Rückblick: Ein Jahr Corona-Virus im Kreis Paderborn

Kreis Paderborn. Während immer mehr Kommunen und Kreise in OWL Corona-Fälle melden, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis es auch im Kreis Paderborn soweit ist. Erste konkrete Verdachtsfälle gibt es Anfang März. Eine Frau aus Büren hatte beruflichen Kontakt zu einer Person aus dem Kreis Heinsberg, bei der sich eine Infektion bestätigt hatte. Vorsichtshalber werden die Grundschule Harth und das Liebfrauengymnasium in Büren zeitweise geschlossen, dort sind ihre beiden Kinder Schüler. Es bleibt jedoch bei Verdachtsfällen. Der erste Fall Zwei Tage nach der Rückkehr von einer Reise nach Südtirol, wird ein Mann aus Delbrück positiv auf das Coronavirus getestet. Das Ergebnis gibt der Kreis Paderborn am 7. März bekannt. In den folgenden zwei Wochen werden immer mehr Fälle bestätigt, am 23. März sind es bereits mehr als 100. Der erste Todesfall in Zusammenhang mit dem Virus wird am 29. März bekannt gegeben. Ein 85-Jähriger stirbt in einem Paderborner Krankenhaus. Er war zuvor intensivmedizinisch behandelt worden. Flut an Veranstaltungsabsagen Über den Großveranstaltungen im Kreisgebiet schweben bereits kurz nach den ersten Infektionsfällen große Fragezeichen. Der Osterlauf wird abgesagt, die Bundesligaspiele des SC Paderborn werden ausgesetzt, erst im Mai finden sie in der Benteler-Arena wieder statt, ohne Zuschauer. Reihenweise werden Schützenfeste abgesagt, eine der ersten Entscheidungen treffen die Hövelhofer Grünröcke, die ihr 100-jähriges Jubiläumsfest absagen. Mit kleiner Hoffnung werden zunächst auch noch das Paderborner Frühlingsfest und Libori geplant, am 15. April folgt allerdings auch hier die komplette Absage, auch das Sommerfestival an der Uni wird später folgen. Lockdown Ende März Mit dem ersten Lockdown kommt das öffentliche Leben Ende März nahezu komplett zum Erliegen. Ab dem 16. März müssen Kneipen, Bars und Clubs geschlossen bleiben. Am selben Tag nimmt die zentrale Teststelle für Verdachtsfälle in der ehemaligen Alanbrooke-Kaserne ihren Betrieb auf. Im April folgt ein zweites Testzentrum im Ahorn Sportpark. Um Menschen in Quarantäne zu helfen oder die Gastronomie zu unterstützen, mobilisieren verschiedene Initiativen über die sozialen Netzwerke Nachbarn, Helfer und Spendenwillige. Da auch Schulen und Kitas schließen, werden Notbetreuungen für Kinder der Eltern eingerichtet, die in systemrelevanten Berufen tätig sind. Die Krankenhäuser erlassen Besuchsverbote. Unternehmen stellen ihren Betrieb teilweise ein, Mitarbeiter gehen in Kurzarbeit. Höhepunkt der ersten Welle Die erste Infektionswelle steuert Anfang April auf ihren Höhepunkt zu. Am 10. April werden 392 aktive Infektionsfälle gemeldet. Kurz zuvor am 5. April erreicht die 7-Tage-Inzidenz einen vorläufigen Höchstwert von 63,3. Erst gegen Ende April sinken die Infektionszahlen deutlich. Bis zum 20. Mai sind 33 Todesfälle zu verzeichnen. Immer wieder kommt es zu Corona-Ausbrüchen in Alten- und Pfelgeheimen, mit fatalen Folgen, denn die Bewohner haben oft ein besonders hohes Risiko für schwere Verläufe. Das Haus Bredemeier in Hövelhof trifft es Ende März als eines der ersten. Abstand halten wird zur Normalität Ende April gibt es erste Lockerungen. Die Mund-Nasen-Bedeckungen werden zur Pflicht, vielerorts beginnen Menschen, die Masken selbst zu nähen, denn der Bedarf ist groß, das Angebot aber noch knapp. Kleinere Einzelhandelsgeschäfte dürfen öffnen, was zur Kritik der großen Läden - etwa von Modeunternehmer Ferdinand Klingenthal - führt. Die