Wegen Lego-Alternativen: Weltkonzern droht Paderborner Spielzeughändler

Paderborn. Wer hat eigentlich noch nie mit Legosteinen gespielt? War früher mal viel Fantasie gefragt, um in den von Kinderhand zusammen gesteckten bunten Steinhaufen tatsächlich Ritterburgen, Piratenschiffe oder Rennautos zu erkennen, so gibt es inzwischen eine unendliche Vielzahl von Sets, aus denen dann faszinierend echt anzusehende Szenen entstehen - dann aber auch nichts anderes. Der Bauspaß mag dadurch gelitten haben, die Beliebtheit nicht. Der dänische Spielwarenhersteller Lego mauserte sich nach öffentlich zugänglichen Zahlen mit zuletzt knapp 5,2 Milliarden Euro Umsatz (2019) zum größten Spielwarenhersteller weltweit. Zu spüren bekommt diese Marktmacht gerade Thorsten Klahold. Der Bad Lippspringer betreibt in Paderborn seit zwei Jahren neben seinem Ranzenshop24, einem Spezialgeschäft für Schultaschen, auch einen Laden namens Steingemachtes. Dort verkauft Klahold die Produkte zahlreicher Lego-Konkurrenten, aber keine echten Lego-"Klemmsteine". Denn "Lego" mag zwar ein gebräuchlicher Begriffe für alles sein, was nach dem Prinzip von Legosteinen zusammenzustecken ist. Doch unter Juristen höchst umstritten ist, ob der Begriff damit auch schon als Wortmarke gilt, was wiederum für die Marke Lego gefährlich würde - eine negative Folge des eigenen Erfolgs. Klahold meidet deswegen das Wort Lego. Die Patente jedoch auf das spezielle Prinzip der Klemmsteine liefen für Lego schon 1978 aus. Seitdem hält die Firma noch die sogenannten 3-D-Markenrechte auf seine Spielfiguren - jedoch auch nur in Europa und Nordamerika. Damit soll die Unverwechselbarkeit der Lego-Figuren vor Nachahmern geschützt werden. Youtube-Kanal hat 36.000 Abonnenten Genau um diese Figuren geht es dem dänischen Goliath jetzt, als er im Dezember dem ostwestfälischen David eine 700 (!) Seiten umfassende Abmahnung mitsamt Unterlassungserklärung zustellen ließ. Aufmerksam waren die Dänen auf Thorsten Klahold nach dessen Ansicht vor allem durch seinen Youtube-Kanal "Johnnys World" geworden. Darauf präsentiert er Lego-Alternativen und erreicht so inzwischen 36.000 Abonnenten. Per Unterlassungserklärung sollte Klahold versprechen, auf den Vertrieb seiner aus China von der Firma Qman importierten Figuren zu verzichten. Klahold ist nach eigenen Angaben Exklusivpartner von Qman nicht nur für Deutschland, Österreich, die Schweiz, Schweden, die Niederlande und Italien und versorgt aktuell 50 Spielwarenhändler. Klahold: "Das ist ganz offensichtlich ein Einschüchterungsversuch an die Adresse aller, die die alternativen Klemmsteine auch vertreiben würden. Gedroht wird mit bis zu drei Jahren Haft bei Zuwiderhandlung." Doch darauf will der Bad Lippspringer es durchaus ankommen lassen. Denn er glaubt, dass die Ansprüche von Lego keine rechtliche Relevanz haben. Damit das auch wirklich nicht passiert, hat er zwei Anwaltskanzleien im Rücken. Eine für Markenrecht und eine gemeinsam mit der Firma Qman für Patentrecht. Klahold: "Aus den Sets, die ich aus China importiere, lasse ich extra die Figuren, die man mit den echten von Lego verwechseln könnten, auspacken und durch andere ersetzen, ihre Darstellungen auf den Packungen werden überklebt." Bestimmte Voraussetzung ließen sich jedoch nicht ändern, weil der menschliche Körper nun einmal so sei, wie er sei. Klahold glaubt: "Lego will alles vom Markt haben, was man auf genoppte Unterlagen klemmen kann." Dabei hätten die alternativen Hersteller in Deutschland erst einen Marktanteil von höchstens einem Prozent. Klahold: "Deutschland ist nach wie vor Lego-Land." Wovon die Alternativen profitieren Unterdessen habe der dänische Hersteller inzwischen große Lücken im Programm. Die vor allem bei Jungen beliebten Themen Baustelle oder Bauernhof bedienten die Dänen nicht mehr. Auch andere Lücken würden dann eben von anderen Produzenten gefüllt. Von der Qualität her seien die Dänen immer noch vorn, auch wenn es mehr und mehr Probleme gebe, weil deren Produkte inzwischen nicht mehr nur in Dänemark hergestellt würden. Allerdings sei Lego auch preislich mit Abstand Spitze - bei sehr kleinen Margen für die Händler, sodass manche Alternativen zwischen 30 und 70 Prozent günstiger zu bekommen seien als das Original. Klahold und seine Anwälte ließen den Dänen noch im Dezember eine Stellungnahme zukommen, ohne die Unterlassungserklärung zu unterschreiben. Eine Resonanz darauf habe es bislang nicht gegeben, so Klahold. Möglicherweise warte Lego den aktuellen Rechtsstreit mit der deutschen Noppensteinfirma BlueBrixx ab. Nach einem Bericht des Tagesspiegel hat diese beim Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum in Alicante einen Antrag auf Löschung der 3-D-Marke von Lego gestellt, über den bis zum Sommer entschieden sein soll. Das sagt Lego Auf eine Anfrage der Neuen Westfälischen, die von der Firma Lego eine Stellungnahme unter anderem zum Vorwurf der Einschüchterung von Einzelhändlern und zu eigenen Expansionsplänen in China erbat, gab es keine konkrete Antwort, sondern nur eine allgemeine Erklärung. Man ergreife "immer nur dann rechtliche Schritte, wenn es notwendig" sei. Und weiter: "Das Wichtigste für uns ist, sicherzustellen, dass die Verbraucher nicht getäuscht werden. Wenn sie einen Artikel von einem anderen Hersteller kaufen und denken, dass sie aufgrund der beabsichtigten Produktähnlichkeit ein echtes Lego-Produkt kaufen, erhalten sie unter Umständen ein Produkt von minderer Qualität oder sogar eine sicherheitsgefährdende Imitation." Es sei wichtig, dass die Verbraucher in der Lage seien, fundierte Entscheidungen zu treffen.

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