Welche Ideen der neue Leiter des Paderborner Naturkundesmuseums hat

Paderborn. Sven Mecke ist kein Fan von stummen Museen oder unerreichbaren Ausstellungsstücken in Vitrinen. Für ihn muss ein Museumsbesuch ein Erlebnis sein und den Besucher in seien Bann ziehen. Als neuer Leiter des Naturkundemuseums in Paderborn hat er es sich zur Aufgabe gemacht, die Museumsräume im ehemaligen Marstall des Schlosses Neuhaus zu modernisieren. Ob Barrierefreiheit, Interaktion und Multimedia, neue Bildungsangebote oder Mehrsprachigkeit: Mecke möchte das Naturkundemuseum fit für die Zukunft machen. Drei Forschungsreisen nach Osttimor Der promovierte Biologe ist von klein auf von der Natur begeistert. "Zum sechsten Geburtstag habe ich meine erste Landschildkröte geschenkt bekommen, die ich heute noch habe", sagt Mecke. Gebürtig stammt er aus Bad Hersfeld in Nordhessen, in Marburg hat er Organismische Biologie mit den Schwerpunkten Zoologie, Naturschutzbiologie und Paläologie, der Erforschung abgestorbener Organismen, studiert. "An der Uni habe ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter schon das Management der universitären Sammlung mit rund 50.000 Präparaten übernommen", sagt Mecke. Für seine Promotion reiste der 36-Jährige drei Mal für mehrere Monate nach Osttimor, einen Inselstaat in Südostasien, und betrieb dort Freilandforschung zu Amphibien und Reptilien. "Auf der Insel herrschte lange Krieg, weswegen es dort bisher wenig Forschung gab", erklärt Mecke. Danach heuerte er als wissenschaftlicher Volontär im hessischen Landesmuseum Darmstadt an, bevor er im Mai 2019 zum Naturkundemuseum in Paderborn kam. "Didaktische Reduktion": Weniger ist mehr Hier tritt er die Nachfolge von Klaus Wollmann an, der das Museum seit 1992 leitete. Die Sonderausstellung "Get Dressed", in Zusammenarbeit mit anderen Museen in Paderborn, ist die erste Ausstellung, die seine Handschrift trägt. "Mir ist es wichtig, dass die Besucher Nähe zum Objekt bekommen", sagt Mecke. Wo es möglich ist, verzichte er daher auf Vitrinen und Absperrungen. "So kann man beispielsweise Auge in Auge den Löwen erleben." Gleichzeitig setze er auf "didaktische Reduktion": Nicht zu viel zeigen, aber das, was gezeigt wird, soll klar im Vordergrund stehen. Auch für die Dauerausstellung des Naturkundemuseums hat Mecke neue Ideen. So konnte er sich gegen die über 80 Bewerber auf seine Stelle durchsetzen. "Für die Dauerausstellung ist eine Neukonzeptionierung geplant, mit der wir bei den Aquarien schon angefangen haben", sagt er. "Auch hier wollen wir weg von den Vitrinen und die Besucher durch Landschaften gehen lassen und Geschichten erzählen." Durch Themen wie Artensterben, Klimawandel oder Waldsterben soll das Naturkundemuseum an Aktualität gewinnen. "Aber letztendlich bleibt es ein Naturkundemuseum und auch langjährige Besucher sollen nicht vergrault werden." Neuentdeckung einer Schlangenart Zum eigenen Forschen hat Mecke seit er in Paderborn ist nur noch wenig Zeit. Trotzdem konnte er erst vor kurzem mit einem internationalem Forscherteam in der Sammlung der California Academy of Science in San Francisco und des Museum of National History in Washington eine neue Schlangenart aus Myanmar entdecken. Die Cylindrophis slowinskii wurde nach dem Reptilienkundler Joe Slowkinski benannt. "Es kommt immer wieder vor, dass Präparate in den Sammlungen irrtümlicherweise einer falschen Gattung zugeordnet werden", erklärt Mecke. Bei weiteren Forschungen würde so etwas dann auffallen. "Darum ist es interessant, selbst alte Sammlungen noch einmal durchzusehen." Mecke hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Verantwortlicher für das Naturkundemuseum will er mit neuen Führungsformaten wie einer Taschenlampenführung für Kinder oder einer Wissenschaftlerführung, die Weiterentwicklung als Wissenszentrum vorantreiben. "Auch in verschiedenen Umweltfragen können wir Aufklärungsarbeit leisten", sagt er. Doch das sei nur einer der Gründe, die ihn als neuer Leiter des Museums antreibt.

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