Neuer mobiler Blitzer in Paderborn hat schon viele hundert Male zugeschlagen

Paderborn. Was ist das eigentlich für ein schwarzer Kasten am Straßenrand? Diese Frage werden sich bereits einige Autofahrer in Paderborn gestellt haben. Und wenn sie zu schnell unterwegs waren, bekommen sie bald ein Foto mit ihrem grübelnden Gesicht darauf. Denn bei dem massiven Stahlklotz handelt es sich um den neuen mobilen Blitzer in Diensten der Stadt Paderborn, der seit Anfang Mai im Einsatz ist. Und die Semi-Station TraffiStar S350 der Firma Jenoptik hat an den ersten Tagen schon mehrere hundert Male zugeschlagen. Wie oft hat der mobile Blitzer bereits ausgelöst? Bislang hat die Stadt Paderborn lediglich die erste Messstelle ausgewertet, an der das Gerät aufgestellt wurde. An den zwei Tagen wurden im Löffelmannweg, wo tagsüber zu Schulzeiten sogar nur Tempo 30 gilt, demnach rund 130 Verkehrsverstöße festgestellt. Überträgt man diesen Schnitt auf die weiteren Standorte, wären in der ersten Woche 455 Autofahrer in Paderborn allein durch den mobilen Blitzer erwischt worden. Zum Vergleich: "Dana" schlug in der ersten Woche der Testphase im Sommer 2020 stolze 1.000 Mal zu. Doch auch damals stieg die Zahl der fotografierten Verkehrsteilnehmer täglich an, weil später an der viel befahrenen Detmolder Straße geblitzt wurde. Fazit: Die Quote ist abhängig vom Standort. Wie viel Geld hat die Stadt bereits eingenommen? Zur Höhe der Verwarn- beziehungsweise Bußgelder kann zur Zeit noch keine Aussage getroffen werden, weil es sich um noch nicht abgeschlossene Verfahren handele, heißt es dazu von der Stadt. Was kann das neue Gerät? Dank ihrer Akkus könne die sogenannte Semistation der Firma Jenoptik zufolge mehrere Tage lang rund um die Uhr eingesetzt werden, berichtet die Stadt. Zudem könne das Gerät aufgrund seiner flexiblen Kameraeinstellung bis zu vier Spuren gleichzeitig – je zwei in unterschiedlichen Fahrtrichtungen – kontrollieren. Für die Semistation wird den Angaben zufolge kein Personal benötigt. Lediglich zum Bewegen der Anlage und zum Aufladen der Akkus seien sogenannte Messbeamte erforderlich. Wie oft wechselt das Gerät seinen Standort? Der Anhänger wird einmal in der Woche versetzt, kündigt die Stadt an. Damit ändert sie ihr Vorgehen im Vergleich zum Test vor drei Jahren. "Dana" war damals häufiger als nur einmal pro Woche versetzt worden. Warum informiert die Stadt vorab nicht über die Messstellen? Dazu teilt die Verwaltung mit: "Wie bei allen anderen Geschwindigkeitskontrollen werden die Messpunkte nicht vorher bekannt gegeben, weil mit den Kontrollen möglichst ein korrektes Fahrverhalten im gesamten Stadtgebiet erreicht werden soll und nicht nur an den bekannt gegebenen Kontrollstandorten." Wie wird der Anhänger gesichert? "Dana" stieß im dreimonatigen Testbetrieb auf wenig Gegenliebe und wurde mehrfach Opfer von Vandalismus. Das soll dem Blitzanhänger in Eigentum der Stadt nicht widerfahren: Da der mehr als eine Tonne wiegende Anhänger im Messbetrieb abgesenkt wird, sei er so gegen unbefugten Abtransport gesichert, teilte die Stadt kürzlich mit. Vor Sachbeschädigungen an der Technik soll ein Alarmsystem schützen. Was verspricht sich die Stadt von dem mobilen Blitzer? Durch den Blitz-Anhänger soll ein positiver Effekt für die Verkehrssicherheit erzielt werden, erhofft sich die Stadt. Dazu beitragen soll auch die Sichtbarkeit des Gefährts. &bdquo;Dort, wo der Blitzer aufgestellt wird, rechnen wir mit langsameren und umsichtigeren Autofahrern“, wurde Ordnungsamtsleiter Claus Josephs zum Start des mobilen Gerätes zitiert. &bdquo;Wer weiß, dass jederzeit und nahezu überall der Verkehr überprüft werden kann, fährt langsamer.“ Schon vor einem Jahr hatte Paderborns erster Beigeordneter Carsten Venherm in einer strittigen Diskussion im zuständigen Ausschuss abgestritten, dass es der Stadt ums Geldverdienen ginge. Wie ist die Rechtslage? Geräte zum Messen der Geschwindigkeit stehen des Öfteren unter anderem wegen ihrer Fehlerquoten in der Kritik. Das gilt auch für das in Paderborn zum Einsatz kommende Modell. Ein Leser der "NW" behauptete gar, dass das Messgerät gesetzlich verboten worden sei. Dazu stellt die Stadt Paderborn klar: "Ein gesetzliches Verbot des Messgeräts gibt es natürlich nicht." Beim Messverfahren S350 TraffiStar handele es sich um ein standardisiertes Messverfahren mit einer Zulassung durch die PTB (Physikalisch Technische Bundesanstalt), das von den Gerichten in NRW anerkannt werde. Hat der neue Blitzer eigentlich auch einen Namen? Wie es aussieht, bleibt der "Dana"-Nachfolger zumindest offiziell namenlos. Die Verwaltung hat die Anlage mit der Typenbezeichnung: S350 TraffiStar bislang nicht getauft und wird dies auch nicht tun: "Eine Namensvergabe ist nicht geplant." Wie viele Blitzer gibt es noch in Paderborn? Der Anhänger ergänzt die beiden mobilen Messgeräte, mit der die Stadt in den klassischen Radarwagen - beides VW Caddys - im Zweischichtbetrieb von 6 bis 22 Uhr Jagd auf Raser im Stadtgebiet macht. Dazu betreibt die Stadt Paderborn noch die beiden stationären Blitzer auf der B68 (Warburger Straße) im Anschlussbereich zur B64. Da der Bereich als Unfallschwerpunkt gilt, wurden die zwei Geschwindigkeitsmessanlagen im vergangenen September aufgestellt - und lösten im ersten Monat gleich 1.000 Mal aus. Weitere Blitzer im Raum Paderborn - allerdings in Zuständigkeit des Kreises - stehen auf der B1 in Höhe Marienloh sowie auf der B64 an der Abzweigung Richtung Benhausen. Dort wird jeweils in beide Fahrtrichtung die Geschwindigkeit gemessen.

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