Wie Unternehmen in Paderborn gegen Lebensmittelverschwendung vorgehen

Paderborn. Den Einkauf gut zu planen reicht nicht immer aus. Am Ende landen doch Lebensmittel in der Tonne. Das ist nicht nur im Privaten so, sondern auch bei Supermärkten, Bäckereien und Gastronomien. Und da fällt Verschwendung besonders ins Gewicht. Diese Strategien haben Unternehmen, um weniger Essen wegwerfen zu müssen. Foodsharing: Haftung liegt bei Abholern Schon lange gibt es das Projekt Foodsharing: In Paderborn sind etwa 200 Mitglieder dabei, die bei 29 kooperierenden Unternehmen, wie Supermärkten, Cafés und Tankstellen, Waren abholen dürfen. Zum Beispiel weil das Mindesthaltbarkeitsdatum bald erreicht ist oder das Gemüse nicht mehr so schön aussieht. Diese Lebensmittel werden dann kostenlos verteilt. Dafür gibt es öffentliche Kühlschränke in der Stadtbibliothek und an der Katholischen Hochschule. &bdquo;Es gibt auch eine große Telegramgruppe mit 1.000 Menschen, über die wir verteilen. Oder wir finden privat Abnehmer“, erklärt Ricarda Fritsche. Sie ist seit einigen Jahren Botschafterin bei Foodsharing Paderborn. Die Haftung liegt dann übrigens bei der Person, die die Lebensmittel abgeholt hat. &bdquo;Das ist wichtig. Deswegen kann das nicht jeder einfach privat machen und unsere Mitglieder müssen dafür unterzeichnen“, sagt Fritzsche. Mit Überraschungstüten gegen Lebensmittelverschwendung Andere Unternehmen setzen lieber auf eine App namens &bdquo;Too Good To Go“ (Deutsch so viel wie: Zu gut zum Wegwerfen). Hier können Unternehmen kurz vor Ladenschluss übrig gebliebene Lebensmittel in Überraschungstüten für einen deutlich reduzierten Preis verkaufen. Das Unternehmen, das im Kreis Paderborn am häufigsten in der &bdquo;Too Good To Go“-Liste auftaucht: Goeken backen. Der Bäckerei ist das Thema wichtig, sie geht auch anderweitig gegen Verschwendung vor: Manche Brotsorten werden zur Auffrischung zu geringen Anteilen in neuen Teig eingeweicht. Andere Brotsorten werden getrocknet und zu Paniermehl verarbeitet. Schüttware wird als Futter in der Schweinemast verwendet. Ein Knackpunkt bei &bdquo;Too Good To Go“ sei die Digitalisierung, sagt Eduard Nikel, der das Projekt 2020 mit ins Rollen gebracht hat. Für die sogenannten Magic Bags wird nicht bewusst Ware zur Seite gelegt, es wandern gezielt Reste hinein. &bdquo;Wenn täglich fünf Tüten angeboten werden, aber in einer Filiale nicht genug übrig bleibt, muss storniert werden. Das geht aus der Zentrale heraus nicht“, sagt Nikel. Jede Filiale ist mit einem Tablet ausgestattet. Über Stornierung ärgere sich übrigens niemand, sagt Nikel, da in dem Fall ja nichts verschwendet wird. Projekt zieht Neukunden an Angst davor, dass Kunden ihre Backwaren nicht mehr regulär kaufen, sondern nur noch auf die Schnäppchen am Abend warten, hat das Unternehmen nicht. &bdquo;Eine Umfrage bei uns hat ergeben, dass zu 40 Prozent Neu- und Laufkunden das Angebot nutzen, die den Weg zu Goeken Backen sonst vielleicht nicht gefunden hätten.“ Im Schnitt werden in allen Filialen zusammen pro Monat 4.000 &bdquo;Magic Bags“ verkauft. Nach Angaben von &bdquo;Too Good To Go“ spart Goeken backen damit 9.000 Kilogramm CO2 pro Monat. Auch Supermärkte machen bei der App gegen Lebensmittelverschwendung mit. Seit mehr als einem Jahr sind die Märkte von Lüning in Hövelhof, Delbrück und Co. dabei und bieten Tüten zum Beispiel mit Backwaren oder Obst und Gemüse an. Es gibt viele Gründe, warum am Ende des Tages Lebensmittel übrig bleiben, weiß Jens Krukenmeyer von Lüning. Allen voran: Es wird von etwas zu viel bestellt, für das die Kunden im Moment weniger Interesse haben. Auch hier wird das Angebot gut angenommen: Allein im Jahr 2021 wurden so in 21 Filialen knapp 18.000 der so genannten &bdquo;Magic Bags“ verkauft. Nach Angaben von &bdquo;Too Good To Go“ konnten so 44,8 Tonnen CO2 eingespart werden, die durch die Entsorgung entstanden wären. Vermeidung von Abfällen gehört zum Handwerkszeug Ähnlich wie in Supermärkten spielt auch in der Gastronomie ein gut kalkulierter Einkauf zu den wichtigsten Strategien gegen Lebensmittelverschwendung - und damit zu den größten Problemquellen. &bdquo;Die Vermeidung von unnötigen Lebensmittelabfällen gehört zum Handwerkszeug eines jeden Gastronomen“, sagt Thorsten Hellwig, Pressesprecher des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes NRW. Ein kluger Einkauf, die richtige Lagerung und eine effiziente Verarbeitung von Lebensmitteln sei letztendlich die Grundlage für eine erfolgreiche Betriebsführung. In diesem Punkt stellt die Pandemie eine Herausforderung dar: Sie sorgt für schlechtere Planbarkeit. &bdquo;Viele Gastronomen haben Reservierungen angenommen, dementsprechend Waren eingekauft und mussten dann Absagen und Stornierungen handeln.“

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