Dem Bundespräsidenten geht es zu Libori in Paderborn um die Zukunft Europas

Paderborn. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist mit viel Applaus im Paderborner Rathaus von rund 200 geladenen Gästen empfangen worden. Nachdem er aus Berlin kommend mit seiner Maschine gegen 18.20 Uhr in Ahden gelandet war, trug er sich, nach kurzem Fußmarsch über den Neuen Platz und den Rathausplatz, ins Goldene Buch der Stadt ein. Danach war Steinmeier Ehrengast des Libori-Mahls zum 500. Libori-Fest im Rathaus. In seiner Rede fand er deutliche Worte zur Lage Europas und über den Krieg in der Ukraine. Mit Blick auf die Städtepartnerschaft zwischen Paderborn und Le Mans schaut das Staatsoberhaupt in die Geschichte und auf den Ursprung des Libori-Festes. &bdquo;Reliquien waren mit das Kostbarste, was eine Gemeinschaft, was ein Kloster, eine Stadt, ein Land überhaupt besitzen konnte.“ Sie seien Objekte des freundschaftlichen Tauschs, des Handels und auch Beute bei Kriegszügen gewesen, so Steinmeier. Umso bedeutender sei die Überbringung der Liborius-Reliquien von Le Mans nach Paderborn. Solche Gaben stärkten demnach nicht nur den Glauben, sie festigten auch bestehende Herrschaften. &bdquo;Dass daraus eine der ältesten Städtefreundschaften der Welt entstand, zeigt, wie bedeutend und folgenreich diese Überbringung war – in einer Zeit übrigens, der die Begriffe Deutschland und Frankreich, wie wir sie heute verstehen, noch gänzlich fremd waren.“ Europa habe sich über die Jahrhunderte zu einem weitgehend friedlichen und wohlhabenden Kontinent entwickelt, der zu großen Teilen auf christlichen Fundamenten beruhe. Immer wieder habe es auch schreckliche Verbrechen gegeben - darum gehöre zur europäischen Geschichte auch die notwendige Neubesinnung auf &bdquo;gute geistige Wurzeln“. Mit Blick auf den Krieg Russlands gegen die Ukraine werde oft vom Krieg gegen westliche Werte gesprochen, so Steinmeier. Werte seien jedoch nicht durch eine von vier Himmelsrichtungen gekennzeichnet, sondern durch Überzeugungen und Erfahrungen, dass durch sie möglichst für alle ein gutes Leben möglich sei. Meister der Libori-Gilde besinnt sich auf Stärken Der Krieg in der Ukraine bringe millionenfaches Leid. Russland stelle nicht nur Grenzen infrage, sondern vernichte europäische Sicherheitsarchitektur. Putins führe Krieg gegen die Einheit Europas. &bdquo;Wir dürfen uns nicht spalten lassen“, mahnt der Bundespräsident. Es gehe nicht allein um Territorien, es gehe auch um Werte und die Friedensordnung. Hierzu werde man nur eine klare Haltung finde, wenn &bdquo;wir uns sehr klar sind über das, was uns bestimmt und uns zusammenhält“. Und wenn man bereit sei, Werte zu verteidigen und auch &bdquo;empfindliche Nachteile“ in Kauf zu nehmen. Steinmeiers Aufforderung an alle Europäer lautet: &bdquo;Europa ist, wie wir hier in Paderborn beim Libori-Fest immer wieder erfahren, unsere reiche Vergangenheit. Europa muss auch unsere gemeinsame gute Zukunft sein.“ Johannes Beverungen, Gildemeister der Libori-Gilde, beleuchtete in seiner Rede die Bedeutung und die Herausforderungen des Mittelstandes. Der Hochschullehrer und Gesellschafter des Paderborner Familienbetriebs betonte, Deutschland habe einen Mittelstand wie kein anderes Land der Welt. Familienunternehmen, insbesondere in OWL und in Paderborn, seien &bdquo;stille Treiber“ der deutschen Wirtschaft. Sie wachsen oft stabil, weil sie sich unter anderem an Werten wie Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit orientierten, langfristig und nachhaltig entwickelten, mit eigenem Vermögen einstehen und kurzfristiges Profitdenken und hohe Verschuldung vermeiden. >>> Lesen Sie auch unseren Liveticker mit allen Neuigkeiten rund um Libori Die Unternehmer, so Beverungen, kennen darüber hinaus ihre Mitarbeiter und seien sich ihrer Verantwortung bewusst. Mittelstand sei eine Haltung, die über Jahrhunderte gereift sei. Gleichzeitig kritisiert er, dass mehr Aufgaben, Auflagen und die hohe Steuerlast kontraproduktiv seien. So verliere der Mittelstand seine Kunden und seine Mitarbeiter aus dem Auge und möglicherweise auch die Lust, weiterzumachen. Beverungen stört es, dass sich der Staat immer mehr um die Belange der Bürgerinnen und Bürger kümmert: &bdquo;Er denkt und handelt für sie, obgleich sie selber denken und handeln könnten.“ Als Beispiele nannte Beverungen die steigenden Benzinpreise oder den Arbeitsmarkt. Der Staat reagiere, getrieben von Wahlumfragen und sich ändernden Meinungen, aber er agiere nicht mehr. Solch ein Handeln wirke unausgegoren. &bdquo;Wo bleiben hier Nachdenken und Vorausdenken“, fragt Beverungen. Es brauche wieder mehr Freiheit, mehr Selbstverantwortung, wieder mehr Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten. &bdquo;Krisen sind auch Chancen, um die Gesellschaft auf geänderte Rahmenbedingungen anzupassen.“ Der Staat werde nicht alles auffangen können. &bdquo;Besinnen wir uns unserer Stärken, denken wir mehr nach, stärken wir den Ast, auf dem wir sitzen. Stärken wir also den Mittelstand durch adäquate Rahmenbedingungen und gehen wir dann mutig in die Zukunft.“

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