Treue Freibadbesucher ärgern sich über die Stadt Paderborn

Paderborn. Derzeit gibt es für die Dauerschwimmer im Waldbad und im Rolandsbad in Paderborn nur ein Thema: Die vorzeitige Schließung beider Standorte schon zum 31. August. Damit will die Pader-Bäder GmbH der Stadt bis zu 100.000 Euro einsparen. Vor allem aber fehlt Personal: Die Fachkräfte werden jetzt besonders für den gerade gestarteten Betrieb in den Hallenbädern benötigt, sagt Stefan Schumann, Geschäftsführer der Pader-Bäder. Besonders unter den Inhabern von Saisonkarten ist die Stimmung getrübt: Sie verlieren zehn Tage. Zudem gibt es Änderungen bei den Öffnungszeiten im Waldbad. Zu den betroffenen Saisonkarten-Inhabern gehört auch Ulrike Rode (67) aus Schloß Neuhaus. Täglich zieht sie im Waldbad ihre Bahnen, so wie an diesem Mittwoch. Ihre Bewertung zur verkürzten Saison fällt eindeutig aus: "Für mich ist das Quatsch!" 77 Euro hat sie für die Saisonkarte mit eigentlich 133 Tagen gezahlt. Wenig Verständnis zeigen auch Helmut Bade (66) aus Elsen im Waldbad und Beate Menke (56) aus Paderborn im Rolandsbad. Nach der aktuellen Saisonkürzung will Beate Menke für das nächste Jahr über eine Alternative zur Saisonkarte nachdenken, beispielsweise mit einer Geldwertkarte. Warum sich die Pader-Bäder hingegen zu diesem Schritt gezwungen sahen, erklärt Schumann auf Nachfrage. Dazu verweist er auf das Rekord-Defizit in Paderborn und eine drohende Haushaltsperre. "Aufgrund der angespannten Haushaltslage müssen 20 Prozent der Kosten einspart werden", sagt er. Und darin einbezogen seien auch die "defizitären Bäder". Somit hätten die Pader-Bäder keine andere Möglichkeit gehabt, als schon "im laufenden Betrieb" in den Sparmodus umzuschalten, um das Ziel bis Ende des Jahres zu erreichen. In Zahlen sieht das Ziel so aus: Etwa 75.000 bis 100.000 Euro sollen es sein. Am 31. August ist Schluss in den Paderborner Freibädern Somit entschloss sich die Bäderleitung, die beiden Freibäder der Stadt nicht bis zum 10. September geöffnet zu lassen, sondern bereits zum 31. August zu schließen. Welchen Vorteil das bietet, erklärt Schumann so: Gewöhnlich würden ab Ende August die Außentemperaturen besonders in den Nächten sinken. In der Folge würden niedrigere Außentemperaturen zu einer höheren Auskühlung der Becken und somit zu höherem Energieeinsatz zum Heizen des Wassers führen. Damit würden Kosten entstehen, die jetzt eingespart werden sollen. Die Temperaturen liegen im Rolandsbad bei 22 Grad (Schwimmerbecken) bis 26 Grad (Nichtschwimmerbecken), im Waldbad bei 23 bis 24 Grad. Zudem würden weitere Kosten entfallen, wie beispielsweise durch eingespartes warmes Wasser in den Besucherduschen. Aber auch durch weniger oder keinen Strom sowie Saisonkräfte und Rettungsschwimmer, deren Beschäftigung in dieser Saison ebenso zwei Wochen früher endet, will die Stadt Geld einsparen. Personal ist der zweite wichtige Faktor Das Thema Personal ist aus Sicht von Schumann neben den Energiekosten der zweite wichtige Faktor. Hier fehlen Fachkräfte, die in den beiden Freibädern, aber auch in den Hallenbädern Schwimmoper, Kiliansbad, Alisobad Elsen und Residenzbad Schloß Neuhaus