Leichenspürhunde und Taucher nach Knochenfund am Paderborner Habichtsee im Einsatz

Paderborn-Schloß Neuhaus. Es war ein grausiger Fund, den eine Spaziergängerin im August 2020 am Paderborner Habichtsee machte: Sie entdeckte einen Knochen, bei dem es sich um einen menschlichen Oberschenkel handelte, wie sich später herausstellte. Fast drei Jahre später haben die Ermittler nun die Identität des Mannes geklärt, dem der Knochen gehörte. Eine groß angelegte Suchaktion am Habichtsee sollte nun Klarheit in den mysteriösen Fall bringen. Doch viele Fragen bleiben noch offen, denn trotz des großen Aufwands gab der knapp sechs Hektar große See sein Geheimnis am Dienstag nicht preis. Mehrere Stunden lang waren Leichenspürhunde und Polizeitaucher sowie sogar eine Drohne im Einsatz, um das Rätsel des Knochenfundes und einen 21 Jahre alten Vermisstenfall zu lösen. Das Großaufgebot sorgte für einiges Aufsehen: Viele Spaziergänger und Hundehalter, die mit ihren Vierbeinern auf dem Uferweg Gassi gingen, verfolgten interessiert die Arbeit der Ermittler, die sie sonst nur auf dem Bildschirm zu sehen bekommen. Ihren Ursprung hatte die Suchaktion im Sommer 2020: Nachdem erste Ermittlungen ergeben hatten, dass es sich um einen menschlichen Oberschenkel handelte, war ein Abgleich in der Datei &bdquo;Vermisste und unbekannte Tote“ zunächst negativ verlaufen. Doch die Polizei Paderborn gab nicht auf und ermittelte weiter. Nach einiger Zeit erhielt sie dann aus dem Ausland Hinweise auf einen vermissten Mann, um dessen Oberschenkelknochen es sich handeln könnte. Dieser Verdacht bestätigte nun ein rechtsmedizinisches Gutachten, wie die Staatsanwaltschaft Paderborn und die Polizei Bielefeld in einer gemeinsamen Erklärung am Dienstagmorgen mitteilten. Die DNA-Proben aus dem Knochen und Gewebeproben von Angehörigen lieferten einen Treffer und damit den entscheidenden Hinweis. Demnach handelt es sich bei der Person um den seit 2002 verschwundenen Viktor Syrtsov, der zum damaligen Zeitpunkt 52 Jahre alt war. Seit 21 Jahren gilt Syrtsov, dessen Geburtsland die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen nicht verrät, als vermisst. Die Fahnder unter der Leitung von Kriminalhauptkommissar Markus Ickler gehen jedoch davon aus, das Syrtsov möglicherweise in Paderborn oder im Umland gelebt haben könnte. Ob der Vermisste zu Lebzeiten mit der Polizei in Kontakt kam, wollte Hella Christoph, Sprecherin des Polizeipräsidiums Bielefeld, ebenfalls nicht verraten. Da Syrtsov vermutlich Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist, übernahm wie üblich eine von der Bielefelder Polizei eingerichtete Mordkommission zusammen mit der Staatsanwaltschaft Paderborn die weiteren Ermittlungen. Die Mordkommission "Hase" wird geleitet von Kriminalhauptkommissars Markus Ickler. So lief die Suche ab Sie informierte am Dienstagmorgen die Öffentlichkeit über den Fund und die anstehenden Suchmaßnahmen, die bereits am Vormittag begannen und bis in den späten Nachmittag andauerten. Gesucht wurde am Habichtsee nach weiteren sterblichen Überresten Syrtsovs. Mit den beiden Leichenspürhunden Luzie und Wotan, beides Schäferhunde, ging Hundeführer Stefan Meier zunächst den südwestlichen Uferbereich ab. Später setzte Luzie dann die Suche von einem Aluminiumboot der Polizei aus fort. Mit der Nase knapp über der Wasseroberfläche versuchte der Vierbeiner, Witterung von möglichen Leichenteilen unter Wasser aufzunehmen. Da der Uferbereich sehr flach ist, mussten die Beamten den Außenborder hochklappen und auf Ruderbetrieb umschalten. Unterstützung erhielten die beiden Vierbeiner von der Polizeitauchergruppe Wuppertal, die an vielversprechenden Stellen die Nachsuche unter Wasser unterstützte. Jeder Taucher wurde während der Tauchgänge vom Ufer aus über eine Leinenverbindung gesichert und zugleich geführt. Mit der Erkundungsdrohne begleitete die Polizei von der Sanddüne in der nordöstlichen Ecke des viereckigen Sees die Suchaktion. Dabei wurden auch zur besseren Übersicht zahlreiche Luftaufnahmen gefertigt. Wie es jetzt weitergeht Doch bei allem Aufwand blieb die Suche am Habichtsee ergebnislos, wie ein Polizeisprecher auf Anfrage der "NW" bestätigte. Bis zum späten Nachmittag konnte kein entsprechender Fund verzeichnet werden, sodass die Aktion voraussichtlich am Mittwoch fortgesetzt werden soll. Personen, die Hinweise zum damaligen Aufenthalt oder zur Person des Vermissten geben können, werden gebeten, sich unter Tel. 0521 5450 bei der Polizei in Bielefeld zu melden. Erinnerungen an Grabungen und Leichenfund Die Suche am Habichtsee weckt Erinnerungen an mehrwöchige Untersuchungen an der Alme vor fünf Jahren. Im Mai 2018 gruben Ermittler der britischen Militärpolizei in der Nähe des Stadions, weil sie sich neue Erkenntnisse im Vermisstenfall Katrice Lee erhofften. Doch die Grabungen brachten keine weiteren Hinweise darauf, ob das 1981 verschwundene Mädchen eventuell in der Alme ertrunken war, wovon ihr Vater ohnehin nie überzeugt war. Der Fall ist weiterhin ungelöst. Am Habichtsee wiederum hatte es 2019 ebenfalls einen Leichenfund gegeben. Der Tote hatte offenbar mehrere Wochen lang im Unterholz gelegen und konnte aufgrund der starken Verwesung erst mehr als einen Monat später durch einen DNA-Abgleich identifiziert werden.

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