Schulen werden nach sieben Wochen ebenfalls wieder geöffnet. Auch die Gastronomie darf unter Beachtung von Abstands- und Hygieneregeln wieder öffnen. Die Veranstaltungsbranche dagegen hat es weiterhin schwer: Clubs und Diskotheken bleiben geschlossen. Libori findet digital statt. Ein wenig Abwechslung bieten die Open-Air-Veranstaltungen des Kultursommers. Zwischentief im Sommer Rückblickend verläuft das Infektionsgeschehen in den Sommermonaten bis Ende September relativ stabil und zeitweise auf niedrigem Niveau. Am 30. Juli werden 19 aktive Fälle vermeldet - Tiefstand in dieser Zeit. Die Inzidenzwerte liegen weitgehend im einstelligen Bereich. Von Mitte Mai bis zum 27. Oktober werden nur zwei weitere Todesfälle gemeldet. Im Herbst steigt diese Zahl jedoch steil an. Insgesamt werden 137 Menschen an oder mit Covid-19 gestorben sein. Zweite Welle im Herbst Die sogenannte zweite Welle trifft den Kreis Paderborn letztlich umso heftiger. Liegen die Fallzahlen Mitte Oktober noch im zweistelligen Bereich, sind es am 31. Oktober bereits 461 aktive Infektionen, Tendenz stark steigend. Der Inzidenzwert überschreitet am 27. Oktober erstmals seit dem Frühjahr wieder den Wert von 50. Am 17. November wird mit 1.027 aktiven Fällen bereits erstmals die 1.000er-Marke überschritten. Das Gesundheitsamt des Kreises Paderborn, das seit Beginn der Pandemie dafür zuständig ist, Quarantäne für Infizierte anzuordnen und deren Kontaktpersonen ausfindig zu machen, stößt Mitte November an seine Grenzen. Unterstützung gibt es jetzt durch zehn Soldaten der Bundeswehr. Zweiter Lockdown Kontakte und öffentliches Leben werden erneut eingeschränkt. Ab Ende Oktober gilt eine Maskenpflicht nicht nur in Geschäften und im öffentlichen Nahverkehr, sondern auch in der Paderborner Innenstadt sowie in der Fußgängerzone in Bad Lippspringe. Theater, Kinos und andere Freizeiteinrichtungen müssen ab dem 2. November schließen - und öffnen seitdem nicht wieder. Einzelhandel und Friseure folgen ab dem 16. Dezember - mitten im Weihnachtsgeschäft. Schüler werden erneut zuhause unterrichtet, in den Kitas gilt ein eingeschränkter Pandemiebetrieb. Rund um die Weihnachtstage schnellen die Infektionszahlen erneut in die Höhe. Der Rekord folgt zum Ende des Jahres: Am 30. Dezember werden 1.051 aktive Infektionsfälle gemeldet. Seit Mitte Januar sinken die Infektionszahlen in der Tendenz wieder. Entwarnung gibt es nicht, denn am 28. Januar werden die ersten beiden Fälle der britischen Variante B.1.1.7 im Kreis Paderborn gemeldet. Diese Virusmutation gilt als deutlich ansteckender. Dennoch sollen bald vorsichtige Lockerungen erfolgen. Große Hoffnung: die Impfung Nachdem fest steht, dass das Impfzentrum des Kreises in Salzkotten eingerichtet werden soll, laufen in der Sälzerhalle die Vorbereitungen. Pünktlich Mitte Dezember wird vermeldet, dass vor Ort alles bereit ist. Nach dem Impfstart in Senioren- und Pflegeeinrichtungen nach Weihnachten, soll die nächste Impfphase für über 80-Jährige dann zum 1. Februar starten. Der Termin kann nicht gehalten werden. Zudem gibt es im Vorfeld große Schwierigkeiten bei der Terminvergabe, weil Homepage und Telefonleitungen überlastet sind. Am 8. Februar geht es los; trotz heftiger Schneefälle sagen nur 20 Personen ihren eigentlich gebuchten Termin ab. Inzwischen haben mehr als 7.000 Menschen in der Sälzerhalle ihre Erstimpfung erhalten. Parallel laufen auch in den Krankenhäusern die Impfungen des Personals. Ende März könnten auch die Hausarztpraxen in die Impfung einsteigen.

Meistgelesen