Fehlender Markenkern: Das sind Schwächen des Tourismus im Paderborner Land

Kreis Paderborn. Der Tourismus boomt in OWL – und das Paderborner Land will künftig ein größeres Stück vom Kuchen. Auch deshalb lässt der Kreis Paderborn derzeit eine Tourismusstrategie erstellen. Mehr Besucher sollen kommen. Die Strategie ist jetzt von einem Berater erstmals öffentlich präsentiert worden. Aufgedeckt werden Schwächen des Tourismus im Kreisgebiet – aber auch Möglichkeiten. In Zeiten der Nationalparkdebatte rückt der Tourismus besonders in den Fokus. Im Vor-Corona-Jahr 2019 generierte der Fremdenverkehr einen hochgerechneten Umsatz von rund 430 Millionen Euro. Davon entfielen laut Tourismuszentrale Paderborner Land auf den Übernachtungstourismus 148 Millionen Euro und auf den Tagestourismus 282 Millionen. &bdquo;Im Segment des Drei- bis Fünf-Tage-Tourismus haben sie sehr, sehr große Chancen“, sagt Berater Christian Rast. Das Paderborner Land überzeuge vor allem mit Natur- und Landschaftserlebnissen. Künftig sollten diese aber über die Region hinaus besser bekannt gemacht werden, fordert die Strategie. "...in Köln kennt das kein Mensch" Rast, der Mann von der Freizeit- und Tourismusberatung IFT aus Köln, hält im Wirtschaftsausschuss des Kreises mit seiner Meinung nicht hinterm Berg. Nach seiner Ansicht stellt das Paderborner Land sein Licht zu oft unter den Scheffel. &bdquo;Sie sind von außen nicht sichtbar mit dem, was sie haben. Das Paderborner Computermuseum ist zum Beispiel großartig, in Köln kennt das aber kein Mensch und es wird auch nicht mit dem Paderborner Land verbunden“, schreibt Rast den Politikern ins Stammbuch. Es mangele zudem an genügend Schlechtwetter-Angeboten. Über Monate hatte er sich mit Tourismusbeauftragten der zehn Kommunen und des Kreises getroffen, Bestandsaufnahmen gemacht und Ziele skizziert. Das Ergebnis ist ein 100 Seiten starker Bericht, der nun in den Fraktionen des Kreistags beraten wird. Rast stellt darin fest, dass die touristischen Angebote nicht überall die hohe Qualität bieten, die Besucher zufriedenstellt und nur wenige Events ein überregionales Publikum anzögen. Dabei könne die Region mit Attraktionen wuchern, wie etwa historischen Stadt- und Ortskernen, Sehenswürdigkeiten und einigen zertifizierten Rad- und Wanderwegen. Bei manchen Wegen fehlen dem Fachmann die Instandhaltung und die durchgängige Qualität. So seien die Radthemenrouten in Kommunen unterschiedlich gut ausgebaut. Forderungen an das Marketing Für das gesamte Paderborner Land als Dachmarke fehlt dem Berater eine deutliche Positionierung mit einem Kernthema, das Gäste in die Region ziehen könne. Ob an dieser Stelle ein Nationalpark helfen könne, will Rast auf Nachfrage nicht beantworten. &bdquo;Das ist ein emotionales und schwieriges Thema. Diese Frage übersteigt die Aufgabe einer Tourismusstrategie“, weicht er aus. Festgehalten ist im Papier aber der Hinweis, dass die Strategie angepasst werden kann, falls ein Nationalpark kommt. Jährlich seien sowieso Evaluationen und Anpassungen möglich. Im Blick behalten muss das Tourismusmarketing die weitere Entwicklung bei Hotellerie und Gaststätten. Es gebe &bdquo;große regionale Unterschiede“ bei Klassifizierungen von Beherbergungsbetrieben. Aufgrund des Fachkräftemangels schrumpfe sogar das Angebot. Dem Berater fehlt der Camping- und Wohnmobil-Tourismus, aber auch die Innovationsbereitschaft in Betrieben, um Gäste zu locken. So seien außergewöhnliche Beherbergungsformen wie Baumhäuser und auch Modernisierungen bestehender Anlagen gewünscht. Moderner werden müsse auch das Marketing für die Urlaubsregion Paderborner Land: &bdquo;Das kann digitaler und frecher sein.“ Dass sich die Bemühungen auszahlen, daran hat Rast keine Zweifel: &bdquo;Es gibt eine steigende Nachfrage nach Aktivangeboten und der Deutschland-Tourismus wächst. Davon können sie profitieren.“ Der Markt sei groß. Innerhalb von zwei Stunden könnten 23 Millionen Menschen den Kreis Paderborn erreichen, innerhalb von einer Stunde immer noch 3,9 Millionen.

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