5.000 Menschen an einer Demonstration gegen Rechtsextremismus teilgenommen hatten, zeigte auch ein erneuter Aufruf des Paderborner Bündnis gegen Rechts Wirkung: Erneut gingen am Sonntag mehrere Tausend Menschen auf die Straße, dieses Mal versammelten sie sich auf dem Domplatz. Eingebettet war die Aktion in die bundesweiten Demonstrationen Hunderttausender Menschen. Anlass war bekanntlich ein Treffen unter Beteiligung von AfD-Mitgliedern im November, bei dem die Deportation von Millionen Menschen geplant worden sein soll. In Paderborn kamen jetzt laut Angaben der Polizei rund 4.000 Teilnehmer unterschiedlichen Alters und aus verschiedenen Teilen der Gesellschaft zusammen, um sich klar dagegen zu positionieren. Das Bündnis gegen Rechts geht sogar von bis zu 7.000 Teilnehmern aus. Vor Ort war auch Paderborns Bürgermeister Michael Dreier, der die Reden an diesem Nachmittag aber Anderen überließ. Einer von ihnen war Giano Weiß vom &bdquo;Verein deutscher Sinti“ in Paderborn. Er sprach dabei offen von der Gefahr, die große Teile der AfD für die Demokratie und das Grundgesetz darstellten: &bdquo;Die Aussagen über die als ,Remigration’ betitelten Deportationspläne haben mich nicht schockiert, denn die Partei verbreitet seit Jahren ähnliche Parolen.“ AfD-Programm nicht mit christlichem Gedanken vereinbar Anschließend machte er deutlich, dass viele Sinti bereits seit Jahrhunderten in Deutschland lebten, unter den Nationalsozialisten Vernichtung erfahren haben und sich trotzdem ganz klar als Deutsche sehen. Diese Menschen könnten nun zu erneuten Opfern durch die AfD-Pläne werden. &bdquo;Auch wir Deutschen sind anerkannte Minderheiten in zahlreichen unserer Nachbarländer. Sollten dort ähnliche Forderungen laut werden, wäre die AfD eine der ersten, die lauthals protestieren“, so Weiß. Abschließend sagte er: &bdquo;Geht auch auf Anhänger der AfD zu und zeigt eure Einstellung offen, damit sie nicht glauben können, es gäbe eine schweigende Mehrheit, die auf ihrer Seite ist.“ Die evangelische Pfarrerin Sabine Sarpe aus Borchen sprach sich ebenfalls gegen Rechtsextremismus und Ausgrenzung aus. &bdquo;Wer den Satz ,Ich glaube’ spricht, darf dabei nicht ausblenden, dass Gott alles Leben gleich geschaffen hat.“ Dabei spielten Herkunft, Glaube oder sexuelle Orientierung keine Rolle. &bdquo;Mit der AfD werden auch die christlichen Grundsätze unerwünscht sein“, so Sarpe. Ihr schlossen sich Katharina Gnoth und Jan Hilkenbach vom Bund der deutschen katholischen Jugend in Paderborn an. Sie forderten dazu auf, keine Diskussion mit Menschen zu scheuen, &bdquo;die wir für die Demokratie (zurück)gewinnen wollen“. Gleichzeitig distanzierten sie sich von rechtsextremer Hetze, die mit dem christlichen Gedanken unvereinbar sei. Gewerkschaften fordern bessere Sozialmaßnahmen Auf dem Domplatz fanden sich auch Gewerkschaften ein, darunter &bdquo;Verdi“ und die &bdquo;IG Metall“. Verdi-Bezirksgeschäftsführerin Martina Schu positionierte sich dabei deutlich. &bdquo;Alle Gewerkschaften haben eine klare Haltung gegen die AfD und gegen Rechtsextremismus.“ Sie nahm sich in ihrer Kritik aber auch andere Parteien zur Brust. &bdquo;Die Politiker müssen endlich aufhören, Klientelpolitik für die Reichen und Schönen zu machen.“ Die soziale Ungleichheit in Deutschland wachse immer weiter, was extremen Tendenzen erst Vorschub leiste. Statt wirklich etwas zu unternehmen, würden führende Politiker eine Einschränkung des Streikrechts fordern, damit die Gewerkschaften stillhalten. &bdquo;Auch solches Verhalten gefährdet unsere Demokratie“, so Schu abschließend. Güven Erkurt von der alevitischen Gemeinde wandte sich ebenfalls an die Paderborner auf dem Domplatz. Seine Glaubensgenossen seien besonders in den 1980er und 90er Jahren in der Türkei verfolgt worden, oft von rechtsextremen Gruppierungen. Deshalb sei die Gefahr, die von Rechtsaußen ausgehe, den Aleviten wohlbekannt. &bdquo;Und wer glaubt, es gäbe in Paderborn keinen ,Deportations-Fetisch’, der muss nur auf die örtliche AfD-Fraktion schauen, um sich vom Gegenteil zu überzeugen.“ Die alevitische Gemeinde ist als Teil des Bündnisses der Deutsch-Türkischen Freundschaft im Integrationsrat vertreten und unterstützt somit auch die Demo, die vom Vorstand des Integrationsrates initiiert wurde. Diese findet am kommenden Freitag, 1. März, ab 17 Uhr auf dem Rathausplatz statt (die &bdquo;NW“ berichtete). Lesen Sie auch: Nach der Groß-Demo gegen rechts in Paderborn: &bdquo;Es darf kein Strohfeuer sein“ Anmerkung der Redaktion: In einer ursprünglichen Version haben wir versehentlichen geschrieben, dass die alevitische Gemeinde Bestandteil des Integrationsrates sei. Wir haben den Fehler korrigiert.

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