Messer im Rucksack: Paderborner wird von Ladendieb zu Räuber

Paderborn. Was drei Ladendetektive wenige Tage vor Weihnachten in einem großen Bekleidungsgeschäft erlebten, gehört für sie zum Alltag. Ein Mann nimmt sich eine teure Jacke, verbirgt sie unter der eigenen, macht sich aus dem Staub, wird aber vor dem Laden geschnappt. Eigentlich etwas fürs Amtsgericht, wären da nicht zwei Schweizer Taschenmesser, die der Dieb in seinem Rucksack mit sich herumträgt. Die machen aus dem Diebstahl einen Fall fürs Landgericht Paderborn. In Herbst und Winter haben die Sicherheitsangestellten in den Geschäften besonders viel zu tun, nicht nur, weil dann viele Diebe ihr Unwesen treiben. Sie würden sich zu dieser Zeit auch heftig wehren, wenn sie geschnappt würden, weiß ein 52-Jähriger, der seit vielen Jahren als Ladendetektiv seine Brötchen verdient. Und so eilte Josef L. (Namen geändert) am 16. Dezember aus seiner Pause einem jungen Kollegen zu Hilfe, der vor einem Bekleidungsgeschäft einen Mann gestellt hatte. Der 25-Jährige hatte Daniel P. über eine Kamera beobachtet, wie dieser mit zwei Jacken eine Kabine betrat, aber nur mit einem Bekleidungsstück über dem Arm wieder herauskam. &bdquo;Wir sprechen die Leute immer an, wenn sie das Geschäft verlassen“, erklärt der junge Mann den Richtern der 1. Großen Strafkammer und erzählt, dass er zuvor nachgeschaut habe, ob nicht doch noch die Jacke in der Kabine geblieben sei. Möglicherweise lag es an den Verständigungsschwierigkeiten, dass es schließlich zu Rangeleien kam und Daniel P. erst mit Hilfe von Josef L. ins Büro des Sicherheitsdienstes gebracht werden konnte. Denn der 37-jährige Georgier spricht kein einziges Wort Deutsch. Eine Pille sollte gegen Kälte helfen &bdquo;Wie von Sinnen“ sei Daniel P. gewesen, sagt Josef L. &bdquo;Wie ein Aal“ habe sich dieser gewunden, um sich geschlagen, getreten. &bdquo;Es hat mir leidgetan um den Mann.“ Der 52-Jährige vermutet, dass Daniel P. unter Drogen stand. Das wies dieser vor Gericht nicht von der Hand. Er habe zuvor von jemandem, mit dem er vor der Herz-Jesu-Kirche ein Bier getrunken habe, eine Kapsel bekommen. Die helfe gegen die Kälte, sei ihm gesagt worden. Doch stattdessen sei ihm &bdquo;komisch“ geworden. Weil er weiter gefroren habe, sei er in die Einkaufszone gegangen, um sich dort ein warmes Oberteil zu kaufen. Tatsächlich habe er zwei Jacken anprobiert, eine sei zu klein, die andere passend, aber mit 160 Euro zu teuer gewesen. Dass er diese unter seiner eigenen Kleidung aus dem Laden schmuggelte, sei &bdquo;ein Fehler“ gewesen, gibt Daniel P. den Diebstahl zu. &bdquo;Es war meine erste Festnahme“, fasst er zusammen. Er habe versucht, den Sicherheitsleuten zu erklären, dass er zuvor noch niemals gestohlen habe und einverstanden sei, eine Geldstrafe zu bezahlen. Messer im Rucksack leicht erreichbar Drogenkonsum konnten die Polizeibeamten, die rasch eintrafen, nicht feststellen. Weil sie aber in P.s Rucksack ein normal großes und ein kleines Schweizer Taschenmesser fanden, trat die Staatsanwaltschaft mit besonderer Strenge auf den Plan. Sie befand, dass sich der 37-Jährige, der seit dem Vorfall in Untersuchungshaft sitzt, möglicherweise des Raubes schuldig gemacht haben könnte, denn die beiden Taschenmesser seien in der mit einem Reißverschluss versehenen Fronttasche des Rucksacks &bdquo;jederzeit erreichbar gewesen“. Ob die Richter dieser Ansicht folgen und damit möglicherweise eine mehrjährige Freiheitsstrafe verhängen, wird sich am Dienstag, 16. Mai, zeigen.

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