Paderborner Krankenhaus öffnet Kreißsaal deutlich früher als geplant

Kreis Paderborn. Seit neun Tagen ist die Geburtshilfe des St. Johannisstifts geschlossen. Die Nachricht kam nicht nur für Hochschwangere überraschend, sondern auch für das Geburtshaus Paderborn sowie die zwei Geburtsstationen der St.-Vincenz-Kliniken in Paderborn und Salzkotten. Ebenso überraschend kam am Donnerstagnachmittag die Nachricht, dass die Geburtshilfe deutlich früher als erwartet ihre Kreißsäle wieder anmelden kann. Schon ab dem 1. Oktober können wieder spontane Geburten durchgeführt werden, teilt das Krankenhaus in einer Presseinfo mit. Geplant war, Anfang November mit dem regulären Kreißsaal-Betrieb zu starten. Akute Erkrankungen bei sechs Hebammen hatten dazu geführt, dass der hebammengeführte Kreißsaal geschlossen werden musste. "Wir haben es im Team geschafft, gleichermaßen freiberufliche Hebammen als Unterstützung zu gewinnen sowie auch eine neue Hebamme einzustellen", sagt Martin Wolf, Vorstand im St. Johannisstift. Alle Mütter, die sich für den Oktober zur Entbindung angemeldet hatten, seien bereits über die Wiedereröffnung informiert worden. Die rund 70 Frauen seien sehr glücklich, dass sie nun doch in ihrem Wunschkrankenhaus entbinden können. Auch Kreißsaalführungen und Elterntreffkurse können wieder wie gewohnt stattfinden. Das St. Johannisstift erhielt in der vergangenen Woche zahlreiche Reaktionen in Bezug auf die überraschende Entscheidung. "Die von uns angerufenen Frauen haben natürlich mit Trauer, Enttäuschung und auch etwas Verzweiflung reagiert – was aus unserer Sicht auch mehr als verständlich ist", sagt Sprecherin Stefani Josephs auf NW-Anfrage. 15 Frauen (Stand 15. September), die zunächst geplant hatten, im St. Johannisstift zu entbinden, haben ihr Kind in der Geburtshilfe der Frauen- und Kinderklinik St. Louise oder in der Geburtshilfe des St.-Josefs-Krankenhauses zur Welt gebracht, berichtet Charlotte Hoppe aus der Pressestelle der St.-Vincenz-Kliniken. Dort hatte man umgehend einen Krisenstab einberufen und das Team der Geburtshilfe durch Mitarbeiter anderer Stationen aufgestockt. "Einige Mitarbeiter stellen derzeit ihre Urlaube zurück und Ehemalige haben sich bereit erklärt, im Kreißsaal und auf den Stationen zu unterstützen", so Hoppe. Auch Mitarbeiter aus der Elternschule und aus der Stillberatung helfen demnach auf den Stationen aus. In den Kreißsälen wurde das Reinigungspersonal aufgestockt, sodass die Kreißsäle ohne Verzögerung wieder schnell nutzbar sind. Rund zwei bis drei Geburten pro Tag zusätzlich zu betreuen, sei eine Herausforderung für den Kreißsaal und die Wochenbettstation. "Wir besprechen uns dreimal täglich, an welcher unserer beiden Geburtshilfe gerade noch freie Kapazitäten sind, um alle Schwangeren sicher zu versorgen", berichtet Michael Patrick Lux, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe der St.-Vincenz-Kliniken. Wenige zusätzliche Anfragen im Geburtshaus Nicht nur das Team, sondern auch die Räumlichkeiten wurden bereits umstrukturiert. Für die St.-Louise-Geburtshilfe ist ein weiteres CTG-Zimmer in Planung, das bei Bedarf zu einem Kreißsaal umfunktioniert werden kann. Auch das Geburtshaus Paderborn spürt die Auswirkungen der geschlossenen Geburtshilfe im St. Johannisstift, wenn auch nicht im gleichen Ausmaß. "Wir haben bislang nur wenige zusätzliche Anfragen bekommen", sag Hebamme Kerstin Jessen, die mit Dagmar Büssemeier eine von zwei geschäftsführenden Gesellschafterinnen des Geburtshauses ist. Das Team des Geburtshauses und die MitarbeiterInnen der Klinik St. Louise sind laut Jessen zudem in enger Absprache zu folgender Entscheidung gekommen: "Wir werden Frauen, die eine Geburt im Krankenhaus planen, keinesfalls zu einer außerklinischen Geburt im Geburtshaus überreden, um so den Kreißsaal zu entlasten. Voraussichtlich würde ein solches Vorgehen lediglich die Verlegungszahl in die Klinik erhöhen und ist somit keine Option, die Betreuungssituation insgesamt zu verbessern."

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