Sollte 2G kommen? "Ja, wer jetzt noch nicht geimpft ist, ist selbst schuld"

Paderborn. Bei Gudrun Hoppe in der Meinolfus Stube gibt es Schnitzel oder Kartoffelsuppe unter einer Bedingung: Ihre Gäste müssen einen 2G-Nachweis vorzeigen. Negativ getestet zu sein, das reicht seit dieser Woche nicht mehr, um die Gaststätte in Schloß Neuhaus zu betreten. "Als Schutz für mich, meine Mitarbeiter und die Gäste", sagt Hoppe. Mit ihrer Entscheidung ist sie vorgeprescht bei einem Thema, das derzeit politisch stark diskutiert wird. In der Paderborner Freizeit- und Kulturbranche ist man indes sicher: Die 2G-Pflicht in manchen Bereichen wird auch hierzulande kommen. Das zeigt ein Stimmungsbild, das die nw.de eingeholt hat. Erste Veranstalter steigen auf 2G um Noch gilt für die meisten Veranstaltungen in der Paderhalle die 3G-Regel, neben Geimpften und Genesenen können also auch frisch getestete Menschen rein. Geschäftsführerin Maria Rodehuth geht jedoch davon aus, dass zeitnah von politischer Seite das dritte G gestrichen wird. Die Veranstalter stellten sich jedenfalls darauf ein, sodass eine Tendenz zu 2G bereits bei den Planungen erkennbar sei. "Ich habe in diesen Tagen mit einzelnen Veranstalter gesprochen, die jetzt in den Ticketverkauf gehen und auf 2G umsteigen", sagt Rodehuth. Viele Künstler, die in Paderborn auftreten, tourten durch die ganze Republik - und stoßen an jedem Ort auf andere Regelungen. Um die Tourplanung zu vereinfachen, werde dann überall das strengste Konzept umgesetzt, so Rodemuth. "Gäste fühlen sich sicherer" Erste Erfahrungen mit 2G bei Veranstaltungen und in der Gastronomie gibt es bereits. Etwa im "Wohlsein". Der Club hat seit Ende Oktober wieder geöffnet - von Beginn an nur für Geimpfte und Genesene. "Ich hatte im Vorfeld mit mehr Gegenwind gerechnet", sagt Betreiber Gero Puls. Doch negative Reaktionen habe er nur sehr vereinzelt erlebt. Dies mag auch daran liegen, dass sich für die meisten Club-Besucher bei 2G statt 3G nichts ändert. Puls vermutet beim Stammpublikum eine ohnehin hohe Impfquote. An den ersten beiden Wochenende hätten 1.000 Menschen den Club aufgesucht, zwei von ihnen habe sein Team abweisen müssen, so der Betreiber. "Und die haben das gut aufgenommen." In der im vergangenen Monat wiedereröffneten Kneipe "Zum Ölberg" gilt von Anfang an 2G. Anfangs habe vorsichtshalber noch ein Türsteher die Nachweise kontrolliert, sagt Wirt Martin Niggemann. Mittlerweile übernehmen er und seine Mitarbeiterin dies selber. Probleme habe es bis auf wenige böse Facebook-Kommentare keine gegeben. "Die Gäste fühlen sich sicherer und haben dadurch auch mehr Freiheiten", berichtet Niggemann. 2G sichert den weiteren Betrieb "Wir sind für alles, was dafür sorgt, dass wir offen bleiben dürfen", sagt Ansgar Esch, Geschäftsführer des Kinos Pollux. Angesichts "drastisch" steigender Infektionszahlen, und weil niemand einen erneuten Lockdown wolle, blieben nicht viel andere Maßnahmen als eine 2G-Regelung. Doch würden nicht mancherorts zahlende Kunden wegfallen, die noch nicht immunisiert sind? Zumindest im Paderborner Fitnessstudio Herzschlag nicht. "Wir wären gar nicht so betroffen", heißt es auf Anfrage. 98 Prozent der Kunden seien ohnehin geimpft. Ähnliches beobachtet Dominik Meyer, Geschäftsführer bei den Uni Baskets, bei Heimspielen: "Vom Gefühl her haben wir eine hohe Impfquote." "Ungeimpfte müssen Konsequenzen tragen" Kritische Stimmen der 2G-Regelung sagen, dass Ungeimpfte dann vom öffentlichen Leben ausgeschlossen würden. Für Burkhard Bernemann, Dehoga-Kreisvorsitzender, kein Argument. "Ich bin für 2G. Wer jetzt noch nicht geimpft ist, ist selbst schuld", sagt der Inhaber der Gaststätte Bernemanns zum Hölzchen. "Mit dieser Meinung stehe ich in in der Gastronomie nicht allein da." Gudrun Hoppe unterstützt seine Haltung. "Jeder kann für sich selbst entscheiden, ob man sich impfen lassen möchte", meint Hoppe. "Ungeimpfte müssen dann aber auch die Konsequenzen tragen." Paderhallen-Geschäftsführerin Rodehuth sagt, dass sie zwar bedauere, wenn Personen nicht mehr in der gewohnten Weise am kulturellen Leben teilnehmen dürften. "Aber wir haben keine Alternative, der Schutz der Allgemeinheit hat Priorität." Ausnahmen für Kinder schaffen Führte auch das Land NRW die 2G-Regelung ein, sollten - abseits von Ungeimpften mit Attest - Ausnahmen bedacht werden, meint Pollux-Geschäftsführer Esch. "Man muss schauen, wie das dann für Kinder und Jugendliche ausgelegt wird." Für sie existiert entweder noch keine oder noch nicht lange eine Impfempfehlung. Entsprechend niedrig ist die Impfquote vor allem bei Kindern. "Wenn bei den Kinos das ganze Familiensegment wegfällt, wird das wirtschaftlich schwierig", so Esch. Er könne sich daher eine Lösung vorstellen, wie sie ab Montag im Heinz-Nixdorf-Museumsforum und im Ahorn-Sportpark realisiert wird. Dort wird die 2G-Regel eingeführt - aber nur für Erwachsene. Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ist weiterhin die 3G-Variante gültig. Reicht die 2G-Maßnahme? Dass auch 2G alleine nicht reiche, um das aktuelle Infektionsgeschehen einzudämmen, meint Maria Rodehuth. Sie überlege, dass auch mit 2G auf den Wegen in der Paderhalle eine Maskenpflicht gelten könnte. "In den Bewegungsräumen steht man nah beieinander." Gudrun Hoppe nennt noch einen weiteren Punkt. "Ich finde es wichtig, dass auch Geimpfte und Genesene sich regelmäßig testen", sagt sie.

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