ADAC-Trainingsgelände in Paderborn: Das lernen Teilnehmer im Intensivkurs

Paderborn. Mit schwitzigen Händen halte ich das kalte, glatte Lenkrad umfasst. Ich bin nervös, gleichzeitig auch neugierig. Immerhin verspricht das Fahrsicherheitstraining, das ich heute testen werde, in meiner Vorstellung jede Menge Spaß und Action. Mit dem Auto im Slalom um die Pylonen steuern, durch spritzende Wasserfontänen fahren und um die Kurven driften - werde ich mich wie eine Rennfahrerin fühlen? Der Intensivkurs auf der ADAC-Fahrtrainingsanlage im Paderborner Gewerbegebiet Mönkeloh beginnt. Mit dem NW-Auto soll ich in den nächsten Stunden auf dem Gelände an der A33 für den Ernstfall auf brenzliche Situationen im Straßenverkehr vorbereitet werden. Das Thema "Sicherheit" treibt auch die anderen zwölf Teilnehmerinnen und Teilnehmer um. Sie haben alle wesentlich mehr Fahrpraxis als ich, sind teilweise mit ihrem schicken und voll ausgestatteten Dienstwagen angereist. Sie sitzen sogar beruflich hinterm Steuer - doch das muss nichts heißen. Bevor es losgeht: Ladung sichern und Sitz einstellen Fahrtrainer Marco Schmidt holt uns nämlich schnell auf den Boden der Tatsachen zurück: "Eine ungesicherte Kiste Wasser im Kofferraum kann euch bei einer Gefahrenbremsung durch die Rückbank fliegen." Die Tasche oder der Regenschirm sollten besser hinter dem Sitz im Fußraum verstaut werden. Spätestens jetzt fühlt sich der letzte Teilnehmer ertappt. Auch ich kann mich nicht davon frei machen - auf der Hinfahrt lag mein Rucksack gemütlich auf dem Beifahrersitz. Wie wenig von meiner Führerscheinprüfung vor knapp zehn Jahren hängen geblieben ist, merke ich, als es um die richtige Sitzposition geht. Den Sitz etwas weiter vor, oder doch zurück? Wie weit sollte das Lenkrad noch vom Körper entfernt sein? Bevor ich mir zu viele Gedanken machen kann, wird bereits erklärt: Eine aufrechte Sitzposition, in etwa 90 bis 105 Grad. Die Beine müssen die Pedale gut durchdrücken können. Beim Aufstützen der Arme am Lenkrad sollten die Ellenbogen noch angewinkelt sein. Die Kopfstütze schließt mit dem Oberkopf ab. Bei Hindernissen auf der Fahrbahn ist Weitsicht gefragt Endlich geht es los. Im Auto sitzend beobachte ich, wie der Teilnehmer vor mir ganz souverän die weiß-roten Hütchen auf der Geraden im Slalom umschifft. Das Klischee der Frau am Steuer möchte ich keinesfalls erfüllen und gebe selbstbewusst Gas. Konzentriert visiere ich die Hütchen an, reiße das Lenkrad von Links nach Rechts und wieder zurück. Per Funk rät mir der Fahrtrainer: "Vorausschauen." Ich hebe meinen Blick, doch so richtig wohl ist mir bei der Sache nicht. Der kurvige Parcours bringt mich an meine Grenzen. Ganz anders schaut es bei der zweiten Übung aus: Eine Gefahrenbremsung. Hier kann ich mit dem Wissen aus der Fahrschule glänzen. Kupplung und Bremse müssen schlagartig getreten werden. In der Theorie so einfach, doch die Praxis ist eine weitere Herausforderung - nicht nur für mich, denn viele Teilnehmer treten zu zaghaft in die Eisen. Eine Gefahrenbremsung ist nicht so einfach Mit 50 Kilometer pro Stunde fahre ich fokussiert geradeaus. Dann der Moment: Quietschende Reifen, das Bremspedal stottert, mein Körper ist komplett angespannt, die Kupplung durchgedrückt. Die Gefahrenbremsung zwischen den rot-weißen Hütchen hat geklappt. Erleichtert atme ich durch und werde von Marco durch das Funkgerät ermutigt: "Gute Bremsung, das nächste Mal noch mehr Gas geben." Wiederholt teste ich den Bremsweg. Dieses Mal auf einem speziellen Bodenbelag, der eine schmierige, beschmutzte oder auch vereiste Fahrbahn nachahmt. Trotz Vollbremsung rutscht das Auto noch etwa zehn Meter weiter. Für einige Sekunden fühle ich mich hilflos. Ich stehe auf der Bremse, doch nichts passiert. Im Straßenverkehr da draußen eine Situation, die keiner erleben möchte. Gut, das einmal mitzuerleben. Für die anderen gehts am Nachmittag mit intensiven Übungen weiter. "Ich will hier Spaß haben, die Autos sollen ausbrechen und in der Kurve die Haftung verlieren", gibt Fahrtrainer Marco einen Vorgeschmack auf die Action, die ich mir zu Beginn des Trainings erhofft habe. Doch jetzt bin ich erleichtert, dass mein Test endet. Etwas sicherer im Umgang mit dem Auto begebe ich mich allerdings auch sehr gerne wieder auf sicheres Terrain an den Schreibtisch.

Meistgelesen