Hübsch, aber gefährlich: Giftpflanze breitet sich in Paderborn aus

Paderborn. Hübsch anzusehen sind die exotischen Trompetenblüten in Weiß und Lila. Die grüne Frucht mit den Zacken erinnert ein wenig an eine Kastanie. Doch der äußere Schein trügt: Der Gemeine Stechapfel ist so gar nicht harmlos, sondern äußerst giftig. Schon wenige Gramm können zur Atemlähmung führen, auch berühren sollte man die Pflanze besser nicht, weil das Hautreizungen auslösen kann. "NW"-Leser Toni Rimrod hat die Pflanze vor einiger Zeit an der Stolbergallee entdeckt. Und dort hat sie sich offenbar schon rasant ausgebreitet. Betroffen ist insbesondere der Bereich zwischen Rolandsbad und Greitelerweg. Zahlreiche Pflanzen wachsen hier am Wegesrand auf beiden Seiten der Stolbergallee. Der Weg für Fußgänger und Radfahrer wurde erst im Frühjahr neu gestaltet. Womöglich durch illegal entsorgten Kompost könnten die Samen an die Stolbergallee gelangt sein, vermutet Rimrod. "Wir hatten den Stechapfel vor einigen Jahren mal im Garten und haben ihn sofort entfernt", sagt er. Er ist Apotheker und sagt, er kenne sich aus mit Pflanzen und ihren Wirkstoffen. Besonders giftig sind die Wurzeln und Samen, doch auch die Blätter sollten auf keinen Fall verzehrt werden. Früher wurde die Pflanze als Rauschdroge verwendet. Bei Verzehr kann sie zu Vergiftungen führen. Möglich sind Sinnestäuschungen, Übelkeit, Benommenheit bis hin zu Atemlähmung. Meldepflichtig ist der Gemeine Stechapfel zwar nicht. Aber die Pflanze sollte besser nicht im Garten kultiviert werden, rät auch das Onlinemagazin "Mein schöner Garten", weil sie insbesondere für Kleinkinder und Haustiere gefährlich ist. Stadt Paderborn: Giftpflanze soll dauerhaft beseitigt werden Wenn man einen Stechapfel entdeckt, "sollte man versuchen, die Pflanze komplett auszugraben und zu vernichten. Dabei immer Handschuhe und langärmelige Kleidung tragen", heißt es in einem Beitrag dazu. Der Stechapfel gehört zu den sogenannten Erstbesiedlern und ist häufig auf Baustellen und Schuttplätzen aber auch an Wegrändern oder Böschungen zu finden. Er bevorzugt sonnige bis halbschattige Standorte. Die Blüten öffnen sich erst nachts und werden dann von Nachtfaltern bestäubt. Bienen nützt die Pflanze nicht. Am Montag vergangener Woche hat Rimrod das Grünflächenamt der Stadt Paderborn über seine Entdeckung der Giftpflanze informiert. Passiert ist bislang nichts. "Es ärgert mich, wenn man so etwas meldet, und dann wird nicht reagiert", sagt er. Auf "NW"-Anfrage bestätigt die Stadt Paderborn, dass das Vorkommen des Stechapfels an der Stolbergallee bekannt sei. Offenbar sei bei der Umbaumaßnahme des Radweges mit den Samen des Stechapfels kontaminierter Oberboden eingebracht worden. "Aktuell werden mit Hochdruck Maßnahmen zur dauerhaften Beseitigung geprüft", heißt es weiter. Rimrod hofft, dass die Giftpflanze jetzt schnell beseitigt wird. Wenn nichts getan wird, werde sich der Stechapfel im nächsten Jahr weiter ausbreiten, dann womöglich schon auf den Paderwiesen oder bis zum Kinderspielplatz. Höchst riskant sei es, die Pflanze stehen zu lassen, wo Kinder unterwegs sind, meint Rimrod, "die Stolbergallee zum Beispiel ist Strecke des Walking-Bus", also Schulweg für viele Kinder. "Dass ein Kind durch den Stechapfel zu Schaden kommt, will doch niemand verantworten." +++ Update, 10. August: Inzwischen hat die Stadt Paderborn reagiert und als eine erste Maßnahme die Wuchsstreifen entlang der Stolbergallee abgemäht. Die Pflanzen wurden abgemäht. Ob damit das Stechapfel-Problem auch langfristig gelöst ist, wird sich zeigen. +++

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