Wohl und Wehe von Big Data: So arbeitet der Ethikrat Digitalisierung

Paderborn. Das Zauberwort des 21. Jahrhunderts heißt Digitalisierung. Paderborn soll als Modellregion dabei voran schreiten. Mit vielen Millionen Euro, die bereits jetzt in Digitalisierungsprojekte gesteckt werden. Die schöne, neue Welt weckt aber auch Befürchtungen. Wie smart kann eine Gesellschaft werden, ohne dass sie die Kontrolle über sich verliert? Und wo bleibt dabei eigentlich die Privatsphäre? Damit auch solche Fragen nicht aus dem Blick geraten, gibt es sei zwei Jahren in Paderborn einen Ethikrat Digitalisierung. Er besteht unter dem Vorsitz des Theologieprofessors Günter Wilhelms aus weiteren Ehrenamtlichen aus den Bereichen der Informationstechnik, der Rechtswissenschaft und des Bildungswesens. Insbesondere die Ehrenamtlichkeit soll auch für Unabhängigkeit sorgen. Allerdings sprang der Ethikrat auf einen Zug auf, der bereits fährt. Zusammen mit der Stabsstelle Digitalisierung wurde ein Digilog zur Vorstellung des Ethikrats durchgeführt, ein zweiter voraussichtlich zum Thema Big Data ist in Vorbereitung. Drei laufende Projekte wurden intensiver betrachtet: das digitale Bürgerportal MeinDigiPort, die digitale Gesundheitsplattform OWL und das Corona-Modellprojekt Sport. Wilhelms betonte denn auch bei einer ersten Vorstellung des Gremiums vor dem Ausschuss für Digitalisierung des Stadtrats die Wichtigkeit einer möglichst frühzeitigen Befassung mit beabsichtigten Projekten. Es sei wenig sinnvoll und auch nicht praktikabel, in bereits laufende Projekte einzugreifen. Vielmehr gehe es um eine Sensibilisierung der Beteiligten im Vorfeld. Algorithmen sind nicht neutral Wilhelms: "Digitale Technik prägt das Handeln, die Selbst- wie auch die Fremdwahrnehmung. Die zugrunde liegenden Algorithmen sind nicht neutral, sondern simulieren Anwenderverhalten, wobei sie es notwendigerweise manipulieren." Er richtete die Bitte an Politik und Verwaltung mitzuteilen, welche Vorhaben für den Ethikrat interessant und wichtig sein könnten. Dabei sei die Einbindung des Ethikrates im Vorfeld wichtig. Ethik sei anfangs eher als etwas betrachtet worden, das Sand ins Getriebe streue. Im Laufe der Gespräche sei Ethik dann aber oft als eine weitere wertvolle Perspektive gesehen worden. Bei der Gesundheitsplattform habe man beispielsweise nachgehakt, wo es den Patienten ermöglicht werde, in die Weitergabe ihrer Daten einzugreifen und welche Daten weitergereicht würden.Bezüglich des Serviceportals habe man Fragen nach der Vernetzung des Portals und seiner Bedeutung für die Beschäftigten in der Verwaltung, die mit der Software arbeiten. Aus ethischer Sicht müssten auch Personen ohne Fähigkeiten im digitalen Bereich Zugang zum Portal erhalten und bestehende Barrieren überwunden werden. Mitglieder des Ethikrates sind neben dem Vorsitzenden Günter Wilhelms seine Stellvertreterin, die Paderborner Wirtschaftswissenschaftlerin Kirsten Thommes, Elisabeth Jünemann (Professorin für Theologische Anthropologie und Theologische Ethik an der Katholischen Hochschule NRW), Reinhard Keil (emeritierter Informatik-Professor an der Uni Paderborn), Martin Hörning (Professor für Sozialmedizin und Psychopathologie an der Katholischen Hochschule NRW), Petra Krause (Leitung Gesundheitsschulen Evangelisches Klinikum Bethel), Detlef Schubert (Verantwortlicher "Lernstatt Paderborn" Bezirksregierung Detmold, a. D.) und Andreas Fisahn (Professor für Rechtswissenshaft Universität Bielefeld.Dazu sollen womöglich weitere Persönlichkeiten kommen, je nachdem wie viele ud welche Fragen künftig an den Ethikrat gerichtet werden. Gegebenenfalls sei es erforderlich, sich auch Expertise von außen einzuholen, so Vorsitzender Wilhelms.

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