Warum so viele Menschen auch im Auto zum Handy greifen

Paderborn. Die Deutschen greifen immer häufiger und immer länger zum Smartphone. Einer Studie zufolge verbringen sie im Durchschnitt mehr als zwei Stunden täglich mit dem Gerät. Und offenbar werden die Handys selbst dann nicht mehr weggelegt, wenn man sich eigentlich auf deutliche wichtigere Dinge konzentrieren müsste. Ein Beispiel ist das Autofahren, bei dem die Ablenkung des Fahrers schlimmste Folgen haben kann. Mehr als 2.000 Verstöße hat die Polizei 2019 im Kreis Paderborn registriert. Doch warum greifen so viele Menschen selbst hinterm Steuer zum Handy? Das hat die Neue Westfälische Tobias Matzner gefragt, Professor für Medien, Algorithmen und Gesellschaft an der Universität Paderborn. Der 40-Jährige beschäftigt sich mit den Auswirkungen der digitalen Technologien auf die Gesellschaft. Handy am Steuer Für Matzner kommen dabei zwei Faktoren zusammen. Zum einen sei das Handy einfach eine ganz alltägliche Sache geworden. Moderne Smartphones seien so beschaffen, dass man sie beinahe ohne zu denken benutzen könne. Die Gesten und Griffe liefen völlig automatisiert ab, seien buchstäblich in Fleisch und Blut übergegangen. Handynutzung sei eine so alltägliche Bewegung wie das Zähneputzen. Zum anderen sei auch das Autofahren heutzutage zur Routine geworden. Dazu komme dann noch, dass man in neueren Autos immer auch ein digitales Interface, wie etwa den Touchscreen des Bordcomputers benutze. Dadurch sei ohnehin schon ein Anreiz geschaffen, auch das Handy im Pkw zu benutzen. Immer online Dass man überhaupt ständig auf das Smartphone schaut, lässt sich laut Matzner so erklären: Erfolgreiche Apps seien eigens auf eine Weise gestaltet, die die Nutzer immer wieder an das Gerät bringt. Deshalb seien die Benachrichtigungen auch so eindeutig wie möglich: Es vibriert, es piept, es leuchtet rot. Neben diesen Designentscheidungen spiele es auch noch eine Rolle, dass Apps wie Whatsapp, Facebook, Instagram oder Twitter mit dem sozialen Netz verknüpft sind. Die Nutzer wüssten, dass eine Nachricht von Familie oder Freunden auf sie warte, wenn es brummt oder piept. Das mache diese Angebote so attraktiv und führe dazu, dass die Menschen das Handy nicht mehr aus der Hand legen. Die Folgen Welche Auswirkungen dieses ständige Vernetzt-Sein auf die Nutzer hat, hänge allerdings sehr von der Persönlichkeit und den sozialen Milieus ab. Obwohl es gewiss problematische Fälle gebe, bei denen es zu Schwierigkeiten in der Schule oder bei der Arbeit kommt, ist die Situation Matzner zufolge nicht so dramatisch, wie sie häufig beschrieben wird. Er betont auch die positiven Folgen für die Gesellschaft wie etwa den einfachen Austausch mit Menschen, die weit weg wohnen. Offline gehen Für Menschen, die ihre Handyzeit reduzieren möchten, hat Matzner mehrere Tipps parat. Manchen Menschen helfe Systematik, also zum Beispiel nur drei Mal am Tag Mails oder die sozialen Netzwerke checken anstatt bei jedem Ton draufzuschauen. Auch gebe es technische Hilfsmittel wie Apps, die den Nutzer für eine gewünschte Zeit vom Handy aussperren oder ein Feedback zur Nutzungsdauer geben. Die dritte Möglichkeit sei die schwierigste. Man könne das Problem in seinem sozialen Umfeld ansprechen und sagen: Das wird mir zu viel, das schaffe ich nicht mehr. Letztlich, so Matzner, seien Smartphones immer noch bloß Geräte und man könne immer noch selber darüber nachdenken, was man mit ihnen tue. (function(d,s,id){var js,fjs=d.getElementsByTagName(s)[0];if(d.getElementById(id))return;js=d.createElement(s);js.id=id;js.src='https://embed.playbuzz.com/sdk.js';fjs.parentNode.insertBefore(js,fjs);}(document,'script','playbuzz-sdk'));

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