Anwohner beschwert sich über Lautstärke des Tivoli Wunderlands in Paderborn

Paderborn. Zu sehen ist das Tivoli Wunderland mit seinem mehr als 40 Meter hohen Sky Dance nicht, wenn Hans Peter Müller in seinem Garten sitzt. Dafür stehen zu viele Bäume im Weg. Aber er kann die Musik des temporären Freizeitparks hören, und das stört den Anwohner. "Ich finde, dass der Lärm unzumutbar ist", sagt Müller. Seit 21 Jahren wohnt er in der Straße Auf dem Bieleken, nur ein paar Hundert Meter vom Tivoli Wunderland entfernt gelegen. Während der gegenwärtigen Sommerferien drehen sich dort die Karussells von donnerstags bis sonntags, jeweils von 14 bis 21 Uhr. Mit dem Libori-Ersatz möchten die Schausteller zumindest teilweise die Einnahmeverluste wegen abgesagter Volksfeste auffangen. Dafür habe er auch Verständnis, sagt Müller. "Aber die Sache zieht sich unglaublich lange hin." "Ich kann nicht einfach fliehen" Der 67-Jährige beschwert sich insbesondere über das "gleichmäßige Wummern der Bässe", das in der Wohnung auch bei geschlossenem Fenster wahrnehmbar sei. Damit unterscheide sich die Tivoli-Musik von der Geräuschkulisse der angrenzenden A33. Auch der Autobahn-Lärm, der in den vergangenen Jahren zugenommen habe, ist ihm ein Dorn im Auge. "Eine gewisse Gewöhnung ist hier aber schon da", meint Müller. "Und am Wochenende ist es ruhiger, weil dann weniger Lkw fahren." Im Tivoli Wunderland werde hingegen gerade an den Wochenenden viel los sein, vermutet er. "Ich kann nicht einfach die nächsten Wochen in den Urlaub fliehen wie bei einem Schützenfest oder einer Kirmes." Lautstärke relevant für Baugenehmigung Müller hat sich mit seiner Beschwerde an die Stadt Paderborn gewandt. Deren Pressesprecher Jens Reinhardt sagt, dass die Lautstärke bei der Freizeitpark-Planung im Vorfeld Thema gewesen sei. Denn bei einer möglichen Lärmbelästigung für Anwohner würde es keine Baugenehmigung geben. Dieses Ausschlusskriterium habe zum Beispiel dazu geführt, dass auf dem gleichen Gelände kein Autokino zustande gekommen ist. Die Pollux-Betreiber hatten abendliche Filmvorführungen auf dem Parkplatz neben dem ehemaligen Gartenschau-Gelände angedacht. Abfahrende Autos nach Mitternacht hätten jedoch die Nachtruhe, die ab 22 Uhr gilt, gestört.Das Tivoli Wunderland schließt hingegen bereits um 21 Uhr. Und: "Eine schalltechnische Untersuchung des TÜV Nord führte zu dem Ergebnis, dass die nach den Immissionsschutzvorschriften einzuhaltenden Grenzwerte eingehalten werden können", sagt Stadt-Marktmeister Matthias Amediek. Worst-Case-Szenario unter Grenzwert Für die Prüfung errechnete der TÜV die maximale Lärmbelästigung für das nächstgelegene Wohnhaus, das sich in der Straße Auf dem Bieleken befindet. "50 Dezibel dürften erreicht werden, im Worst-Case-Szenario sind es beim Freizeitpark höchstens 48 Dezibel", erklärt Jens Reinhardt. Von nur zwei Dezibel Unterschied dürfe man sich nicht täuschen lassen, "das ist allerhand". Für das Tivoli Wunderland gelten übrigens strengere Lärmschutz-Regeln als bei Libori. Laut Reinhardt sei daher "alles im grünen Bereich". Wie bei Volksfesten seien Schausteller und Stadt bedacht darauf, möglichst ein Konfliktpotenzial mit Anwohnern zu vermeiden. Dazu gehört, so Hans-Otto Bröckling vom Paderborner Schaustellerverein, dass es auf dem Platz des Freizeitparks eine gemeinsame Beschallung gibt. Auf laute Fahrgeschäfte verzichtet "Lautstärke entsteht ja oft, weil Musik durcheinander gespielt wird", sagt der Vereinsvorsitzende. Zudem hätten die Schausteller auf Fahrgeschäfte mit besonders lauten Betriebsgeräuschen wie den Breakdancer verzichtet. Wie Bröckling erklärt, werden sich die Schausteller nun ein Schallpegelgerät kaufen, um zwischendurch die Lautstärke festzustellen. "Und dem Anwohner haben wir unsere Telefonnummer weitergegeben", sagt er. "Wenn er es zu laut findet, kann er sich melden und wir messen dann, ob alles okay ist."

Meistgelesen