Paderborn

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Neubau des Paderborner Hauptbahnhofs ist besiegelt

Der Investor, die Stadt Paderborn und die Deutsche Bahn unterzeichnen einen Vertrag, der ein Gebäude mit Eingangshalle und einem Intercity-Hotel mit 190 Zimmern vorsieht.

Der Hauptbahnhof in Paderborn soll demnächst abgerissen werden. | © Lena Henning

Holger Kosbab
29.01.2021 | 29.01.2021, 20:53

Paderborn. Für viele Reisende ist der Hauptbahnhof das Erste, was sie von Paderborn sehen. Doch der ist bisher wenig attraktiv. Seit Jahrzehnten gibt es deshalb Verschönerungswünsche. Mal sollte ein Neubau her, dann mehr oder weniger nur gestrichen werden. Am Donnerstag nun unterzeichneten Vertreter der Paderborner Bremer AG mit ihrem Tochterunternehmen PB 1 als Investor, der Stadt Paderborn und der Deutschen Bahn einen Vertrag, der einen Neubau samt Eingangshalle und einem Intercity-Hotel mit 190 Zimmern und 380 Betten vorsieht. Der Abriss des bestehenden Empfangsgebäudes soll laut einer gemeinsamen Mitteilung Mitte dieses Jahres beginnen. Die Fertigstellung ist für Mitte 2023 geplant. Während der Bauzeit wird die Bahnhofstraße auf zwei Fahrspuren reduziert.

"Ich freue mich sehr, dass durch das große Engagement aller Beteiligten das Jahrhundert-Projekt für Paderborn ins Rollen kommt. Es wird unserer Stadt sehr gut tun und den gesamten Bereich aufwerten", sagte Bürgermeister Michael Dreier auf NW-Anfrage. Während die Stadt mit gut 1,9 Millionen Euro beteiligt ist, zahlt die Bahn mehr als 5,2 Millionen Euro. Die unterzeichnenden Parteien sprechen von einem "Meilenstein auf dem Weg zur nachhaltigen Mobilitätsdrehscheibe". Zugleich seien die Verhandlungen aber "aufgrund der technischen Herausforderungen, der unterschiedlichen Eigentumsverhältnisse, der beengten Situation am Bahnhof selbst sehr herausfordernd" gewesen.

"Da ist noch Luft nach oben"

Im Mai und Juni 2020 war im Stadtrat zuletzt über die Planung und Gestaltung des Neubaus beraten und mehrheitlich zugestimmt worden. Dabei wurde jedoch deutlich: Der ganz große Wurf ist es für keine Fraktion. Für Diskussionen hatte bis zuletzt der Radweg vor dem Bahnhof gesorgt. Vor allem die Grünen hatten kritisiert, dass es bei der zunächst angedachten Wegeführung zu Konflikten zwischen Radlern und Fußgängern kommen könne.

Martin Nowosad (Deutsche Bahn/v. l.), Heinrich Hillebrand (PB 1) und Bürgermeister Michael Dreier bei der Unterzeichnung. - © Bremer AG
Martin Nowosad (Deutsche Bahn/v. l.), Heinrich Hillebrand (PB 1) und Bürgermeister Michael Dreier bei der Unterzeichnung. | © Bremer AG

Laut geltendem Ratsbeschluss soll der derzeit auf dem Niveau des Gehwegs verlaufende Radweg als Radstreifen auf die Bahnhofstraße verlegt werden, um die Situation zu entschärfen und Platz zu schaffen. Wie Grünen-Fraktionssprecher Klaus Schröder auf NW-Anfrage sagte, sei in den Koalitionsverhandlungen mit der CDU von beiden Seiten erkannt worden, "dass da noch Luft nach oben ist". Deshalb gebe es eine Vereinbarung, hier noch mehr auszuprobieren. Möglich sei dies, da die Bahnhofstraße durch den Neubau der Brücke am Westende noch länger gesperrt sei.

Anfang 2022 soll es mit dem Neubau los gehen

Mit dem Abriss wird ab Sommer der Zugang zu den Gleisen verlagert und sich dann westlich des jetzigen Empfangsgebäudes im Bereich des Busbahnhofs befinden. Hierhin, in ein aus Containern bestehendes Übergangsquartier, ziehen auch die Geschäfte und Serviceeinrichtungen: die Bäckerei Lange, der Bahnhofskiosk Schenke, die Bahnhofsbuchhandlung, McDonald’s und das Reisezentrum. Auch die Haltestellen für den ÖPNV, die Taxiplätze und die Parkplätze für Kurzzeit-Parker werden umgelegt.

Anfang 2022 soll der eigentliche Neubau starten. Das siebengeschossige Gebäude mit einem Technikgeschoss als Staffelgeschoss soll zur Bahnhofstraße einen Kolonnadengang erhalten. Mit diesem etwa neun Meter hohen und 3,50 Meter breiten Weg unterhalb des Gebäudes wird der Fußweg vor dem Bahnhof künftig überdacht sein.

Pader-Wasser und Photovoltaik

"Der für den Neubau zur Verwendung kommende helle beigefarbene Mauerziegel wird sich harmonisch ins Stadtbild einfügen", heißt es in der Mitteilung. In der Empfangshalle im Erdgeschoss werden unter anderem ein Reisezentrum, der Hoteleingang, verschiedene Läden und eine öffentliche Toilette untergebracht. Die Empfangshalle soll barrierefrei, geradlinig und übersichtlich den am Gebäude liegenden Bahnsteig mit dem Bahnhofsvorplatz verbinden. Im ersten Geschoss sind Büros, Konferenzsäle und Flächen für das Hotel vorgesehen, ab dem zweiten Geschoss wird der Neubau ausschließlich als Hotel genutzt.

Bei der Planung sei auf eine nachhaltige und ökologische Gebäudetechnik Wert gelegt worden. Geheizt und gekühlt wird mit einer Grundwasserwärmepumpe und Pader-Wasser. Ein Teil des Stroms wird auf dem Dach und an der gleisseitigen Fassade durch Photovoltaik-Anlagen erzeugt. Die Stadt selbst wird neue Fahrrad- und Pkw-Parkhäuser errichten. Unabhängig vom Neubau wird die Bahn im April mit den Arbeiten für den Bau eines zusätzlichen Aufzugs zu den Bahnsteigen 4/5 beginnen.

KOMMENTAR DER REDAKTION


Alles wird schön?

Seit wann genau der Bahnhof vielen Menschen ästhetisch ein Dorn im Auge ist und eine Verschönerung gewünscht wird, lässt sich gar nicht sagen. Und ob jetzt der große Wurf kommt, sei erst einmal dahin gestellt. Offenbar waren die meisten Ratsmitglieder einfach froh, dass sich endlich überhaupt etwas ändert und haben deshalb zugestimmt.

Dem von der Stadt Paderborn mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe ins Leben gerufenen Beirat für Baukultur ist es zu verdanken, dass architektonisch noch einige Klippen genommen wurden. In zweieinhalb Jahren werden wir uns alle selbst ein Bild machen können von dem neuen Hauptbahnhof. Und ob wir uns mit ihm anfreunden, gar identifizieren können oder der Anblick noch immer schmerzt.