Mitarbeiter übersah Senior im Schließfachraum der Paderborner Volksbank

Paderborn. Erst am Sonntag, zwei Tage, nachdem ein 83-jähriger Kunde über Stunden hilflos im Tresorraum der Filiale der Verbund-Volksbank OWL am Neuen Platz ausharren musste, bezog der Vorstand des Unternehmens öffentlich Stellung zu dem Vorfall. Der Senior war am Freitagabend im Rahmen einer mehrstündigen Polizeiaktion, bei der auch schwer bewaffnete Spezialkräfte eingesetzt wurden, kurz vor 23 Uhr aus dem Tresorraum befreit worden. Unmittelbar nach dem glücklichen Ausgang der Polizeiaktion schwieg der Vorstand gegenüber den Medien. Ab 17.45 Uhr kam es am Freitag zu insgesamt neun Alarmauslösungen aus der Filiale bei der Polizei. Routinemäßig rückten die Beamten umgehend aus, beobachteten das Objekt und sicherten die Zugänge. Zu diesem Zeitpunkt war die Bank bereits eine Stunde lang für den Publikumsverkehr geschlossen. Da die Alarmauslösungen andauerten, konnte die Polizei nicht ausschließen, dass sich noch Personen im Gebäude aufhielten. Daraufhin entschloss sich die Polizei, den Einsatz im Rahmen einer &bdquo;besonderen Aufbau-Organisation (BAO)" unter die Leitung eines Polizeiführers zu stellen. Einsätze dieser Art sind oft gekennzeichnet durch einen hohen Kräftebedarf, eine lange Einsatzdauer und eine hohe Entscheidungsdichte. Gleichzeitig machte sich ein Spezialeinsatzkommando (SEK) mit knapp einem Dutzend Fahrzeugen auf den Weg nach Paderborn. Zugang zum Schildern abgeriegelt Parallel dazu wurde der Zugang zum Schildern abgeriegelt, und Besucher der Gastronomie am Neuen Platz und seinen Zugängen durften die Lokale nicht mehr verlassen. Auf Nachfragen über die Ursache der hohen Polizeidichte in der Innenstadt gaben sich die Dienststellen in Paderborn und Bielefeld sehr zugeknöpft. Auch wenn später offiziell stets von &bdquo;Routinemaßnahmen nach ungeklärten Alarmauslösungen" die Rede war, machten schnell Gerüchte über eine mögliche Geiselnahme in der Bank die Runde. Um 19.43 Uhr wurde auch die Feuerwehr Paderborn alarmiert, und rund 15 Einsatzkräfte trafen mit mehreren Fahrzeugen im Bereitstellungsraum zwischen Dom und Gaukirche ein. Parallel dazu rüsteten sich knapp zwei Dutzend Spezialkräfte mit Einsatzanzügen, Ausrüstung und Waffen aus. Nach Studium der Gebäudepläne und Rücksprache mit dem Bankvorstand rückten die Spezialkräfte, begleitet von rund 20 lokalen Polizeikräften, die Schutzwesten, Helme und Maschinenpistolen trugen, nach Einbruch der Dunkelheit Richtung Volksbankfiliale vor. Mitarbeiter bemerkte den Kunden nicht Gegen 21.45 Uhr, so berichtet Unternehmenssprecherin Sylvia Hackel, begann die Durchsuchung des weitläufigen Gebäudekomplexes. &bdquo;Dabei wurde ein 83-jähriger Kunde der Bank durch Öffnung des Schließfachraumes im Untergeschoss der Filiale am Neuen Platz befreit". Zu Fuß, in Begleitung von Polzisten und Bankmitarbeitern, ging der Senior bis auf den Marktplatz, wo er dann medizinisch von der Feuerwehr betreut wurde. Gegen 21 Uhr hatte die Ehefrau des 83-Jährigen eine Vermisstenanzeige bei der Polizei aufgeben. Wie bankinterne Ermittlungen ergeben haben, hatte der Kunde kurz vor Filialschließung den Schließfachraum im Untergeschoss der Hauptstelle betreten, um an sein Schließfach zu gelangen. &bdquo;Die Schließfachkunden der Hauptstelle Paderborn können mit ihrer Bankkarte und einem dazugehörigen PIN allein an ihr Schließfach gelangen", berichtet Sylvia Hackel. Der mit einer Tresortür gesicherte Schließfachraum wurde nach Filialschließung gegen 16.45 Uhr durch einen Mitarbeiter der Filiale abgeschlossen. Der betrat zwar den Schließfachraum, bemerkte jedoch den anwesenden Kunden nicht und schloss die gepanzerte Tür ab. Er betätigte mehrfach den Notrufknopf Als der Senior seine ausweglose Situation erkannte, betätigte er mehrfach den Notrufknopf. Der Tresorbereich ist mit einer Überwachungskamera ausgerüstet, die jedoch den Nischenbereich, in dem die Kunden vertraulich die Inhalte ihrer Schließfächer aus- und einpacken können, ausschließt, so dass der 83-Jährige nicht entdeckt wurde. Das vorhandene Telefon nutzte der Mann nicht. Mobiltelefone funktionieren im Tresor nicht. Bereits am Samstag setzte sich der Bankvorstand mit der Familie des Kunden in Verbindung, um sich nach dem Wohlergehen des 83-jährigen zu erkundigen und entschuldigte sich dabei ausdrücklich. &bdquo;Den Vorfall am Freitagabend nehmen wir zum Anlass, um unsere Abläufe und Sicherheitskonzepte zu überprüfen. Die Sicherheit und das Wohl unserer Kunden stehen dabei im Mittelpunkt", erklärte Sprecherin Sylvia Hackel und dankte auch den Einsatzkräften für deren engagierten Einsatz. Ob die stundenlange Aktion für die Volksbank kostenpflichtig wird und ob eine Versicherung für solche Fälle besteht, wird noch geprüft, so die Sprecherin.

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