Was Paderborner Kinder einen echten Astronauten so alles fragen

Paderborn-Schloß Neuhaus. Wie geht ein Astronaut eigentlich aufs Klo? Er wird mit der Frage wohl gerechnet haben, der zwölfte Deutsche im Weltall. Matthias Maurer tourt schließlich schon länger durch Deutschland und ist ins Gymnasium Schloß Neuhaus gekommen, um auch dort von seinem halben Jahr auf der Internationalen Raumstation (ISS) zu erzählen und Fragen zu beantworten. Der Auftritt des Wissenschaftlers auf Einladung der Volkssternwarte Paderborn und der Buchhandlung Thalia locken an diesem Freitagabend mehr als 300 Interessierte aller Altersgruppen in die Aula der Schule. Auf deren Dach thront das Observatorium der Volkssternwarte, die ihre Räumlichkeiten im Obergeschoss hat. Davon verschafft sich Matthias Maurer zunächst bei einer kleinen Führung mit dem Vorstand der Sternwarte einen Eindruck, bevor er dann zur großen Freude des gespannt wartenden Publikums die Bühne der Aula erklimmt. Da steht er nun, der (zum Zeitpunkt seines Abflugs) 600. Mensch, der je den Planeten Erde verlassen hat. Natürlich nicht im Raumanzug, aber in einem T-Shirt der ESA (Europäische Weltraumorganisation). Fit und sportlich kommt er daher – kein Wunder, wenn man sich das strikte Sportprogramm vor Augen führt, das Astronauten bewältigen müssen, wie er später ausführlich schildert. Schlau ist er im übrigen ebenfalls, auch wenn er das so nicht sagt. Aber wer ins All will, muss nicht nur technisch bewandert sein und körperlich eine Menge aushalten können, sondern &bdquo;auch gute Noten haben“, wie der promovierte Werkstoffkundler vor allem den Jüngsten im Auditorium mit auf den Weg gibt. Alleine gelandet ist er nicht in Schloß Neuhaus, mit dabei ist die Journalistin Sarah Konrad, mit der er das Buch &bdquo;Cosmic Kiss: Sechs Monate auf der ISS – Eine Liebeserklärung an den Weltraum“ geschrieben hat. Darin schildert er seine Eindrücke und Erlebnisse aus der Zeit vom November 2021 bis Mai 2022, die er 400 Kilometer über der Erdoberfläche verbracht hat. Doch statt einfach nur zu erzählen, führt Maurer ein Gespräch mit seiner Co-Autorin, was das Erlebte für seine Zuhörer viel lockerer und persönlicher werden lässt. Dazu werden immer wieder Videoaufnahmen seines Trainings, seines Fluges, seines Alltags auf der ISS und von seiner Landung im Golf von Mexiko gezeigt. Da lässt sich für die Zuhörer gut nachvollziehen, warum der Astronaut noch immer &bdquo;Gänsehaut“ verspürt, wenn er an seine Zeit im All zurückdenkt. &bdquo;Von dieser Reise werde ich noch den Rest meines Leben zehren“, sagt er. Und ergänzt, wohl mit Blick auf einen möglichen Flug zum Mond (siehe Infokasten): &bdquo;Außer natürlich, es kommt noch eine bessere Mission.“ Dann nimmt der Astronaut sein Publikum mit zu seinem ersten Tag auf der ISS, als er in die Beobachtungskuppel schwebt und seinen ersten Blick auf die so nahe und doch so weit entfernte Erde wirft. &bdquo;Da habe ich nicht nur im Kopf, sondern auch im Herzen verstanden, dass ich im Weltraum angekommen bin“, erinnert sich Maurer. Er wünsche es jedem, diesen Anblick auch einmal sehen zu können. Ihm sei ganz warm ums Herz geworden dabei. Gleichzeitig gibt er zu, dass ihm in der Schwerelosigkeit das Herz aber auch in die Hose gerutscht sei. Schließlich fällt die ISS gewissermaßen die ganze Zeit um die Erde herum – ein Zustand, an den sich Körper und Geist erst mehrere Tage lang gewöhnen müssen. Dann aber kann Maurer seinen Aufenthalt so richtig genießen: &bdquo;Ich habe mich gefühlt wie ein Kind an Weihnachten“, sagt er. Er erzählt von seinem Alltag dort oben, von dicht getakteten Zwölf-Stunden-Tagen, vom Duschen mit nur einem Viertelliter Wasser (der Durchschnittsdeutsche verbraucht mehr als 100 Liter), vom etwas faden Essen und den zwei Momenten, bei denen es so richtig ernst wird: Bei seinem Außenbordeinsatz verheddert Maurer sich in einem Kabel, später muss die gesamte Besatzung die ISS für drei Stunden – &bdquo;also zwei Erdumrundungen“ – evakuieren, weil sie auf Weltraumschrott zusteuern. Nach etwas mehr als einer Stunde spannender Berichte kommt dann der Moment, auf den er erzählfreudige Astronaut sich am meisten gefreut hat: Fragen aus dem Publikum. Da melden sich natürlich auch Erwachsene zu Wort, aber besonders emsig sind natürlich die Jüngsten unter den Gästen. Fragen und Antworten Sie wollen unter anderem wissen: Wie kommst du aus dem Anzug raus? Antwort: Nur mit Hilfe, denn der ist maßgeschneidert. Wie schläft man da oben? Antwort: Wie ein Baby. Und nach persönlichem Geschmack entweder gut festgeschnallt oder – wie Maurer – frei schwebend. Wie war das, als du wieder auf der Erde warst? Antwort: Anstrengend, aber schön, denn es gab wieder gutes Essen wie Obst, Salat und Pizza. Und natürlich darf sie nicht fehlen, die alles entscheidende Frage, und natürlich stellt sie ein kleines Kind: Wie geht man da oben aufs Klo? &bdquo;Man geht nicht, man schwebt“, sagt Maurer unter großem Gelächter. Zu den Details sei nur so viel verraten: Zum Einsatz kommt ein Schlauch, der wie ein Staubsauger funktioniert. Aus &bdquo;dem Flüssigen“ wird Wasser, &bdquo;das Feste“ wird zur Erde geschickt – und verglüht in der Atmosphäre. Als Sternschnuppe.

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