im Einsatz sind. 25 Stellen gebe es hier laut Schumann. Aktuell seien drei Fachkräfte erkrankt, und besonders im Waldbad wirkt sich der Ausfall "des Tagessatzes für einen Mitarbeiter" verschärfend aus, und das in der noch andauerenden Urlaubszeit. Die Konsequenz: Im Waldbad haben sich die Öffnungszeiten verkürzt, von wochentags 6 bis 20 Uhr (am Wochenende 7 bis 20 Uhr) auf nun 10 bis 18 Uhr. Im Rolandsbad bleiben die üblichen Zeiten bis zum vorzeitigen Saisonschluss. Lesen Sie auch: Stadt Paderborn kürzt Freibad-Öffnungszeiten - So reagieren "NW"-Leser Eine andere Regelung bezüglich der geänderten Zeiten in Waldbad hätte sich Dauerschwimmerin Birgit Düsterhus (58) aus Sennelager gewünscht. Sie ist berufstätig und steigt als Frühschwimmerin eigentlich ab 6.30 Uhr für eine halbe Stunde ins Wasser. Immer 1.000 Meter zum Fithalten. "Ich hätte es besser gefunden, dass die Öffnungszeiten, wenn schon eingeschränkt, bis 20 Uhr gehen. Das wäre ideal für Berufstätige", sagt sie. Um zu verdeutlichen, wie viele Dauerschwimmer betroffen sind, genügt ein Blick auf folgende Zahl: Aktuell haben 1.919 Personen jeweils eine Saisonkarte. Unabhängig davon entfällt für sie und andere noch eine weitere Möglichkeit, Schwimmen zu können: Denn einen Herbstbetrieb soll es im Rolandsbad in diesem Jahr ebenso nicht geben. Übliches Ende ist hier der 31. Oktober. Als Ausgleich für die verkürzte Saison soll es übrigens eine teilweise Rückerstattung für Saisonkarteninhaber geben: für Familien 7,52 Euro, Erwachsene 5,79 Euro und in der Kategorie "Ermäßigt" 2,56 Euro. Nicht nur negative Nachrichten Unterdessen gibt es aber nicht nur negative Nachrichten, denn die Stadt hat die Wassertemperatur in folgenden Hallenbädern wieder auf den Stand wie vor der Energiekrise regeln lassen: In der Schwimmoper liegt sie bei 28,5 Grad, im Residenzbad bei 29 Grad (dienstags Warmbadetag mit 30 Grad für Senioren und für das Rheumaschwimmen) und im Alisobad bei 29,5 Grad (Nichtschwimmer) und 28,5 (Schwimmerbecken). Einen Widerspruch, diese Temperaturen wieder anzuheben, sieht Schumann nicht. "Die abgesenkten Wassertemperaturen haben zu Einschränkungen im Betrieb, insbesondere für Kinder, Familien, beim Schulschwimmen und Schwimmkursen geführt. Um diese Einschränkungen abzustellen, wurden die Wassertemperaturen wieder an das Niveau vor der Energiekrise angepasst", teilt er mit. Zudem sei der Energieeinsatz zur Erwärmung des Beckenwassers in den Freibädern insbesondere im Spätsommer und Herbst deutlich höher. Ärger, aber auch Verständnis dafür, dass das Angebot in Hallenbädern für Schüler und Vereinsschwimmer aufrechthalten werden muss, zeigt Rainer Tohermes (72), Ehrenpräsident des 1. Paderborner Schwimmvereins von 1911 und früherer Lehrer am Reismann-Gymnasium, im Rolandsbad. "Das ist alles sehr bedauerlich und irritiert", sagt Tohermes, der aufgrund seiner Kontakte in NRW allerdings auch weiß, dass andere Kommunen ihre Bäder schon geschlossen hätten. Tohermes: "Dass die Stadt sparen muss, verstehe ich. Aber muss man dann mit den Freibädern anfangen? Da muss ich beim Stichwort ,Sportstadt Paderborn' ein Fragezeichen machen."

Meistgelesen