Streit eskaliert: Brücke an den Thunewiesen schon wieder abgerissen

Paderborn-Schloß Neuhaus. Kaum war sie da, ist sie auch schon wieder weg: Die eigenmächtig von mehreren Bürgerinnen und Bürgern errichtete Brücke über die Thune in Mastbruch ist bereits Geschichte. Das ohne Genehmigung errichtete Bauwerk ist abgerissen worden – stattdessen säumen Absperrgitter und Betonklätze die beiden Ufer der Thune. Dort standen am Mittwoch immer wieder Fußgänger und blickten ratlos, sehnsüchtig und empört auf die andere Seite des gemächlich dahin plätschernden Gewässers. Entfernt wurde die von Wind-Unternehmer Johannes Lackmann und einigen Mitstreitern gebaute Brücke vermutlich am Dienstagnachmittag oder Mittwochmorgen von den britischen Streitkräften, auf deren Gebiet sie steht. Über die genaue Motivation kann nur gemutmaßt werden, waren die Briten doch erneut für keine Stellungnahme zu erreichen. Auch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA), die den Briten die Fläche zur Nutzung übertragen hat, konnte sich noch nicht zu den Vorkommnissen und dem lange schwelenden Streit um die Nutzung der Senne äußern. Dafür fanden andere Akteure deutliche Worte. Johannes Lackmann wiederholte gegenüber nw.de seine Vorwürfe gegen die Streitkräfte und Kommandeur Tim Hill. So habe er keine Angst vor einer Anzeige wegen des nicht genehmigten Brückenbaus. Wenn überhaupt, sollte Hill angezeigt werden wegen des illegalen Abrisses der Vorgängerbrücke und Amtsanmaßung. Hill hatte offensichtlich ein Stoppschild an der Thune aufstellen lassen, welches das Betreten des Geländes verbietet und angeblich &bdquo;Eine Anordnung des Kreises Paderborn“ darstelle. Was aber nicht stimmt. "Ein Stück Heimat weggenommen" Überhaupt geht es Lackmann nicht nur um die Brücke, sondern vielmehr um das große Ganze. &bdquo;Ich will die Bürger ermutigen, sich zu wehren“, betont er. Denn denen würde schließlich &bdquo;ein Stück Heimat weggenommen“. Viele Menschen hätten sich bei ihm darüber echauffiert, wie sich die Briten in der Frage der zivilen Nutzung der Senne verhielten. Bekanntlich hatten sie zuletzt immer strikter durchgegriffen – und jetzt mit dem Brückenabriss, einer neuen Schranke sowie dem zwischenzeitlichen Verhüllen von Wegweisern für Reiter und Fakten geschaffen. &bdquo;Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt“, das habe er schon als Kind gelernt, sagt Lackmann dazu. Und greift in diesem Zusammenhang die Hatzfelder Kompanie mit scharfen Worten an. Den Schützen, die direkt am Rand zum Briten-Gebiet residieren und sich bereits sehr deutlich gegen Johannes Lackmann positioniert haben, wirft Lackmann vor, die Polizei gerufen statt beim Brückenbau geholfen zu haben: &bdquo;Bei denen besteht Heimatschutz wohl nur darin, heimisches Bier zu trinken und Heimatfahnen zu schwenken.“ Einen Zusammenhang seiner Aktion mit dem Clinch seines Unternehmens Westfalenwind mit den Briten bezüglich der Windräder an der Gauseköte streitet Lackmann im Übrigen vehement ab, zieht aber erneut Parallelen zu hitzigen Debatte um den Zaunbau in der Senne bei Bad Lippspringe. Das Verhalten der Briten sei ein &bdquo;kreisübergreifendes Thema“, findet er und sieht jetzt den Kreis und die Stadt Paderborn in der Pflicht, endlich etwas zu tun. Die hatten bereits Gespräche mit den Briten angekündigt. "Das ist der falsche Weg" Der in Schloß Neuhaus wohnhafte CDU-Fraktionschef Markus Mertens hatte zuvor gegenüber nw.de die eigenmächtige Brückenbau-Aktion verurteilt. &bdquo;Dieser Vorgang ist eine Provokation und der falsche Weg“, sagte Mertens, der auf die längst geplanten Gespräche verwies. Dann sei man auch auf das Wohlwollen der Briten angewiesen, auf dessen Gebiet sich die beliebten Wanderwege und eben auch die Brücke befinden. Aber natürlich hätten auch die Briten &bdquo;gewisse Erwartungshaltungen“. Und wenn es dann zu solchen Affronts käme, dürfe man sich später nicht wundern, wenn es unliebsame Konsequenzen gebe. Neben der Hatzfelder Kompanie, deren Schützenhaus unweit der Thune liegt, hätten auch zahlreiche Bürgerinnen und Bürger sowie Reiter ihre Sorgen geäußert, dass das Briten-Gebiet bald endgültig dicht sei. CDU-Chef Mertens, auch Mitglied des Ortsausschusses Schloß Neuhaus, setzt weiter auf Gespräche: &bdquo;Ich hoffe, dass beide Seiten einen Kompromiss finden.“ Den zweiten Abriss durch die Briten bezeichnet Lackmann wiederum als neue Provokation des Standortkommandeurs. Eine weitere Brücke wolle er jetzt wohl nicht bauen, fügt aber vielsagend hinzu: &bdquo;Wenn wir etwas tun, dann werden wir handeln und nichts vorher ankündigen.“

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