Künftig sind Doppelveranstaltungen in der Kulturwerkstatt möglich

Paderborn. Ein Rockkonzert und direkt daneben eine Lesung: Ab März 2024 soll dies in der Paderborner Kulturwerkstatt möglich sein, ohne dass die laute Mucke die leise Poesie überdröhnt. Dann soll der seit langem geforderte Umbau mit einer Erweiterung der Räumlichkeiten abgeschlossen sein. Bis dahin steht eine Menge Arbeit an. Im kommenden Dezember wird das alte Kulturquartier dicht gemacht, umfangreich erneuert und umgebaut. Zwei ohne Einschränkungen gleichzeitig bespielbare Säle seien der Hauptwunsch aller Beteiligten, sagte Kulturwerkstatt-Leiter Arnd Voß im Kulturausschuss des Stadtrats. Dies sei wichtig, um das Potenzial der Kulturwerkstatt nutzen zu können. Im heutigen großen wie kleinen Saal wird wohl kaum ein Stein auf dem anderen bleiben, beide Säle werden komplett umgebaut und in ihrer Ausrichtung gedreht. Jeder Saal erhält eine Betonmauer, so dass eine Doppelmauer entsteht. Künftig werden auch keine wuchtigen Säulen mehr den Blick stören. Die Besucherzahl im großen Saal steigt von 200 auf 400 Sitzplätze beziehungsweise von gut 300 auf 500 Stehplätze. Die Kapazität im kleinen Saal bleibt mit 230 Personen nahezu gleich. Ein großer Windfang mit zwei Eingängen ermöglicht den Eintritt zu zwei parallel laufenden Veranstaltungen. Zudem geht es nach oben: Die bisherige Deckenhöhe von vier Metern reiche nicht einmal mehr für die Anforderungen von Amateurtheatern, so Voß. Auch der Cafeteria-Teil wird erneuert. Insgesamt wird die Cafete aber etwa kleiner, da ein Hinterraum wegfällt, der in Zukunft als Lager genutzt wird. "Darauf haben wir lange gewartet" Im Obergeschoss wird dem Wunsch nach zwei großen Gruppenräumen mit jeweils etwa 115 Quadratmetern entsprochen. Insgesamt können sich hier zeitgleich 400 statt bisher 300 Personen treffen und aktiv sein. Statt eines Lastenaufzugs wird es demnächst auch einen Personenaufzug geben, genauso wie eine Theke. Erstmals ist im Grundriss auch eine Toilette eingeplant. "Darauf haben wir lange gewartet", sagt Voß. Zusätzlich zur Erweiterung kommen Maßnahmen vor allem zum Klimaschutz: So wird es komplett neue Fenster geben, die Heizungs- und Lüftungstechnik wird erneuert und die Energieversorgung auf einen CO2-neutralen Gebäudebetrieb (Wärmepumpe plus Pellet) umgestellt. Ein Photovoltaik-Anschluss wird vorbereitet. Um für Anwohner Lärm zu vermeiden, verschwinden die Parkplätze für Autos. Geparkt werden kann künftig nur noch im demnächst entstehenden Parkhaus am Bahnhof. Vor der Kulte gibt es dafür 190 Stellplätze für Räder. "Spontan begeistert mich das sehr" Stark verändern wird sich auch der Außenbereich. Da es zu aufwendig wäre, das alte Pigal-Haus umzubauen, wird es abgerissen. Die künftige Verwaltung entsteht an der östlichen Seite in Verlängerung des Kulte-Gebäudes. Der so entstehende große Hof wird zugleich eine Multifunktionsfläche. Die Pläne kamen im Kulturausschuss gut an. "Ich glaube, dass es ein großartiger Moment wird, wenn die Menschen hier hinein strömen", sagte Johannes Menze (Grüne). Manfred Krugmann (SPD) sprach von einem Gewinn an Qualität. "Spontan begeistert mich das sehr", meinte Beate Bliedung (Linksfraktion). "Schick, aber nicht überkandidelt" Die notwendige Vergrößerung ist ein Dauerthema und wurde 2008 erstmals politisch diskutiert - 20 Jahre nach dem Start. Eröffnet wurde die Kulte am 3. September 1988 mit 26 Gruppen. Heute liegt die Zahl der Mitglieder - Gruppen (auch soziokulturelle) und Einzelpersonen - deutlich über 100. Bei Veranstaltungen und im Gruppenbereich werden jährlich fast 100.000 Gäste gezählt, die sich etwa gleich auf beide Bereiche verteilen. Die Erweiterung der Kulturwerkstatt kostet 7,15 Millionen Euro. Bei einer Förderung von 1,57 Millionen Euro beträgt der Eigenanteil der Stadt Paderborn 5,58 Millionen. In welches Ausweichquartier es für die Kulte-Mitglieder während der Umbauphase geht, steht noch nicht fest. Die Ergebnisse der Gespräche mit zwei potenziellen Vermietern sollen aber in Kürze vorliegen. In jedem Fall soll das Zwischenquartier Raum für Veranstaltungen bis 200 Personen bieten. Von Mitte Februar 2022 bis Dezember 2023 ist dadurch lediglich ein eingeschränkter Betrieb möglich. Die letzte Veranstaltung in der alten Kulte ist am 20. Dezember geplant. Dann wird mancher vielleicht den Marktcharme vermissen. Voß beschreibt den künftigen Kulte-Charakter so: "Es wird schick und zum Teil modern, ohne überkandidelt zu sein."

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