Schnäppchen mit Zwangsversteigerungen in Paderborn: Experte klärt auf

Paderborn. Zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten: Wenn Markus Kürpick anzählt, steht meist ein Eigentümerwechsel bevor. Er ist seit 1998 zuständiger Koordinator für Zwangsversteigerungen am Amtsgericht in Paderborn. Können mit Zwangsversteigerungen Schnäppchen gemacht werden? Wie läuft eine Versteigerung ab? Wer kann mitbieten? Diese Fragen klärt Kürpick im Gespräch mit der &bdquo;Neuen Westfälischen“. Wie viele Zwangsversteigerungen gibt es? 51 Anträge auf Zwangsversteigerungen gab es im vergangenen Jahr in Paderborn. Das sei eine vergleichsweise geringe Anzahl. Kürpick erlebte auch Zeiten, in denen es 350 Verfahren im Jahr gab. Bebaute und unbebaute Grundstücke, Erbbaurechte und Eigentumswohnungen können versteigert werden und sind aus dem gesamten Paderborner Kreisgebiet vertreten. 51 Zwangsversteigerungsanträge bedeuten laut Kürpick jedoch nicht, dass es auch zu 51 Terminen mit Bieterinnen und Bietern kam. 2024 gab es bereits zwölf Anträge auf Zwangsversteigerungen. &bdquo;Wenn wir das auf zwölf Monate hochrechnen, wären das deutlich mehr Zwangsversteigerungen“, erklärt Kürpick. Das lasse sich aber erst in ein paar Monaten sicher sagen. Während die Anzahl der Zwangsversteigerungen in den vergangenen Jahren gesunken ist, stieg der Kreis der Bieterinnen und Bieter besonders während der Corona-Pandemie an, weiß Kürpick. &bdquo;Das lag nicht an der Pandemie, aber das Interesse an Immobilien war zu dieser Zeit einfach sehr hoch.“ Mittlerweile sei die Anzahl von Bieterinnen und Bietern wieder leicht rückläufig. &bdquo;Ich würde schätzen, in einem Drittel der Fälle oder sogar bei der Hälfte gibt es entweder Zahlungsvereinbarungen oder die Parteien einigen sich.“ Wie kommt es zu einer Zwangsversteigerung? Es gibt laut Kürpick zwei Gründe für Zwangsversteigerungen: Gläubiger beantragen ein Verfahren oder es handelt sich um eine Teilungsversteigerung, beispielsweise im Falle einer Scheidung oder bei der sogenannten Aufhebung einer Erbengemeinschaft. Bei rund einem Drittel aller Termine handele es sich um Teilungsversteigerungen. Wenn die Gläubiger ein Verfahren beantragen, dann handele es sich in der Regel um Finanzverwaltungen, Kommunen oder Banken. &bdquo;Das passiert aber alles erst, nachdem es Mahnungen, Gespräche und beispielsweise Kontopfändungen gab“, ergänzt Kürpick. Wenn ein Zwangsversteigerungsverfahren angeordnet wird, schaltet das Amtsgericht als nächsten Schritt einen Sachverständigen ein. In der Regel seien es Architekten, die dann ein Gutachten über die Immobilie oder das Grundstück erstellen. Nachdem dieses Gutachten an die Beteiligten am Verfahren geschickt wurde, wird ein sogenannter Verkehrswert festgelegt. Wenn die Parteien keine Beschwerde einlegen, wird als nächster Schritt ein Termin festgesetzt. Vom schriftlichen Antrag bis zum Termin der Versteigerung vergeht Kürpicks Erfahrung nach circa ein Dreivierteljahr. Wie haben sich die Preise entwickelt? Wie auch auf dem Immobilienmarkt gilt: Je besser die Lage, desto höher die Preise. Grundstücke mit Einfamilienhäusern oder Eigentumswohnungen in Paderborn sind daher besonders beliebt. Über Jahre hinweg wurden bei den Versteigerungen laut Kürpick Preise erzielt, die weit über dem Verkehrswert lagen. &bdquo;Das ist aktuell nicht mehr so“, weiß Kürpick. Daher sind Schnäppchen aktuell eher wieder möglich, als es noch vor einigen Jahren der Fall war. Doch damit verbunden ist auch, dass beispielsweise Häuser und Wohnungen vorab nicht besichtigt werden können. Wie läuft eine Versteigerung ab? Zum Ablauf einer Versteigerung: Diese finden in einem Sitzungssaal im Gericht statt. Grundsätzlich darf jeder teilnehmen, womöglich wird aber eine Sicherheitsleistung fällig. Dann müssen Interessierte einen Geldbetrag in Höhe von zehn Prozent des angegebenen Verkehrswertes hinterlegen, etwa durch Überweisung an die Justiz-Kasse oder durch das Mitbringen einer Bankbürgschaft oder eines Bankschecks. Vor 2007 gab es in den Sitzungssälen noch ein ganz anderes Bild: Da mussten die Sicherheitsleistungen bar mitgebracht werden. &bdquo;Da lagen hier unheimlich viele Geldscheine auf dem Tisch“, erinnert sich Markus Kürpick. Mindestens eine halbe Stunde lang können während der Versteigerung Gebote abgegeben werden. In welchen Schritten geboten wird, ist nicht vorgeschrieben. Theoretisch reicht ein Euro, um den Vorgänger zu überbieten. Nach Ablauf der Bietzeit wird das höchste Gebot dreimal aufgerufen und die Versteigerung anschließend geschlossen. Die Gläubiger können dann sagen, ob sie zu diesem Preis den Zuschlag erteilen oder nicht. &bdquo;Denn sie haben das letzte Wort“, so Kürpick. In den meisten Fällen werde schon beim Termin der Zuschlagsbeschluss verkündet. Damit ist der Bieter dann der Eigentümer.

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