Was wird aus dem Jubiläums-Libori im nächsten Jahr?

Paderborn. Libori 2020 ist so gut wie gelaufen, aber so hatte sich das noch vor ein paar Monaten niemand vorgestellt. Doch wer weiß, vielleicht war das herunter gedimmte Volksfest nur der lange, langsame Anlauf für das große Jubiläums-Libori im kommenden Jahr? Denn dann soll an den ersten Magdalenen-Markt vor 500 Jahren in der Paderstadt erinnert werden. Dieser gilt als Startschuss zwar nicht für das in seinen kirchlichen Ursprüngen noch ältere Liborifest, aber doch für das Geschehen darum herum, also die Kirmes und den Pottmarkt. Doch echte Paderborner lassen sich ihr Hochfest auch nicht durch ein kleines fieses Virus vermiesen. Feierten die einen täglich zur Bierbrunnenzeit digital durch die Internet-Plattform der Stadt verbunden, so trafen sich andere im kleinen Kreis ganz analog - Corona bedingt vor allem an der frischen Luft im eigenen Garten. Besonders stilecht ging es bei Familie Wiesbrock in der Goerdeler Straße zu. Unter einem zweieinhalb Meter hohen Domturm und dem Bild der geschmückten Rathausfassade fand sich ein Miniatur-Bierbrunnen. Den Zapfhahn bediente der Hausherr im täuschend echten, aber doch improvisierten Kostüm eines Jubelhennes. "Im echten Leben wird man ja nicht so schnell Jubelhennes, davon kann man nur träumen", sagt Claus Wiesbrock (48). Dafür war Wiesbrock aber Messdiener in St. Georg. Und zusammen mit seiner Messdienergruppe ein begeisterter Bierbrunnen-Gänger. Die nahm ihn beim Wort, als er schon vor Monaten mit der Idee eines privaten Bierbrunnen-Events schwanger ging. "Irgendwann kam ich aus der Nummer nicht mehr heraus", erzählt der Paderborner und lacht. "Vor allem den Kindern fehlt Libori ungemein" Denn da war ja auch noch seine Familie. "Vor allem den Kindern fehlt Libori ungemein", sagt Juliane Wiesbrock (40). Und nach dem Motto "Libori ist eben Libori" ließ man sich allerhand einfallen: Entenangeln, Dosenwerfen, einen Waffelstand und sogar einen Limo-Brunnen für den eigenen Garten. Kein Wunder, dass die Idee auch bei den Kindern der Freunde und Nachbarn prächtig ankam. So wie die Kulisse des Bierbrunnens, die nach eigenem Gebrauch verliehen wurde. "Der Domturm aus Sperrholz ist der Rest einer etwas groß geratenen Krippe, die in den 90er Jahren in der Georgskirche stand, den Rest habe ich mit auf Pappe aufgeklebten Fotos gebastelt", sagt Wiesbrock. Doch wie geht es mit Libori weiter? Immer wieder hört man den Wunsch, im Jubiläumsjahr vielleicht doppelt so lange zu feiern. "Ach nein, das ist doch nichts", ist dazu die Meinung unter den Gästen im Garten an der Goerdeler Straße. Hier diskutiert man lieber die alte Frage, ob man zu Libori extra Urlaub nehmen sollte oder lieber nicht. Und warum man irgendwann doch nicht mehr die Kondition hat, Libori an allen neun Tagen zu genießen. Was ist fürs nächste Jahr geplant? Dass das nächste Libori ein ganz besonderes werden sollte, steht jedoch auch für die Entscheidungsträger der Stadt Paderborn fest. "Bei einer Social-Media-Umfrage haben wir auch von dem Wunsch nach einer Verlängerung erfahren", sagt Stadt-Sprecher Jens Reinhardt. Das sei jedoch nicht so einfach. Es sei wahrscheinlich schwierig, die besondere Libori-Stimmung in der Stadt über so lange Zeit zu halten. Zudem handele es sich um eine Innenstadtkirmes, das bedeute Belastungen für die Anwohner. Reinhardt: "Wir denken mehr in Richtung besonderer Elemente, vielleicht mit Bezug auf den historischen Magdalenenmarkt. Das soll aber zunächst in den zuständigen Gremien diskutiert werden." In Anbetracht der noch bis auf Weiteres ungewissen Corona-Lage gebe es fürs nächste Jahr aber vor allem eine Hauptsache, betont Jens Reinhardt und sagt: "Das Wichtigste ist, dass wir überhaupt wieder ein annähernd normales Liborifest feiern können."

Meistgelesen