Zwei Schafe und ein Rind in Paderborn: Lebendige Krippe zurück auf dem Weihnachtsmarkt

Paderborn. Die Bibel erwähnt zwar gar keine Tiere im Stall, doch zahlreiche Bilder und Lieder überliefern die Vorstellung, dass bei Jesu Geburt auch ein Ochse, Esel und Schafe zugegen waren. Auch bei der Lebendigen Krippe auf dem Paderborner Weihnachtsmarkt gehörten Esel, Ochse und zwei Schafe über viele Jahre dazu. Nach dem Aus vor ein paar Jahren ist die lebendige Krippe auf den Weihnachtsmarkt zurückgekehrt. Entspannt knabbern die beiden Schafe an dem Heu. Das Rind schleckt die Fensterscheibe ab, als ein kleiner Junge gemeinsam mit seiner Mutter neugierig einen Blick in den Stall wirft. Ansonsten ignorieren die Tiere die Besucher weitgehend. 25 Quadratmeter – und damit mehr als früher – haben sie in ihrem Stall auf dem Paderborner Weihnachtsmarkt, ausgelegt mit Stroh, dazu Wasser- und Futterquellen, sowie ein kleiner Unterstand für die Schafe. Von den Besuchern abgeschirmt sind sie durch Glasscheiben, sodass auch niemand die Tiere füttern kann. &bdquo;Im Vergleich zum Leben auf dem Hof ist das hier sozusagen Urlaub“, ist Maria Pietsch überzeugt. Sie ist Mitbegründerin und erste Vorsitzende des Vereins &bdquo;Lebendige Krippe Paderborn“. Der hat sich im vergangenen Jahr gegründet, um die Attraktion nach dem Aus 2021 wieder ins Leben zu rufen. Damals hatte die Paderborner Werbegemeinschaft verkündet, dass der marode Stall nach mehr als 20 Jahren nicht wieder aufgebaut würde und eine Neuanschaffung zu teuer sei. Ehrenamtliche stemmen den Verkauf Damit wollten sich Pietsch und ihre Mitstreiter nicht abfinden und gründeten den Verein &bdquo;Lebendige Krippe Paderborn“. Spendengelder wurden gesammelt, Freiwillige zusammengerufen. Den neuen Stall gebaut hat die Zimmerei Peters aus Bad Lippspringe. Neben dem Stall für die Tiere bietet die Holzhütte Platz für ein paar Stehtische und Sitzgelegenheiten sowie einen kleinen Verkaufsraum. Seit Freitag steht die Krippe an ihrem angestammten Platz vor der Marktkirche am Kamp. Die Woche vorher aber war &bdquo;fürchterlich anstrengend“ für Pietsch und ihre Mitstreiter. Vieles musste noch auf den letzten Drücker organisiert und erledigt werden. Und dann fehlt auch noch die Erfahrung des Landfrauenservice Paderborn-Höxter, der bislang für die Versorgung der Besucher zuständig war, aber jetzt nicht mehr dabei ist. Stattdessen stemmt jetzt eine ganze Reihe von Ehrenamtlichen den Verkauf von Glühwein, Punsch, Kartoffelwaffeln und belegten Broten mit Landwurst oder Käse – in zwei Schichten, jeweils zu zweit und am Wochenende zu dritt sind sie während der regulären Öffnungszeiten des Weihnachtsmarktes im Einsatz, und das wie die vergangenen Tage auch bei klirrender Kälte. &bdquo;In erster Linie geht es uns darum, einen Ort zu bieten, an dem Menschen sich treffen und zusammenkommen können“, sagt Pietsch. Die 65-Jährige sieht die Lebendige Krippe auch als Ergänzung zu den anderen, oftmals kommerziellen Angeboten des Weihnachtsmarktes: &bdquo;Zurück zum Wesentlichen, zu dem, was uns Weihnachten ursprünglich sagen will.“ Und vor allem für die Kinder sei es toll, die Tiere zu bestaunen – viele hätten noch nie ein echtes Schaf gesehen, berichtet Pietsch. Kritik von Tierschützern Gerade an diesen echten Tieren erregt sich aber immer wieder – wie auch schon in den Vorjahren – Kritik. So verurteilt beispielsweise die Tierschutzorganisation PETA grundsätzlich, dass Veranstaltungen wie der Paderborner Weihnachtsmarkt Tiere als Attraktionen &bdquo;unter dem Deckmantel sinnloser Traditionen und Gewohnheiten“ zur Schau stellen würden. Tiere auf solchen Märkten hätten nur mangelhafte oder gar keine Rückzugsmöglichkeiten, sie seien sichtbar gestresst, sagt Scarlett Treml, Fachreferentin für Tiere in der Agrarindsutrie bei PETA, und fordert von Behörden und Politik, &bdquo;lebendige Krippen endgültig und ohne Ausnahmen zu untersagen“. Auch Gabriele Votsmeier, Vorsitzende des Paderborner Tierschutzvereins&bdquo;Tiere in Not“, ist nicht gerade begeistert von der Lebendigen Krippe und sieht diese insbesondere mit Blick auf die lange Dauer von rund vier Wochen kritisch. Anders als in einer früheren Mitteilung des Vereins &bdquo;Lebendige Krippe“ angekündigt, habe der Tierschutzverein das Projekt auch nicht begleitet. Veterinäramt kontrolliert unangekündigt Das Veterinäramt des Kreises Paderborn dagegen war von Beginn in die Planungen einbezogen: So seien die Haltungsbedingungen schon vor dem Bau des neuen Stalles mit den Verantwortlichen besprochen worden, bestätigt die Behörde auf &bdquo;NW“-Anfrage. Dabei ging es unter anderem um die ausreichende Größe des Stalls und Rückzugsmöglichkeiten für die Tiere. &bdquo;Wir halten alle gesetzlichen Vorgaben ein“, betont Pietsch. So habe der Verein auf einen Esel verzichtet, &bdquo;denn der bräuchte mehr Platz und Auslauf“. Eine unangemeldete Überprüfung der Haltungsbedingungen durch das Veterinäramt gab es zudem direkt an diesem Montag vor Ort – das Ergebnis laut Pietsch: nichts zu beanstanden. +++ Update, 28. November: Wie der Kreis Paderborn inzwischen bestätigt hat, sei bei der Kontrolle am Montag festgestellt worden, dass die Haltung aus tierschutzfachlicher Sich in Ordnung sei. Es sei sichergestellt, dass die Tiere auch bei einem größeren Besucheransturm nicht beunruhigt würden, da der Stall für die Besucher einsehbar, der Aufenthaltsbereich der Tiere allerdings durch Plexiglasscheiben abgeteilt und damit nicht direkt für Besucher zugänglich ist. Die Tiere seien bereits im Vorfeld aneinander gewöhnt und würden fachkundig betreut. +++

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